Schlosspark-Restaurant Weinheim

Hat der Lokal-Betreiber den Vertrag gebrochen?

Pächter wehrt sich gegen die Vorwürfe – Fehlende Gäste als Grund

15.03.2018 UPDATE: 16.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden

Im Frühjahr 2017 eröffneten OB Heiner Bernhard (M.) sowie die Gastronomen Thorsten Bamberger (l.) und Robin Ebinger das erneuerte Schlosspark-Restaurants. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Der Ärger um das Schlosspark-Restaurant ist neu - der Grund dafür allerdings ein paar Monate alt: Bereits seit dem vergangenen Spätherbst hat die Gastronomie mittags zu. Nach Angaben der Geschäftsführung war die Besucher-Frequenz zuletzt zu gering. Die Verwaltung wusste Bescheid. Die Geschäftsführung hatte vorab das Gespräch gesucht. Seither hat das Lokal dienstags bis samstags jeweils von 17.30 bis 22.30 Uhr geöffnet. Doch in der Kommunalpolitik kam die Streichung des Mittagstischs erst letzte Woche an.

Der Grund: Vom 30. März an gelten nicht mehr die Winter- sondern die verlängerten Sommer-Öffnungszeiten. Und auch hier gibt es Änderungen. Während das Restaurant im Winter sonntags und montags gänzlich geschlossen hatte, werden die Ruhetage vom 30. März an auf Montag und Dienstag gelegt.

Das rief zunächst den Rotary Club auf den Plan. Die Rotarier halten ihre Clubabende seit Jahr und Tag dienstags ab. Mit dem seit Frühjahr 2017 wiedereröffneten Schlosspark-Restaurant hatten sie ein Lokal mit ausreichend großem Nebenraum für sich entdeckt. Das plötzliche Aus für den rotarischen Dienstag war den zum Teil lokalpolitisch engagierten Rotariern sauer aufgestoßen. Es folgte eine Anfrage im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU). Die RNZ berichtete und Stadtrat Carsten Labudda (Die Linke) las.

"Dass der Mittagstisch gestrichen wurde, hat mich ziemlich überrascht", sagte er am Donnerstag im Gespräch. Er vermisst keine Clubabende, aber die Einhaltung konkreter Versprechungen.

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Hintergrund: Im Sommer 2016 hatte der Hauptausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung einen neuen Pächter zu bestimmten. Der langjährige Schlossgastronom Jan Hutter hatte die Pacht nicht mehr verlängert. Außerdem stand eine Renovierung an. Am Ende entfielen auf die Weinheimer Gastronomenfamilie Salazar (Café Florian) ebenso viele Stimmen wie auf die Hanauer "Cube" GmbH. Das Los entschied für die Hanauer. Sie hatten quasi im Elfmeterschießen gewonnen.

Aber es war nicht nur Glück, so Labudda: "Das Gesamtkonzept hat überzeugt. Dazu gehörte aber auch die Zusage, einen preisgünstigen Mittagstisch anzubieten, der Gäste mit kleinerem Einkommen anspricht." So tat Labudda am Mittwoch im Gemeinderat das, was die Rotarier vorgemacht hatten: Er nahm Stellung. "Ich empfinde das Vorgehen des Pächters als Vertragsbruch", sagte er. OB Heiner Bernhard und Erster Bürgermeister Torsten Fetzner wiesen das zurück. "Der Betreiber hat das nachvollziehbar begründet", sagte Bernhard: "Es gehen nicht genug Weinheimer dort Mittagessen." Die Pacht selbst werde pünktlich überwiesen, sagte der OB. Zudem komme der Pächter auch seinen Instandhaltungspflichten nach.

Er glaube nicht, dass die Stadt die Ausrichtung des Lokals über den Pachtvertrag regeln könne, sekundierte Fetzner: "Zumindest wüsste ich nicht, welche Sanktions-Möglichkeiten wir haben." Labudda will das nur sehr begrenzt gelten lassen: "Ich fühle mich getäuscht." Er werde den Eindruck nicht los, dass sich der Pächter auf Events und Familienfeiern konzentriere: "Aber dafür haben wir die Räume nicht verpachtet. Es geht ja um unseren Park und dessen Besucher."

Thorsten Bamberger hat die Debatte überrascht: "Wir haben das mit dem Mittagstisch ernsthaft probiert", beteuert der Geschäftsführer der GmbH. Es sei jeweils auch ein Mittagessen zu Preisen von unter 10 Euro angeboten worden. "Wer kam, war zufrieden. Aber die breite Resonanz blieb aus, vor allem als es kälter wurde", sagte er der RNZ.

Da die Angestellten mehr oder weniger vergeblich auf Gäste warteten, habe er die Reißleine gezogen. Abends und vor allem am Wochenende liefen die Geschäfte dagegen sehr gut, sagt er. Dazu trage auch die Tatsache bei, dass geschlossene Gesellschaften und "A la carte"-Gäste seit der Renovierung parallel bewirtet werden können: "Es ist schade, dass keiner von denen, die uns kritisieren, vorab das Gespräch gesucht hat." Auch bei den Rotariern habe er keine derart verärgerten Töne vernommen, schildert er.

Die Stadt betont ihrerseits, dass es sich bei den neuen Öffnungszeiten um vorübergehende Anpassungen handle. Der Pachtvertrag habe sich nicht geändert, er sei durch "mündliche Absprachen" ergänzt worden. Über eine Verlängerung des Fünfjahresvertrags wolle man derzeit nicht diskutieren, hieß es: Vielmehr wünsche die Stadtspitze dem Pächter Erfolg - und viele Gäste.

Stadtrat Labudda überzeugt das nicht: "Ich habe mich an die Stadt gewandt, weil das naheliegend war." Wenn Bamberger sich erklären wolle, könne und solle er das im Hauptausschuss tun. Denn für Labudda sind Fragen offen: "Zum Beispiel sollte auch der Schlosskeller wiederbelebt werden." Und auch zum Parkkiosk - hier soll es technische Probleme geben - habe er noch Fragen, so der Linken-Politiker.

Info: Die Sommeröffnungszeiten ab dem 30. März sind: mittwochs bis freitags 14.30 bis 17.30 (Kaffee und Kuchen) und 17.30 bis 21.30 Uhr warme Küche (geöffnet bis 23 Uhr). Samstags und sonntags gibt es von 11.30 bis 14.30 Uhr warme Küche (auch zu günstigen Preisen), bis 17.30 Uhr dann Kaffee und Kuchen und bis 21.30 Uhr warme Küche (geöffnet bis 23 Uhr).

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