Flächennutzungsplan "Windenergie": Viele Stellungnahmen auch von der Bergstraße
Der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim gab die Ergebnisse im Rahmen der Behörden- und Bürgerbeteiligung bekannt

Symbolfoto: dpa
Von Carsten Blaue
Bergstraße. Gestern hat der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim die Ergebnisse der Behörden- und Bürgerbeteiligung im Rahmen der Aufstellung des Flächennutzungsplans "Windenergie" bekannt gegeben. Die Stellungnahmen haben dazu geführt, dass mancher Standort für Windräder wieder ausgeschlossen wurde - etwa ein Teilgebiet am "Weißen Stein", wobei der Artenschutz eine besondere Rolle spielte. Auch die Hangkante des Odenwalds wurde als schützenswert erachtet. Die "Hohe Waid" bei Hirschberg und die Schriesheimer "Zins" gelten weiterhin als sogenannte "Konzentrationszonen" zum Bau von Winkraftanlagen.
Jedoch ist auch hier das letzte Wort noch nicht gesprochen. Positionen der Bürger würden im weiteren Planverfahren berücksichtigt, so der Nachbarschaftsverband.
Dieser erhielt insgesamt 892 individuelle Schreiben aus der Bürgerschaft. Dazu kamen 642 Stellungnahmen in Form von neun unterschiedlichen Musterbriefen - alles in allem also 1534 Schreiben mit 1914 Unterschriften. Sieben Bürgerinitiativen reichten zudem Unterschriftenlisten mit insgesamt 3123 Namen ein - darunter die BI "Gegenwind Hirschberg" mit 935 Namen sowie die Interessengemeinschaft Weinheim-Rippenweier und Heiligkreuz mit 572 Unterschriften. Auch die Schriesheimer IG Branich sagte Nein.
In Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim wurden fünf mögliche Konzentrationszonen zur Diskussion gestellt, die regelmäßig Auswirkungen auf alle drei Orte haben. Aus Hirschberg gab es 49 Stellungnahmen mit 58 Unterschriften. Diese sprachen sich fast durchweg gegen die möglichen Konzentrationszonen "Hohe Waid" und "Zins" aus. Die Argumente bezogen sich vor allem auf den Natur- und Landschaftsschutz, den Artenschutz sowie auf die Notwendigkeit, für Windräder Wald opfern zu müssen.
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Die Naherholung und die Auswirkungen auf das Landschaftsbild waren weitere Begründungen. Beispielsweise hieß es aus Hirschberg über die "Hohe Waid": "Natur und Landschaft bieten der Bevölkerung und Gästen hier einen besonderen Erholungswert. Bei der mitten darin liegenden ehemaligen Saatschule findet jährlich eine sehr beliebte mehrwöchige Ferienveranstaltung für die Hirschberger Kinder statt."
Aus Schriesheim erhielt der Nachbarschaftsverband 52 Zusendungen, die 77 Personen unterzeichneten. Diese bezogen nicht nur gegen Windräder auf der "Zins" und der "Hohen Waid" Position, sondern auch gegen die entsprechende Waldnutzung am "Weißen Stein". Hier waren die Auswirkungen auf Natur und Landschaft, den Artenschutz sowie das Landschaftsbild ebenso vorrangig. Zudem wurde der Wert des baulich recht unberührten Schriesheimer Tals und seiner direkten Umgebung herausgestellt.
In den Stellungnahmen an den Verband gingen die Bürger bis ins Detail, wurden aber auch grundsätzlich. So heißt es in einem Schreiben: "Politisch scheint mir die Rechnung einer lokalen Naturzerstörung, um Klimaschutzziele einzuhalten, äußerst fragwürdig." Auf das Vorkommen von Schwarzstörchen weisen gleich mehrere Bürger hin, dazu kommen Kraniche, Milane sowie Fledermausarten. Die Silhouette der unberührten Bergstraße und der Wälder wird an anderer Stelle als Kulturgut und Segen bezeichnet. Hingegen schreibt ein Befürworter, der Blick auf Windräder wäre hier "völlig in Ordnung".
"Nennenswerte Vorteile" für den Nachbarschaftsverband und seine Bürger sieht auch die Hirschberger Energiegenossenschaft Hohe Waid im Betrieb von Windkraftanlagen. Diese werden hingegen in einer Äußerung aus Schriesheims Ortsteil Ursenbach als "Monster" bezeichnet, denen man nur mit "gemischten Gefühlen" entgegensehen könne.
Insgesamt seien viele Anregungen der Bürger "sachlich, konstruktiv und hilfreich", so der Nachbarschaftsverband in seiner Bilanz. Für das weitere Planverfahren würden nunmehr weitere Kriterien und Aspekte vorliegen, die der Bürgerschaft besonders wichtig seien.
Gleichwohl, hieß es gestern von Verbandsseite, hätten einige Initiativen "öffentlichkeitswirksam und teilweise mit sachlich unzutreffenden Behauptungen" Positionen eingenommen, die zu einer "breiten Gegenwehr" gegen das Planverfahren an sich geführt hätten. Zudem hätten einzelne Initiativen die öffentliche Wahrnehmung "stark geprägt".



