Bürgerentscheid Mittelgewann: So verlief die Abstimmung in Edingen-Neckarhausen
Gähnende Leere am Morgen: In den ersten zwei Stunden kam kaum jemand in die Wahllokale.

Gegen Mittag läuft es in den Wahllokalen in der Pestalozzi-Schule in Edingen ganz gut. Hier gab auch das Ehepaar Nicolai seine Stimme ab. Foto: Pilz
Edingen-Neckarhausen. (nip) Ein blitzblauer Himmel und eine warme Sonne schienen am gestrigen Wahlsonntag übers "Mittelgewann" in Edingen, den Grund für Edingen-Neckarhausens ersten Bürgerentscheid in seiner Geschichte. Ein Idyll in Außenrandlage, über das schon viel gesagt und geschrieben worden ist. "Der Central-Park" von Edingen sei es, dort gebe es die besten Böden im Ortsteil und Fuchs und Hase könnten sich im Mittelgewann tatsächlich noch gute Nacht sagen, weil es sie dort, neben Steinkauz und Specht, wirklich noch gibt.
Ein strahlender Wahlsonntag also, am Mittag noch mit gänzlich ungewissem Ausgang. Auch was das erforderliche Quorum an Stimmen angeht. 20 Prozent der über 11.100 Wahlberechtigten müssen entweder für "Ja" stimmen und somit den Gemeinderatsbeschluss hinfällig werden lassen, oder das Kreuzchen beim "Nein" setzen, was eine Bebauung ermöglichen könnte.
Eine Umkehrfrage, die im Wahllokal in Neckarhausen bei einer älteren Dame Unsicherheit auslöst. "Es tut uns leid, aber wir dürfen da nicht helfen", bedauert Bürgermeister-Stellvertreter Markus Schläfer. Bloß keinen Fehler machen, damit der Wahlausgang nicht anfechtbar wird. "Der Zuspruch bei uns ist verhalten", sagt Schläfer in der Oberndorff-Schule. Das sei aber zu erwarten gewesen: "Es ist ja klar, dass das Interesse in Edingen noch größer ist." Ebenfalls etwas schleppend verlief der Wahltag in Neu-Edingen im Verwaltungsgebäude der Firma Cooper Standard. Dort positioniert sich jedoch Johannes Bieniek klar für eine Bebauung: "Junge Leute brauchen Wohnraum. Und so ein großes Baugebiet ist das nicht."
Seine Lebensgefährtin Marliese Weisgerber darf zwar nicht abstimmen, aber die Friedrichsfelderin ist derselben Meinung: "Suchen Sie mal in Edingen eine Wohnung. Menschen wollen doch auch einen schönen Lebensraum. Die Tiere suchen sich woanders etwas."
Im "Hirsch" in Edingen freut sich Jutta Vierling darüber, dass auch Erstwähler ab 16 Jahren kommen. Von der Beteiligung her sei noch Luft nach oben, sagen die Wahlhelfer hier. Dafür läuft es in der Pestalozzi-Schule und in der Alten Schule ganz gut. "In den ersten beiden Stunden kam aber niemand. Das liegt sicher an der Zeitumstellung", erklärt Hauptamtsleiterin Elke Hugo. Inklusive der Briefwähler liege man jetzt um halb eins bei 40 Prozent Wahlbeteiligung, im Raum nebenan vermeldet Bernie Walter sogar 57 Prozent. In Neckarhausen waren es da gerade einmal 16,45 Prozent.
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"Wir wurden vorab schon mal gefragt, warum wir so eine komische Wahlfrage stellen", meint CDU-Gemeinderat Georg Schneider in der Pestalozzi-Schule. "Das müsste doch jeder verstehen. Alle haben doch mit der Wahlbenachrichtigung ein Infoblatt bekommen", findet Theresa Ding in der Alten Schule. Die Wähler kommen aus allen Altersschichten - ebenso wie die Wahlhelfer. Auch Jugendgemeinderäte sind mit dabei.



