"Festivaltage" in Weinheim

Soll das Waidseebad noch früher schließen?

Konzertveranstalter könnte sich das für die "Festivaltage" vorstellen

23.05.2017 UPDATE: 24.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Vor den Schlossparkkonzerten 2016 hatte es ebenfalls Sicherheitsdiskussionen und verstärkte Kontrollen gegeben. Der Park war aber noch relativ leicht zu kontrollieren. F.: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim/Hirschberg. Als die Mitarbeiter der Veranstaltungsagentur DeMi-Promotion gestern die Köpfe zusammenstecken, war die Stimmung angespannt: Die Schreckensmeldungen aus England haben auch den Hirschberger Konzertveranstalter erreicht - für den das Thema Sicherheit ohnehin eine große Herausforderung darstellt: "Die Horrormeldungen reißen nicht ab", hat DeMi-Chef Dennis Gissel festgestellt. Er erinnert sich noch gut an die Tage vor den Schlossparkkonzerten im Sommer 2016. Damals beherrschte der Anschlag von Ansbach die Schlagzeilen. Die Konsequenz: Gissel stockte die Security auf 60 bis 70 Mann auf. Teile des Parks wurden weit vor Beginn für Spaziergänger gesperrt - und blieben das ganze Konzertwochenende zu.

"Damals hatten wir aber ein Festivalgelände, das übersichtlich und in sich geschlossen war", so Gissel. Nach Anwohnerprotesten sowie Gesprächen mit Stadt und Feuerwehr hatte Gissel sich bereit erklärt, 2017 an den Waidsee zu gehen - und mit den Fantastischen Vier, Dieter Thomas Kuhn oder Cro passende Interpreten gefunden. Im Hinblick auf das Thema Sicherheit bereitet ihm aber nicht nur die Tatsache Sorge, dass das Seegelände sehr viel weitläufiger ist als der Park: "Der Badebetrieb im Strandbad läuft an allen Konzerttagen bis 15 Uhr weiter", gibt er zu bedenken. Dadurch habe die Security nur wenig Zeit, das Areal zu kontrollieren: "Wir weisen die Konzertbesucher in Weinheim und anderen Städten darauf hin, dass es die Einlasskontrollen verlängert, wenn sie Rucksäcke und Taschen mitbringen - da diese Behältnisse Risiken bergen können", sagt Gissel - wohl wissend, dass es für Badegäste kein informelles "Taschenverbot" geben kann. Er hofft nun auf weitere Gespräche mit der Stadt und wird auf direkte Nachfrage deutlich: Es sei aus seiner Sicht durchaus "eine mögliche Maßnahme", das Bad früher zu schließen.

Weinheims Verwaltungssprecher Roland Kern sieht diese Möglichkeit nicht - jedenfalls nicht auf den ersten Blick: "Das Strandbad hat seine zahlenden Gäste bereits beim Dauerkartenverkauf über die vereinbarten Änderungen bei den Öffnungszeiten informiert." Die Themen "Schließzeiten" und "Geländekontrolle" seien auch berücksichtigt worden, als das Sicherheitskonzept unter der Regie der Weinheimer Feuerwehr ausgearbeitet wurde, so Kern weiter: "Die furchtbaren Ereignisse von Manchester haben an der Ausgangslage nichts geändert; Sicherheit wird großgeschrieben."

Wie bereits berichtet, werden am 21., 22. und 23. Juli jeweils bis zu 10.000 Besucher erwartet, wobei die Obergrenze wohl nur beim Fanta-4-Konzert erreicht werden dürfte. Neben 70 bis 80 Sicherheitskräften, die DeMi selbst anheuert, bilden Polizei, Rettungsdienst und DLRG weitere Bausteine der Sicherheitsarchitektur. Diese umfasst auch Fluchtwege, wie Kern erläutert. So seien eigens Büsche gerodet und Zäune so präpariert worden, dass sie bei Bedarf schnell geöffnet werden können. Neben den Einlasskontrollen soll es schon auf den Wegen zum Gelände erste Sicherheitschecks geben, wie auch Gissel bestätigt. Dabei schauen die Experten zum Beispiel, ob sich Besucher auffällig verhalten.

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"Selbstverständlich wirkt sich das auch auf unsere Kalkulation aus", so Gissel. Er könne die Kosten nicht auf die Konzertgäste umlegen, "das läuft nicht über das Ticketing". Darüber hinaus sei es mit enormem Aufwand verbunden, alle externen Beschäftigten - einschließlich der Security selbst - zu überprüfen. Dennoch: "Wenn etwas passiert, sind Mehrkosten das kleinste Problem." Den viel zitierten 100-prozentigen Schutz gebe es zwar nicht: "Aber mit einem guten Sicherheitskonzept kann man Gefährder durchaus ausbremsen." Apropos Sicherheit: Während Großveranstalter wie er gesetzlich verpflichtet seien, eine Security zu stellen, würden "Versammlungsstätten" wie Kinos oder Geschäfte sehr viel weniger geschützt: "Diese Debatte wird die kommenden Jahre prägen", ist er sich sicher.

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