Viel versprochen, wenig gehalten
Kritiker sehen sich bestätigt - Dennoch wird die Schließung bedauert - Kiosk bleibt dauerhaft erhalten

Von Philipp Weber
Weinheim. Obwohl es "nur" um die Thematik Gastronomie geht, schlug die Nachricht am Dienstagabend ein wie eine Bombe: Das Schlossparkrestaurant, Weinheims "Erstes Haus am Platz", steht vor der Schließung. Das Tagesgeschäft läuft noch bis 31. August.
Bereits gebuchte Feste wie Hochzeiten richtet der Betrieb aber noch bis zum 31. Dezember aus. Nach Angaben der Stadt Weinheim hat Pächter Robin Ebinger von der Weinheimer Schlossparkrestaurant GmbH die Schließung damit begründet, dass ihm Personal fehle.
Im jüngsten Eintrag auf der "Facebook"-Seite der Schlossgastronomie steht davon allerdings nichts zu lesen. Dort hieß es am Mittwoch: "Unser gastronomisches Konzept wurde leider nicht so gut angenommen, wie wir es gehofft und geplant haben." Dennoch wolle man allen Gästen und Partnern danken - und dem Nachfolgepächter Glück wünschen.
Dass Personalprobleme eine Rolle gespielt haben könnten, erschließt sich allerdings aus einem Eintrag vom 5. Juli. Dort hieß es, dass der Betrieb wegen Krankheitsfällen die (damalige) Woche über keine A-la-Carte-Reservierungen annehmen könne.
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Carsten Labudda hat die Pächter kritisiert.
Die Kritiker von Pächter Ebinger, hinter dem die Hanauer Cube GmbH steht, können sich nun bestätigt fühlen. Einer davon ist Stadtrat Carsten Labudda (Die Linke), der allerdings keine Genugtuung verspürt, wie er im RNZ-Gespräch betont: "Es ist sehr schade, dass das Restaurant nicht mehr für die Parkbesucher geöffnet hat." Der Lokalpolitiker hatte in der März-Sitzung des Gemeinderats bemängelt, dass der Pächter den preisgünstigen Mittagstisch gestrichen hatte.
Es gehöre zu den Risiken eines Unternehmers, dass eine Konzeption scheitert, sagt Labudda heute: "Ich frage mich aber, ob die Konditionen für das Personal attraktiv genug waren - und ob das Konzept des Pächters die angepeilte Zielgruppe erreicht hat: Das Preis-Leistungsverhältnis war wohl nicht so, dass die Laufkundschaft oder die Freunde von Specials anbissen."
Geärgert hatte sich Labudda, der schon 2016 kein großer Fan der auswärtigen Bewerber war, allerdings über anderes. So hätten die Hanauer nicht mit Substanz füllen können, was sie der Verpächterin - sprich: der Stadt und deren politischer Vertretung - im Sommer 2016 "vollmundig" versprochen hatten.
Damals hatte der Hauptausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung über die Vergabe der Fünfjahrespacht zu entscheiden. Als es zwischen dem Betrieb der Weinheimer Familie Salazar und den Hessen unentschieden stand, entschied das Los.
"Damals hieß es, dass es mindestens ein preisgünstiges Essen am Tag geben solle", so Labudda. Außerdem habe der Pächter auch vorgehabt, den Schlosskeller zu renovieren und mit Veranstaltungen zu bespielen - und den Schlosspark-Kiosk zu betreiben.
Der günstige Mittagstisch fiel bereits im Winter verkürzten Öffnungszeiten und mangelndem Interesse zum Opfer, im Schlosskeller tat sich nichts - und auch der Kiosk-Betrieb drohte zu scheitern. Immerhin letzteres Problem ließ sich auf sympathische Weise lösen: Restaurantpächter und Behörden stimmten einer Unterverpachtung zu.
Die Betreiberinnen Sonja Kunz, Lucia Kratzer und Anke Sickinger-Fetzner übernahmen die Regie - und etablierten ein Kiosk-Angebot, das Gediegenheit mit Öko-Bewusstsein und Liebe zur Literatur verbinden soll. "Coffee to slow im Schlosspark" titelte die RNZ im April, als sie das Angebot vorstellte.

"Der Kiosk wird sehr gut angenommen. Niemand hat vor, im Zuge der Restaurant-Schließung auch den Kiosk zu schließen. Da wird man eine Lösung finden", teilt die Stadt mit. Bestätigt wird zudem, dass es bei den Pacht-Verhandlungen 2016 auch um den Schlosskeller und eine mögliche Nutzung gegangen war: "Das ist richtig. Es war allerdings keine Bedingung", heißt es dazu aus dem Rathaus: "Es wurde auch klar gesagt, dass die Nutzung des Kellers in einer Priorisierung hinter dem Umbau der Gasträume liegt."
Ein Grund für die Entscheidung vieler Mandatsträger pro Cube GmbH war aber auch die Tatsache, dass die Gesellschaft bereit war, in die Sanierung eben jener Gasträume zu investieren. Muss nun die Stadt ran? Klare Antwort: Nein. "Der Pächter hat investiert und das finanzielle Risiko getragen", teilt die Stadt hierzu mit.
Stadtrat Labudda will sich trotzdem genauer darüber informieren, wie es denn nun weitergehen könnte: "Letztlich bringt es nichts, über verschüttete Milch zu klagen. Wir brauchen einen verlässlichen Pächter für unsere Park-Gastronomie." Vielleicht findet sich ja ein einheimischer Gastrobetrieb. Bewerber hatte es 2016 ja genug gegeben.
Info: Der Schlosspark-Kiosk hat freitags von 14 bis 17.30 sowie samstags und sonntags von 13 bis 17.30 Uhr geöffnet. Ebenso an Feiertagen - "und wenn wir da sind".



