B37-Baustelle Neckargemünd

Die Anwohner fühlen sich "eingesperrt"

Seit der Melacpass dicht ist, gibt es hier mit dem Auto kein Entkommen mehr - Anwohner und Gewerbetreibende sind stocksauer

13.12.2017 UPDATE: 14.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Hinten gesperrt und vorne gesperrt: Roland Koneczny (von links), Giuseppe Fritsch und Yalcin Yenice müssen seit Tagen hinter rot-weißen Absperrungen leben und arbeiten. Fotos: Alex/Moll

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Yalcin Yenice hat seit Kurzem eine Straße vor der Tür. "Die Leute denken, dass mein Hof eine Autobahn ist", schimpft der Betreiber der Autowerkstatt in der Bahnhofstraße an der Einmündung zum Melacpass. Seit der Melacpass am vergangenen Wochenende voll gesperrt wurde, versuchen sich die Autofahrer über seinen Hof an den Absperrungen vorbeizuschlängeln und so die noch bestehende halbseitige Sperrung der B 37 zu umfahren oder ins Wohngebiet hinter der Bahnlinie zu kommen. Haben sie es in den Melacpass geschafft, gibt es aber kein Entkommen mehr. Denn auch die andere Zufahrt wurde dichtgemacht. Es geht weder rein noch raus. Anwohner und Gewerbetreibende sind stocksauer. Sie sagen: "Wir wurden eingesperrt."

Der Paketbote, der am Mittwoch in den Melacpass fahren wollte, ist ein ordentlicher Mensch. Er stellte die Absperrung wenigstens wieder zurück, nachdem er sie zum Durchfahren aus der Verankerung gehoben und beiseite geschoben hatte. Das machen aber nicht alle Autofahrer. Die Folge ist ein kleines Verkehrschaos.

Dass die Sperrung Sinn ergibt und den Verkehrsfluss auf der B 37 verbessert, ist unbestritten. Aber nicht an dieser Stelle, kritisiert Giuseppe Fritsch. Der Stadtrat der Freien Wähler hätte sich gewünscht, dass die Bahnunterführung noch offen bleibt und die Absperrung erst dahinter aufgestellt wird. Auch dann würde sie ihren Zweck, Autos von der B 37 fernzuhalten, noch erfüllen. So aber hat Fritsch nun eine Autowerkstatt, die nicht mehr mit dem Auto erreicht werden kann. Ein Schildbürgerstreich, wie er findet. "Wir könnten zumachen", meint er. Zum Glück hat er aber mit Yalcin Yenice einen netten Kollegen. "Ich mache für seine Kunden meinen Hof auf", sagt er.

Die Sperrung kam für alle überraschend: Am vergangenen Samstag um 12 Uhr stellten Arbeiter die rot-weißen Hindernisse auf - ohne vorherige Ankündigung. Die Bitte, die Absperrungen woanders aufzustellen, sei nicht erhört worden. "Es gab einen Riesenzoff", erzählt Fritsch. Die Polizei wurde eingeschaltet. In der Straße geparkte Autos kamen nicht mehr heraus. "Man kann den Anwohnern doch nicht zumuten, über fremdes Privatgelände zu fahren", findet Fritsch.

Auch interessant
Baustelle B37 Neckargemünd: (Fast) Freie Fahrt zwischen der Neckargemünder Altstadt und Heidelberg

Einer dieser Anwohner ist Roland Koneczny. "Ich stelle die Absperrung beiseite, wenn ich rausfahren will", gibt er zu. "Das klappt wunderbar." Einmal jedoch blieb er mit dem Unterboden seines Autos hängen und hat sich einen Teil der Stoßstange abgerissen. Zum Glück ist Nachbar Fritsch KFZ-Meister und Koneczny einer der wenigen Kunden, die noch legal zu ihm fahren dürfen. Koneczny nimmt alles mit Humor: "Der Schleichverkehr durch die B 37-Baustelle hat nun ein Ende, die Ruhe ist auch schön." Auch er kritisiert aber, dass es keine Benachrichtigung für die Anwohner gab: "Es wurde einfach zugemacht."

Dafür wäre das Regierungspräsidium zuständig gewesen, sagt Frank Volk. Der Bürgermeister machte in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend aber Hoffnung auf ein baldiges Ende der B 37-Sanierung und somit auch eine Wiederfreigabe des Melacpasses. Ob es mit der neuen Fahrbahnmarkierung noch vor Weihnachten klappt, hänge vom Wetter ab. "Die Bauarbeiten werden aber am Freitag abgeschlossen", sagte Volk.

Bis dahin parkt Yalcin Yenice sein Auto quer auf dem Hof seiner Werkstatt, um den Schleichverkehr zu verhindern: "Es ist gefährlich, ich habe ein kleines Kind - das kann doch nicht angehen!"

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.