Was in diesem Jahr in Weinheim wichtig wird
Viele Feste - aber auch viele Sorgen - Weinheim bietet ein fast mediterranes Lebensgefühl

Weinheim bietet ein fast mediterranes Lebensgefühl: Traditionell füllt sich bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen der Marktplatz der Zweiburgenstadt rasend schnell. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim/Rhein-Neckar. Was passiert 2017 in den zehn größten Städten und Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises? Welche Entscheidungen stehen an, welche Projekte sollen realisiert werden? Was bewegt die Bürger? Die RNZ nimmt Weinheim, Sinsheim, Schwetzingen, Leimen, Wiesloch, Hockenheim, Eppelheim, Walldorf, Sandhausen und Schriesheim unter die Lupe. Heute geht der Blick nach Weinheim.
Die größte Stadt im Rhein-Neckar-Kreis wächst weiter: Zum Jahreswechsel knackte Weinheim erstmalig die 45.000- Einwohner-Marke. Kein Wunder: Wohnungen und Bauplätze sind gefragt, die Leute zieht es in die Stadt unter den Burgen.
Dort kann man sich auch 2017 auf Attraktionen freuen, etwa das Waidseefestival mit den Fantastischen Vier Ende Juli oder die Altstadtkerwe Mitte August. Kulturfreunde kommen unter anderem beim Draußentheater im Schlosspark auf ihre Kosten. Kurz: Spätestens vom Frühjahr an ist in der Innenstadt mit ihren vielen Restaurants und Kneipen ständig etwas los. Dennoch sehen die Kommunalpolitiker kaum Gründe, die Korken knallen zu lassen.
Denn Weinheim steht vor großen Herausforderungen. Das Mittelzentrum hat etwas mehr als 45.000 Einwohner, stellt aber eine Infrastruktur für bis zu 65.000 Menschen zur Verfügung, sagt Oberbürgermeister Heiner Bernhard. Das bezieht sich vor allem auf die Bereiche Bildung, Nahverkehr, soziale Betreuung und Freizeiteinrichtungen wie etwa öffentliche Schwimmbäder. Die Folge: Die Stadtfinanzen sind seit Jahren in Schieflage.
Und das spüren auch die Bürger: Erst vergangenes Jahr mussten zwei Hallenprojekte in den südlichen Ortsteilen auf Eis gelegt und damit viele Träume begraben werden. Mehrere öffentliche Gebäude sind sanierungsbedürftig, auch an den Straßen und Brücken stehen Reparaturen an.
Um den Haushalt gerade zu rücken, will Bernhard neue Gewerbesteuerzahler anlocken: "Dies wird das Thema des Jahres." Aus Sicht der Experten in der Verwaltung eignen sich die "Breitwiesen" an der A 5 am besten. Aber eine Bürgerinitiative und der Verein "Landerlebnis Weinheim" wehren sich. 2013 hatte die Mehrheit der Wähler ein Gewerbegebiet an der Autobahn verhindert, per Bürgerentscheid. Landwirtschaftliche Flächen und Naherholungsgebiete dürften nicht dem Beton zum Opfer fallen, das Ergebnis des Bürgerentscheids müsse auch nach Ablauf der dreijährigen Änderungssperre respektiert werden, so die Erschließungsgegner.
Eine Alternative wäre das "Tiefgewann" im Nordosten der Stadt, in direkter Nachbarschaft zur Firma Freudenberg. Jetzt warten beide Seiten auf das Regierungspräsidium in Karlsruhe. Die Behörde soll im Februar klarstellen, ob und unter welchen Auflagen das Tiefgewann überhaupt in Frage kommt. Aktuell ist es Hochwasserschutzgebiet.
Steuereinnahmen werden in jedem Fall gebraucht. So soll die Sanierung der fünf Felder starken Sporthalle des Bonhoeffer-Schulzentrums (1800 Schüler) noch in diesem Jahr anlaufen. Kostenpunkt: rund sechs Millionen Euro. Und dies ist nur ein Beispiel von vielen. Und dann ist da noch das Thema Anschlussunterbringung: Im Moment leben etwas mehr als 200 anerkannte und geduldete Flüchtlinge in 68 Stadt- und Privatwohnungen sowie in Containern.
Bis Ende 2018 hat die Stadt mit rund 300 weiteren Flüchtlingen zu rechnen, die eine Anschlussunterbringung benötigen. Dafür werden Unterkünfte an sieben Standorten gebaut, ein weiterer wird vom Rhein-Neckar-Kreis übernommen. In den geplanten Sozialwohnungen sollen zunächst Flüchtlinge, langfristig aber auch bedürftige Menschen aus Weinheim leben. Proteste aus den betroffenen Nachbarschaften hatten die Standortwahl begleitet. Für die Anschlussunterbringung hoffen die Weinheimer auf Fördermittel des Landes in Höhe von 25 Prozent. Doch politisch bleibt das Thema ein heißes Eisen - auch weil niemand sagen kann, wie viele Menschen noch Wohnungen brauchen. Stichwort: Familiennachzug. Außerdem betreibt der Rhein-Neckar-Kreis derzeit noch Asylunterkünfte in Weinheim - in zwei ehemaligen Hotels sowie in eigens dafür gebauten Häusern. Aktuell sind hier 370 Asylbewerber vorläufig untergebracht.
Ein sichtbarer Erfolg in den bisher knapp zwei Amtszeiten von Oberbürgermeister Heiner Bernhard: Die Innenstadt ist inzwischen weitestgehend saniert, seit 2016 gilt das auch für das Shoppingcenter Weinheim Galerie. Im Herbst 2017 soll das runderneuerte Multzentrum in der Weststadt mit einem "Riesen-Rewe" an den Start gehen. Dazu dürften auch die Fachmarktzentren in der früheren Nudelfabrik "Drei-Glocken" und am ehemaligen Güterbahnhof voll werden. Und in der City will ein Investor auch die Karlsbergpassage sanieren.