Hirschberg: Chancen der Integration nicht vergeben, fordert Just
Beim Neujahrsempfang der Gemeinde Hirschberg widmet sich der Bürgermeister der Flüchtlingsthematik und anstehender Projekte

Bürgermeister Just sprach beim bestens besuchten Neujahrsempfang. Foto: Dorn
Hirschberg. (nip) "Die größte aller Herausforderungen der vor uns liegenden Jahre, ist die Bewältigung der Flüchtlingskrise": Beim gestrigen Neujahrsempfang der Gemeinde im Bürgersaal des Rathauses fand Bürgermeister Manuel Just eindringliche Worte. Verglichen mit der Weltbevölkerung im Jahr 1950 habe sich die Einwohnerzahl nahezu verdreifacht. "Unsere Welt verfügt über mehr als 7,3 Milliarden Menschen, und dennoch gewinnt man den Eindruck: Je mehr Menschen wir haben, desto mehr fehlt es uns an Menschlichkeit."
Die Gräueltaten der Terrormilizen und den von ihnen verantworteten Bürgerkriegen hätten im vergangenen Jahr mehr als 1,4 Millionen Menschen teils auf lebensgefährlichen Wegen nach Deutschland getrieben. "Es geht uns in Deutschland zu gut, um die Augen vor den Problemen in der Welt zu verschließen und Menschen, die um ihr Leben laufen, nicht zu helfen", sagte Just. Auch nach Hirschberg werden dieses Jahr wohl rund 200 geflohene Menschen kommen; da der größte Teil sicher bleiben werde, gelte es, sie mit allen Konsequenzen für Wohnraum, für Bildung, für Arbeit und für das gesellschaftliche Leben "in unsere Mitte zu integrieren". Dabei sei es klar, dass "die Menschen, die wir in unsere Gesellschaft integrieren, auch unsere Werte und Kultur akzeptieren". Man dürfe den Blick dafür nicht verlieren, was man "wahrhaftig schaffen könne und was nicht". Just sprach von Toleranz, Weltoffenheit und Hilfsbereitschaft. Werte, die über Hirschberg hinaus gelten müssten. Die Integration der Flüchtlinge sei eine Herausforderung, die auch Chancen beinhalte: "Lassen Sie uns diese bei einem gleichzeitig objektiven Umgang mit den Risiken nicht vergeben."
Gleichzeitig verteidigte Just sein Vorgehen bei der Standortsuche zur Unterbringung weiterer Asylsuchender in der Gemeinde; sonst ein Freund von aktiver Bürgerbeteiligung, sei diese hier angesichts verschiedenster Individualinteressen an ihre Grenzen gestoßen und hätte für Chaos und womöglich tiefe Gräben gesorgt. Die Standortentscheidung zur Containeraufstellung im Areal rund um das Hilfeleistungszentrum sei prädestiniert gewesen, um verantwortungsvoll von den gewählten Vertretern der "repräsentativen Demokratie" getroffen zu werden.
Dass es an Hilfsbereitschaft und Freigiebigkeit in Hirschberg nicht mangelt, stellten die vielen Besucher im Bürgersaal beim Besuch der Sternsinger im Anschluss unter Beweis: Die Kinder und Jugendlichen sammelten erneut für verschiedene Hilfsprojekte. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf dem Beispielland Bolivien: Die Sternsinger singen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung indigener Kinder und Jugendlicher. Just beleuchtete in seiner Rede zudem kommunalpolitische Projekte, die bereits aufs Gleis gebracht sind: Die Erweiterung und Sanierung der Schulen, die zweite Gruppe für den Waldkindergarten, der zudem eine neue Leitung erhält, den hoffentlich in diesem Jahr startenden Baubeginn für den evangelischen Kindergarten und für das Betreute Wohnen in Leutershausen. Hier werden bereits am 11. Januar per öffentlichem Losverfahren die 23 Hirschberger Eigentümer der ab Februar zu errichtenden Wohnungen ermittelt.
Spätestens Ende dieses Jahres soll dann auch die Gestaltung der Außenanlage an der Alten Villa zur öffentlichen Gartenanlage beginnen. Kurz streifte Just die gewerbliche Weiterentwicklung im Sterzwinkel mit einem zukunftsfähigen Edeka- und möglichst einem Drogeriemarkt sowie das Thema "Windkraft", dem er aus Gründen des Landschaftsschutzes skeptisch gegenübersteht.
Bevor knallende Sektkorken zum Umtrunk luden, gab es viel Applaus für die muntere musikalische Begleitung des Empfangs durch "Lynn Giegrich & Band" unter der Leitung von Jochen Pöhlert von der Musikschule Badische Bergstraße.



