Die Weinheimer Kerwe ist dieses Jahr symbolfrei
Luftfracht mit Figuren noch nicht angekommen - Der Paukenspieler kommt erst 2017 zum Einsatz

Von Günther Grosch und Philipp Weber
Weinheim. Das gab es in der mehr als 30-jährigen Geschichte des Weinheimer Kerwesymbols erst ein einziges Mal. In diesem Jahr scheinen sich die Befürchtungen von Peter Gérard (Foto: Kreutzer) jedoch erneut zu bestätigten: "Wir wissen nicht, wo unser 'Paukenspieler' abgeblieben ist", so der Vorsitzende des Heimat- und Kerwevereins "Alt Weinheim" gestern Nachmittag gegenüber der RNZ.
Das alljährlich bei Kerwebesuchern begehrte und vor allem unter Sammlern hoch im Kurs stehende Kerwesymbol, dessen Erwerb am Samstagabend, 13. August, 21 Uhr, auch zum Eintritt der Schlosspark-Illumination "Nacht der tausend Lichter" berechtigt, ist bisher nicht in Deutschland angekommen.
Dass die annähernd zehn Zentimeter große und um den Hals zu tragende Holzfigur noch rechtzeitig das Sextett der bisher aus Kapellmeister, Trommler, Ziehharmonikaspieler, Klarinettist, Geiger und Beckenspieler bestehenden Trachtenkapelle um ein weiteres Mitglied verstärken kann, daran glaubt Gérard nicht mehr: "Auch 2009 haben wir vergeblich auf die Lieferung gewartet", erinnert er sich.
Als "Eintrittskarte" für die Schlossparkbesucher gibt es in diesem Jahr deshalb anstelle des Musikanten zum Preis von fünf Euro voraussichtlich Handgelenksbändchen. "Wir haben für den Fall der Fälle bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen", so der Heimat- und Kerwevereinsvorsitzende.
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Mit dem Kauf des Kerwesymbols unterstützen die alljährlich nach Tausenden zählenden Kerwegäste aus der gesamten Region traditionell die vielfältigen Aufgaben der "Alt-Weinheimer". Gérard: "Was insbesondere für die Beleuchtung mit den bunten Lichterketten im gesamten Kerwegebiet gilt."
Doch warum müssen die Figuren ausgerechnet aus China kommen? "Das ist Handarbeit. Würden wir die Symbole in Deutschland bestellen, würde der Eintritt zur Parkillumination 10 Euro pro Person kosten, Minimum", so Gérard. Daher bezieht der Verein die Figuren seit knapp 20 Jahren aus Fernost. Das Geschäft läuft über einen Zwischenhändler, der sich um die Details kümmert. Doch auch bei dem hat sich der chinesische Produzent offenbar noch nicht gemeldet.
"Wir wissen nicht einmal, ob die Figuren überhaupt schon ausgeliefert wurden", bedauert Gérard. Er und seine Vereinskollegen mussten lediglich zur Kenntnis nehmen, dass die Fracht noch nicht da ist. "Selbst wenn sie jetzt noch ankäme, würde es keinen Sinn mehr machen, dieses Jahr mit dem Kerwesymbol zu arbeiten", erläutert Gérard. Schließlich werden die Figuren schon im Vorfeld des Straßenfests in ausgewählten Geschäften verkauft - was mit so wenig Vorlaufzeit unmöglich wäre.
"Ich bezweifle aber stark, dass wir vor der Kerwe noch etwas von unseren Symbolen sehen", sagt der Vorsitzende. Die Figuren kämen per Luftfracht - bei ihrer Ankunft in Deutschland müssten die kleinen Paukenspieler noch den Zoll passieren: "Und das dauert normalerweise drei bis vier Tage."
Jetzt müssen die Kerweorganisatoren das Beste aus der Situation machen: "Wenn die Symbole da sind, kommen sie ins Lager", so Gérard. Heißt: Die Kerwekapelle wird dann eben 2017 um einen Paukisten ergänzt. Laut Gérard war es bereits letztes Jahr knapp zugegangen in Sachen Kerwesymbol: Damals kamen die Figuren zwei Wochen vor dem Start des Straßen- und Brauchtumsfests in der Zweiburgenstadt an. Damals entschied die Vereinsführung, den Vorverkauf anlaufen zu lassen - der zeitlichen Knappheit zum Trotz.
Doch müssen es wirklich handgearbeitete Figuren sein? Auch hierauf hat Kerweorganisator Gérard eine Antwort parat: "Wir haben auch Versuche mit Figuren aus Spritzguss gemacht", sagt er. Doch auch hierfür hätte der Verein ein beträchtliches Sümmchen investieren müssen - "jedenfalls wenn man eine halbwegs saubere Qualität will", so Gérard.
Doch so ärgerlich die Sache mit den Kerwesymbolen auch ist: Am Gesamterfolg der Woinemer Altstadtkerwe 2016 zweifeln die Organisatoren - die gestern bereits im Kerwehaus in der Münzgasse zugange waren - keine Sekunde. Dafür ist das Fest viel zu populär.



