Edingen-Neckarhausen: Nicht ein Wahlbezirk ging an Mittelgewann-Befürworter
Analyse des Bürgerentscheids: Meiste Bebauungskritiker kamen aus "Mittelgewannbezirk" - Auch in Neckarhausen viele "Ja"-Stimmen

Mit 30,8 Prozent hatten die Gegner des Baugebiets im sogenannten "Mittelgewannbezirk" in Edingen, sprich Grenzhöfer Straße Richtung Heidelberg, den höchsten Stimmenanteil. Es folgten 29,99 Prozent Stimmenanteil im Wahlbezirk rund um den Edinger Ortskern. F.: Dorn
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Der erste Bürgerentscheid in der Geschichte von Edingen-Neckarhausen brachte am Sonntag ein klares Ergebnis: 32,8 Prozent der Wähler lehnen eine Bebauung der Edinger Außenrandlage "Im Mittelgewann" ab, 16,5 Prozent votierten dafür.

Als "sehr gut" bezeichnete Bürgermeister Simon Michler die Wahlbeteiligung von 49,40 Prozent. Von 11.180 Stimmberechtigten gingen 5523 an die Urnen in insgesamt zehn Wahlbezirken. Eine kleine Herausforderung war die Abstimmungsfrage, die lautete: "Sind Sie dafür, dass der Gemeinderatsbeschluss (Tagesordnungspunkt 6) vom 21. September 2016 zur Aufstellung des Bebauungsplans ,Edingen-Südost-Mittelgewann II‘ mit einem Geltungsbereich von 15 Hektar aufgehoben wird und die mit diesem Bebauungsplan beabsichtigte Bebauung des Mittelgewanns unterbleibt?" Das heißt, wer gegen die Bebauung war, musste mit "Ja" stimmen, wer dafür war, mit "Nein". Dennoch gab es lediglich 13 ungültig ausgefüllte Wahlzettel (0,24 Prozent), was laut Bürgermeister eine vernachlässigbare Größe darstellt.
Gegner und Befürworter des Mittelgewanns brauchten jeweils ein Quorum von mindestens 20 Prozent, also 2236 Stimmen, um eine Entscheidung herbeizuführen. Die Gegner des Baugebiets kamen auf 3670 Stimmen und überschritten das Quorum damit locker. 15 Prozent der Wahlberechtigten hatten sich für die Briefwahl entschieden.
Mit 30,8 Prozent hatten die Gegner des Baugebiets im sogenannten "Mittelgewannbezirk" in Edingen, sprich Grenzhöfer Straße Richtung Heidelberg, den höchsten Anteil, allerdings mit fünf ungültigen auch hier die höchste Fehlerquote. Mit 1805 Wahlberechtigten war das zugleich das größte Gebiet.
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Es folgten 29,99 Prozent im Wahlbezirk rund um den Ortskern von Edingen und 27,50 Prozent aus Edingen-Südwest, dem Bereich "über den Schienen". Allerdings hatten die Gegner nicht überall in den vier Wahllokalen in Edingen die besten Ergebnisse. Im "Hirsch" kamen sie für den Bereich Friedrichsfelder Straße Richtung Mannheim auf 20,32 Prozent.
Mit 20,41 Prozent stimmte das sogenannte "Oberdorf" von Neckarhausen (Speyerer Straße Richtung Edingen) gegen das Mittelgewann. Im Ortskern von Neckarhausen sagten sogar 21,66 Prozent, dass sie das Baugebiet ablehnen.
Es gab nur zwei Gebiete, wo die Gegner unter 20 Prozent fielen: In den Wingertsäckern (Areal hinter der Bahnlinie) lehnten 19,84 Prozent die Bebauung ab und in Neu-Edingen waren es 15,87 Prozent. Hier war die Differenz zwischen Gegnern und Befürwortern mit 5,92 Prozent Unterschied am geringsten. Allerdings ging kein einziger der zehn Wahlbezirke (darunter zwei für die Briefwahl) an die Befürworter des Mittelgewanns. Zumeist waren die Gegner um bis zu 75 Prozent stärker.
Natürlich liegt es nahe, dass die unmittelbar Betroffenen in Edingen am vehementesten gegen das geplante Baugebiet stimmten. Das Ansinnen der Bürgerinitiative, den ländlichen Charakter von Edingen zu erhalten, traf aber offenbar auch in Neckarhausen und Neu-Edingen einen Nerv. Im Prinzip eine gute Sache, zeigt es doch, dass sich die Doppelgemeinde mehr und mehr als Ganzes versteht. Dennoch bleibt das Thema "Wohnbedarf" akut. Es wird nun Aufgabe des Gemeinderats sein, eine Lösung zu finden.
Im September des Vorjahres hatten sich CDU, SPD, Bürgermeister Simon Michler und Einzelgemeinderat Uli Wetz mehrheitlich für eine Bebauung des 10,7 Hektar großen Areals im Mittelgewann ausgesprochen.
Unabhängige Bürgerliste und Offene Grüne Liste waren dagegen; fünf Gemeinderäte waren bei dem Thema befangen, weil sie oder Angehörige bis zum dritten Verwandtschaftsgrad im Mittelgewann Grund und Boden halten.
Die Bürgerinitiative "Bürgerbegehren Mittelgewann", nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren in "Rettet das Mittelgewann" umbenannt, stritt engagiert, mitunter rau im Ton, hart in der Sache.



