B37-Baustelle Neckargemünd

"Ich bin froh, dass es geschafft ist" - Bürgermeister im Interview

Im RNZ-Interview zieht Bürgermeister Frank Volk ein Fazit der siebenmonatigen B 37-Baustelle - Er sagt: "Ich war immer entspannt"

18.12.2017 UPDATE: 19.12.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 54 Sekunden

Seit Freitag rollt der Verkehr ungehindert - nicht nur zur Freude von Frank Volk. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. 227 Tage stand Neckargemünd in diesem Jahr im Zeichen der Sanierung der Bundesstraße 37 in der Ortsdurchfahrt mit der dreimonatigen Vollsperrung der Friedensbrücke. Von Anfang Mai bis zur vergangenen Woche mussten die Einwohner, aber auch Tausende Autofahrer aus den Umlandgemeinden mit der Baustelle und ihren Folgen klarkommen. Das Regierungspräsidium erneuerte die B 37 zwischen den beiden Stadteingängen von Schlierbach und von Neckarsteinach kommend, die Stadt die Kanalisation und die Stadtwerke Gas- und Wasserleitungen. Gesamtkosten: rund vier Millionen Euro. Seit Freitag herrscht überall wieder freie Fahrt. "Für die Verwaltung ist die Baustelle aber noch nicht beendet", sagt Bürgermeister Frank Volk im RNZ-Interview.

Herr Volk, die Bauarbeiten an der B 37 sind still und leise ohne großes Aufsehen zu Ende gegangen. Gibt es denn nichts zu feiern?

Wir hatten überlegt, dass wir nach der Sanierung der Friedensbrücke ein Brückenfest veranstalten. Diese Idee haben wir aber wieder verworfen, denn wir hätten die Brücke für das Fest wieder sperren müssen. Es gab Bedenken, dass das nicht gut ankommt. Still und heimlich haben wir aber mit den Bauarbeitern und den Planern ein kleines "Berg-Fest" gefeiert.

Wie fällt denn Ihr Fazit aus?

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Ich bin erleichtert und froh, dass es geschafft ist. Einerseits. Andererseits war ich immer entspannt, weil die Planer einen guten Job machen. Die Zusammenarbeit war äußerst angenehm. Wir wussten, dass wir uns zu 100 Prozent aufeinander verlassen konnten. Es war ganz klar ein Vorteil, dass wir mit der Strabag nur ein Unternehmen hatten. Mit einer Vergabe an 15 bis 20 Einzelfirmen wäre die Abwicklung dieser großen Baustelle in so kurzer Zeit nicht möglich gewesen. In der Region heißt es schon, dass Baustellen überall so ablaufen sollten wie in Neckargemünd. Nicht vergessen darf man dabei aber auch, dass allein im Rathaus vier Mitarbeiter in der Öffentlichkeitsarbeit, im Ordnungsdienst, in der Bauverwaltung und im Stadtmarketing mit der Baustelle beschäftigt waren.

Was bleibt positiv in Erinnerung?

Der Höhepunkt für mich war, als vergangene Woche die letzten 400 Meter asphaltiert wurden. Hier wurden an einem Tag 650 Tonnen Asphalt aufgebracht. In guter Erinnerung bleibt der Zeitpunkt Ende Mai, als sich die Beschwerde-E-Mails in Lob-E-Mails wandelten. Schön war auch, dass wir quasi über Nacht mit der Feuerwehr organisieren konnten, dass die Schulkinder morgens über die große Kreuzung gelotst werden. Die Kinder haben sich an die neuen Wege gehalten. Die Erwachsenen haben sich schwerer getan.

Und was bleibt negativ im Gedächtnis?

Ganz klar das Gasleck im Juli. Darauf hätten wir gerne verzichten können. Das hat uns zum Schluss auch die Verzögerung von zwei Wochen eingebracht. Sonst wären wir pünktlich Ende November fertig gewesen. Äußerst ungerecht empfand ich Kommentare, dass nicht schnell genug gearbeitet werde. Nur an einem Freitagnachmittag war niemand mehr auf der Baustelle, weil es die Arbeitsabläufe nicht zuließen. Teilweise wurde von 6 bis 21 Uhr sowie freitag- und samstagabends gearbeitet. Negativ war auch, dass sich manche Verkehrsteilnehmer nicht an die Regeln gehalten haben. So ist einmal ein Campinganhänger im 28 Zentimeter tief abgefrästen Baufeld gelandet. Da ist einiges kaputt gegangen.

