Bammental befürwortet Sonderumlage für VHS
Zustimmung trotz Unverständnis

Das Bammentaler Rathaus. Archiv-Foto: Reinhard Lask
Bammental. (bmi) "Auch Sie hätten sich sicher einen anderen Start gewünscht, nun sind Sie mit dieser Riesen-Aufgabe konfrontiert." Mitgefühl steckte in den Worten von Bürgermeister Holger Karl an Malte Awolin, Leiter der Volkshochschule (VHS) Eberbach-Neckargemünd. Der war als "Bittsteller" in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zu Gast, um das Gremium zur Zustimmung zu einer Sonderumlage in Höhe von rund 37.000 Euro für die Einrichtung zu bewegen. Das gelang wie berichtet auch in weiteren VHS-Mitgliedskommunen. Doch alle Zweifel und Unklarheiten konnte Awolin in Bammental nicht ausräumen.
Unbestritten ist: Die Lage der VHS ist misslich. Weil sie bis Ende 2022 Verluste von insgesamt 400.000 Euro erwartet, benötigt sie für ihren Fortbestand von den zwölf fördernden Kommunen eine Sonderumlage von rund 355.000 Euro, 2021 rund 275.000 und 2022 voraussichtlich 80.000 Euro. Dem auf Bammental entfallenden Anteil von 37.000 Euro – knapp 29.000 in diesem und gut 8000 Euro im kommenden Jahr – stimmte der Gemeinderat bei zwei Enthaltungen einstimmig zu. Er kommt zu den Mitgliedsbeiträgen von jährlich etwa 11.600 Euro hinzu.
Die Vertreter aller Fraktionen betonten jeweils ihre Wertschätzung für die VHS, ihr Einverständnis mit Corona-bedingten Mehrausgaben – aber auch ihr Unverständnis zur Kalkulation. "Ich kann die Zahlen nicht nachvollziehen", "Es leuchtet mir nicht ein" oder "Ich verstehe es einfach nicht", hieß es immer wieder. "Die VHS muss doch enorme Einsparungen bei den Räumen und beim Personal haben, wenn dieses zu 80 Prozent in Kurzarbeit ist", hakten etwa Rainer Stetzelberger und ähnlich Albrecht Schütte (beide CDU/BV) sowie Clemens Deibert (UWB) nach. Nicht nur Rüdiger Heigl (SPD) wunderte sich, dass bereits jetzt für das Jahr 2022 mit 80.000 Euro Verlust und folglich einer Sonderumlage in Höhe von 70 Prozent des normalen Mitgliedsbeitrags gerechnet werde.
Die Kurzarbeit bringe für das erste Halbjahr 2021 40.000 Euro Ersparnis, so Awolin. Bei den Raumkosten sei eine vierstellige Kostensenkung zu erwarten. Insgesamt betonte er, dass die Kalkulation vom schlimmsten Szenario – null Einnahmen, null Zuschüsse – ausgehe. "Alle Verluste sind auf pandemiebedingte Faktoren rückführbar", erklärte er angesichts der knapp 125.000 Euro Verlust 2020. "Wir haben dennoch gut gewirtschaftet. Die Kurse, die wir anbieten konnten, haben einen kleinen Gewinn eingebracht." Während der Pandemie habe man sich auf das Kernprogramm konzentriert, trotzdem 120 von 220 externen Lehrkräften eingebunden. Eine "Fluchttendenz" oder Umorientierung könne er nicht erkennen, so Awolin auf Nachfrage von Heigl.
"Als ich im April 2020 bei der VHS angefangen habe, standen wir bei der Digitalisierung nahe null", erklärte der VHS-Chef. Mittlerweile seien Plattformen erprobt. Ein reines Digitalangebot sollte aber nicht das Ziel sein, sondern eher eine punktuelle Erweiterung, beantwortete Awolin die Nachfrage von Fotios Dimitriou (Pro Bammental). "Da gibt es andere Anbieter, die das schon länger und professioneller machen. Unsere Stärke ist die Präsenz und die soziale Funktion. "
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Und die soll erhalten bleiben, da waren sich alle einig. "Es steht uns gut zu Gesicht, diese Einrichtung mit Überzeugung zu tragen", schloss Rathauschef Karl.



