Entwicklung in Weinheim

OB lehnt Gewerbegebiet Tiefgewann ab

Oberbürgermeister Heiner Bernhard: Ohne Gewerbegebiet "Hintere Mult" sind bis zu 200 Arbeitsplätze bedroht.

03.04.2017 UPDATE: 04.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Rathaus im Weinheimer Schloss. Foto: Reinhard Lask

Weinheim. (keke) Auf seinem Schreibtisch lägen "massiv Anfragen" nach Gewerbeflächen, so Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann im Verlauf des jüngsten "Weinheimer Mittagstreffs" des Netzwerks Wirtschaft und Verwaltung: "Allein es fehlt an Grundstücken." Hinzu komme, so Stuhrmann, ein äußerst aggressiver Abwerbungskampf, den benachbarte Kommunen um Weinheims Unternehmen führen. Sollte der Gemeinderat mit Blick auf die weitere Ansiedlung von Firmen nicht Nägel mit Köpfen machen und neue großflächige Areale ausweisen, kämen auf die Zweiburgenstadt in puncto Gewerbesteuereinahmen schwierige Zeiten zu: "Wenn wir den bisherigen Standard der Stadt auch nur annähernd halten wollen, geht dies nur durch eine Verbesserung der Einnahmesituation."

Hoffnung setzt der Wirtschaftsförderer auf eine Klausurtagung des Gemeinderats, die noch vor der Sommerpause stattfinden soll. Dabei soll das Gremium über eine Grundkonzeption zur Gewerbeflächenausweisung diskutieren. Der Ausweisung von Flächen im "Tiefgewann" erteilte OB Heiner Bernhard dagegen eine klare Absage. Hier bestehe eine klare Restriktion durch die "hundertjährige Hochwassersituation" sowie eine neue Rechtsstruktur beim Thema Hochwasser. Nachmessungen des Regierungspräsidiums Karlsruhe an der "Neuen Weschnitz" hätten bestätigt, dass die dortigen Dämme zu niedrig seien: "Beim Eintreten eines Jahrhunderthochwassers droht die Überflutung des Gebiets." Deshalb, so der OB, bleibe die Verwaltung bei ihrer Auffassung, "nur im äußersten Notfall auf dieses Gebiet zurückzugreifen".

Als mittelfristige Alternative zu einem möglichen Gewerbegebiet Breitwiesen bringt die Verwaltung das Gebiet "Hintere Mult" ins Spiel. Im angrenzenden Bereich hätten "mindestens zwei Firmen aktuelle Erweiterungsabsichten geäußert". Sollten sich diese Pläne zerschlagen, so Bernhard, drohe der Verlust von bis zu 200 Arbeitsplätzen: "Bensheim steht Gewehr bei Fuß und hat unterschriftsreife Pläne vorgelegt." So soll sich der Rat bereits am morgigen Mittwoch mit einem entsprechenden städtebaulichen Konzept befassen und ins Bebauungsplanverfahren für die "Hintere Mult" einsteigen - ohne vorherige Beratung im Ausschuss für Technik und Umwelt und ohne die Klausur im Sommer abzuwarten.

Das im Norden Weinheims projektierte Gewerbegebiet an der "Bergstraße/Langmaasweg" (B 3) stellte Sven-Patrick Marx vor, Leiter des Amts für Stadtentwicklung: Wegen seines länglichen Zuschnitts stellt das 7,2 Hektar große Gebiet "keine einfache Gewerbelage" dar. Ein Bebauungsplan besteht seit 2008: "Seit drei Jahren arbeiten wir intensiver daran." Eine vorzeitige Besitzeinweisung sei bereits erfolgt. Sowohl für kleinere Gewerbebetriebe als auch für das Handwerk ist das Gebiet dennoch interessant, weil eine hervorragende Anbindung an das überörtliche Straßennetz und den Öffentlichen Nahverkehr besteht: "Der Bus braucht fünf Minuten bis zum Hauptbahnhof."

Das Umlageverfahren hat bereits begonnen. Schon von 2018 an könnte die Vermarktung der Grundstücke beginnen, so Marx. Ohne dass es bisher größere Akquisen gegeben hätte, liegen bereits jetzt zehn konkrete Anfragen vor. Die Verwaltung rechnet hier mit 35 bis 38 Betrieben. Die Grundstücke sind zwischen 900 und 4500 Quadratmetern groß, Zusammenlegungen möglich. Der Quadratmeterpreis dürfte bei 165 Euro liegen.

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Die Wirtschaftsförderung führt eine Interessentenliste, fragt Kriterien wie Branche und Zahl der Arbeitsplätze ab. Schon jetzt steht fest, dass 2018 an der B 3 in Höhe des Friedhofs ein Kreisverkehr angelegt wird. "Allerdings nicht zeitgleich mit der Verlegung der RNV-Gleise an der Luisenstraße", sagte OB Bernhard.

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