Flüchtlinge in Weinheim: Helferabend trifft auf gewaltige Resonanz
Mitte der Woche interessierten sich über 500 Weinheimer für ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit

Ulrike Herrmann in der Stadthalle. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Es ist noch gar nicht so lange her, da teilte ein prononciertes Hamburger Nachrichtenmagazin die Republik via Titelbild in zwei Kategorien ein: ein helles und ein dunkles Deutschland. Hell sollte für die Hilfsbereiten stehen, die Flüchtlinge willkommen heißen und integrieren. Dunkel für diejenigen, die gegen Asylbewerber hetzen oder noch Schlimmeres unternehmen.
Weinheim hätte am Mittwochabend der Kategorie "leuchtend helles Deutschland" zugeordnet werden müssen: Die Resonanz auf die Infoveranstaltung unter dem Motto "Weinheim hilft" in der Stadthalle fiel derart groß aus, dass der Hausmeister sogar die Empore öffnen musste. Nach Angaben der Stadt kamen über 500 Interessierte. Sie erlebten einen rund eineinhalbstündigen Marathon durch vorhandene und geplante Helferstrukturen. Jede Rede von haupt- und ehrenamtlich Engagierten wurde mit Applaus bedacht. Vereinzelte Jubelrufe erklangen, als Weinheims Flüchtlingskoordinatorin Ulrike Herrmann bekannt gab, dass die Firma Freudenberg eine Großspende getätigt hat. Mit dem Geld sollen bis Anfang Dezember Räume angemietet werden, in denen sich die Helfer treffen können. Angebaut wird am Pilgerhaus. Hier fließen Stiftungsgelder. Unterkommen sollen bis zu 100 Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern fliehen mussten. Anders als Flüchtlingskinder in Begleitung Erwachsener fallen die Unbegleiteten in die Zuständigkeit der Jugendhilfe. In der Familienunterkunft im G.U.P.S.-Hotel wiederum leben ausschließlich Kinder, die mindestens einem Sorgeberechtigten zugeordnet werden können.
Die Organisatoren hatten das Thema Flüchtlingskinder als eines der stark bewegenden an den Anfang gesetzt. Komplex sahen danach die Schaubilder aus, mit deren Hilfe Ditmar Flothmann die Einteilung von Helfern und Koordinatoren erläuterte. Der langjährige Kommunalpolitiker und etliche weitere Ehrenamtliche arbeiten zur Stunde an einer Strukturierung der Flüchtlingsarbeit. "Im Moment funktioniert vieles auf Zuruf", so Flothmann. Sobald weitere Unterkünfte belegt sind, müsse man den Koordinationsaufwand allerdings mit zehn multiplizieren. "Das schafft auch Ulrike Herrmann mit ihrer 160-Stunden-Woche nicht mehr."
Vorgesehen ist jetzt zum einen der Aufbau einer "Patenschafts-Struktur": So sollen Ehrenamtliche die Möglichkeit erhalten, einen oder mehrere Asylbewerber persönlich zu begleiten. Andererseits und gleichzeitig sollen sich die Helfer in verschiedene Fachgebiete aufteilen, sodass jeder bei demjenigen Thema helfen kann, in dem er sich selbst heimisch fühlt. Ebenfalls im Aufbau ist ein Internetportal, unter dem Mitmach- und Spende-Möglichkeiten sowie Infos gebündelt werden. Eine Fragestunde gab’s nicht: Wer Infos wollte, konnte sich im Anschluss im Foyer umsehen. Dort warteten die Helfer an Tischen und gaben Auskunft zu Themen wie: Kinderbetreuung, Spracherwerb, Sportangebote oder berufliche Integration.



