Zwei Baustellen auf einmal – Musste das sein?
Vor Ende der Vollsperrung in Bammental ging es in Gaiberg los. Der Grund: "Politischer Druck".

Von Christoph Moll
Bammental/Gaiberg. "Es ist extrem", sagt Friedbert Ohlheiser. Der Bammentaler wohnt an der innerörtlichen Umleitungsstrecke für die gesperrte Ortsdurchfahrt am Ortsausgang Richtung Gauangelloch. Seit Anfang der Woche die L600-Ortsdurchfahrt von Gaiberg voll gesperrt ist, hat der Verkehr in Bammental stark zugenommen. "Von den 13.000 Fahrzeugen, die jeden Tag durch Gaiberg gefahren sind, fahren nun gefühlt 8000 bis 10.000 durch Bammental", so Ohlheiser. Dabei sollten diese eigentlich die offizielle Umleitung über Mauer, Schatthausen und Gauangelloch nutzen, die aber einen weiten Umweg bedeutet.
"Man versteht an der Straße sein eigenes Wort nicht mehr", verdeutlicht Ohlheiser. "Es fahren dauernd Autos durch das Wohngebiet." Und nicht nur diese. Das Durchfahrtsverbot für Lastwagen sei ohnehin schon ignoriert worden. "Und nun ist es noch schlimmer geworden", sagt der CDU/BV-Gemeinderat. Viele Bürger würden ihn ansprechen. Der Zweite Vorsitzende des FC Bammental findet es "ein bisschen unglücklich", dass mit der Gaiberger Baustelle vor Ende der Vollsperrung in Bammental begonnen wurde.
"Es ist spürbar, dass mehr Verkehr ist", sagt auch Bammentals Bürgermeister Holger Karl. Die Zunahme sei seiner Ansicht nach aber nicht so dramatisch, dass weitere Maßnahmen erforderlich seien. "Wir haben bei Besprechungen immer wieder darauf hingewiesen, mit der Sperrung in Gaiberg noch zu warten", berichtet Karl. "Es wurde dann aber doch anders gemacht." Ein Lichtblick: Die Sanierung der Bammentaler Ortsdurchfahrt soll noch vor den Sommerferien abgeschlossen werden. In zwei Monaten hat sich das Problem mit dem Verkehr im Wohngebiet erledigt.
Doch warum wurde nicht mit der Sanierung in Gaiberg gewartet? Das für die dortige Landesstraße L 600 zuständige Regierungspräsidium in Karlsruhe verweist darauf, dass es sich in erster Linie um eine Maßnahme der Gemeinde Gaiberg handelt. Für die Erschließung des neuen Gewerbegebietes seien umfangreiche Leitungs- und Kanalarbeiten in der Ortsdurchfahrt erforderlich. "Da die Fahrbahn in diesem Bereich ein sanierungsbedürftiger Abschnitt im Erhaltungsprogramm des Landes ist, konnten wir mit der Gemeinde eine Vereinbarung treffen, nach der die Gemeinde im Rahmen der Maßnahme die Fahrbahn saniert und wir die Kosten tragen", so Behördensprecherin Clara Reuß. "Die Abwicklung und Terminierung der Baumaßnahme liegt allerdings im Verantwortungsbereich der Gemeinde."
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Gaibergs Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel verweist auf den "politischen Druck" im Ort. Der Gemeinderat habe entschieden, mit der Sanierung nicht länger zu warten. Denn, wenn das Gewerbegebiet am Ortsausgang Richtung Manfred-Lautenschläger-Kreisel nun nicht erschlossen werde, sei der dort geplante und von Bürgern gewünschte Penny-Markt in Gefahr. Dieser hätte nach der ursprünglichen Planung schon im vergangenen Dezember eröffnen sollen. "Wir können nicht warten, bis alle Baustellen in der Umgebung fertig sind", so Müller-Vogel. "Mit den Sommerferien entspannt sich die Lage." Gut sei auch, dass die Arbeiten in Gaiberg mit Verzögerung begonnen haben, sodass der Zeitraum mit zwei Baustellen noch kleiner sei. Müller-Vogel verweist darauf, dass auch die Belastung in Gaiberg groß sei, da viele Autos ihre Wege durch Wohngebiete um die Baustelle herum suchen. "Das wird sich aber normalisieren", meint sie. "Es wäre schön, wenn die offizielle Umleitung genutzt wird."
Sowohl Petra Müller-Vogel als auch Holger Karl würden sich wünschen, dass nun – wenn die Gaiberger Ortsdurchfahrt ohnehin gesperrt ist – auch der marode L 600-Abschnitt zwischen Gaiberg und Bammental saniert wird. Dieser sei in einem "katastrophalen Zustand", aber bis 2030 sei keine Sanierung geplant, so Müller-Vogel. "Der Abschnitt der L 600 zwischen Gaiberg und Bammental beinhaltet derzeit keinen zu sanierenden Erhaltungsabschnitt im Erhaltungsprogramm des Landes", bestätigt Behördensprecherin Reuß.