Zahlreiche Gewerbetreibende hatten mit Umsatzeinbußen zu kämpfen.

Die gab es zwischenzeitlich. Wenn eine Tankstelle nur schwierig zu erreichen ist, bleiben Kunden weg. Das ist auch nicht wieder aufzuholen. Auch Einkaufsmärkte hatten Einbußen, manche haben stark gelitten. Es gab allerdings auch findige Aktionen mit Baustellenrabatten.

Gerade im Vorfeld der Großbaustelle gab es viele Befürchtungen. Sie gaben sich jedoch stets entspannt. Wie sicher waren Sie sich?

Ich war mir total sicher. Die Planer hatten vom ersten Tag an den Eindruck vermittelt, dass sie es drauf haben. Und diesen Eindruck haben sie mehr als bestätigt. Es gab einen taggenauen Baustellenplan. Oft waren die Arbeiten früher fertig als geplant - in Kleingemünd sogar zwei Wochen früher.

Besonders die Vollsperrung der Friedensbrücke stand in der Kritik.

Sie hat sich aber bewährt. Das sieht man auch daran, dass diese kritischen Stimmen alle verstummt sind. Ohne die Vollsperrung hätte es noch mehr Staus gegeben. Nur so konnte in verschiedenen Baufeldern gleichzeitig gebaut werden. Wenn man nicht gerade zu den Stoßzeiten unterwegs war, dann hielt sich der Zeitverlust auf dem Umweg über Ziegelhausen in Grenzen.

Dennoch gab es auch lange Staus - vor allem in Kleingemünd.

Das war aber auch zu erwarten. Wenn man eine Straße sperrt und es würde gar keine Staus geben, dann bräuchte man sie auch nicht. Die Staus konnten aber durch verschiedene Maßnahmen in Grenzen gehalten werden.

Wie beurteilen Sie die Qualität der Arbeiten?

Es gibt einen kleinen Abschnitt in der Bahnhofstraße, in dem der Asphalt uneben ist und es beim Darüberfahren ruckelt. Das für die Sanierung zuständige Regierungspräsidium wird bei der Abnahme sicher darauf eingehen. Ansonsten lässt es sich nun gut durch Neckargemünd fahren. Die Anwohner sind froh, weil Schlaglöcher und wackelnde Kanaldeckel keinen Lärm mehr machen.

Was bleibt von den letzten sieben Monaten - außer einer sanierten Straße?

Viele Neckargemünder haben durch die Baustelle gemerkt, dass sie vieles zu Fuß und mit dem Fahrrad erledigen können. Ich denke, dass auch die Hemmschwelle zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr gesunken ist.

Wurden die Kosten eingehalten?

Wir haben für unseren Teil - also im Wesentlichen die Kanalsanierung mit rund 400.000 Euro - bisher noch nichts von Steigerungen gehört. Die Schlussabrechnung kommt aber erst noch und muss im Bauamt geprüft werden. Für die Verwaltung ist die Baustelle noch nicht beendet. Das geht noch ein halbes Jahr.

Nach der Baustelle ist meistens vor der Baustelle. Wo geht es weiter?

Aktuell ist uns nichts bekannt. Die Kreisstraße zwischen Neckargemünd und Rainbach sollte dieses Jahr gemacht werden, wurde aber wegen der B 37-Baustelle verschoben. Sie könnte nächstes Jahr an der Reihe sein. Die Gehwege der Friedensbrücke werden wohl nächstes oder übernächstes Jahr saniert. Vorher muss klar sein, wie der Radweg Richtung Heidelberg verlaufen soll.

Ganz sicher aber wird nächstes Jahr in der Bammentaler Ortsdurchfahrt und an der L 600 zwischen Gaiberg und Leimen gebaut.

Ich rate allen Beteiligten aus Erfahrung zu Gelassenheit. Ich wünsche mir mehr Fairness und Vertrauen gegenüber den Planern und den Baufirmen, die einen guten Job machen. Außenstehende können die komplizierten Abläufe meist nicht beurteilen. Ich warne vor Horrorszenarien.

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