Neue Landtagswahl-Kreise

Schiebt man Hirschhorn und Neckarsteinach hin und her?

Erneute Missachtung oder Zusatzhelfer? Die neue Landtagswahlkreis-Einteilung löst ein unterschiedliches Echo aus.

18.05.2022 UPDATE: 19.05.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden
Das hessische Neckartal mit Neckarsteinach und Hirschhorn bleibt zwar weiter im Landkreis Bergstraße. Bei der nächsten hessischen Landtagswahl gehören aber beide Städte zum Wahlkreis 53 Odenwald (und nicht mehr wie bisher zu Bergstraße Ost). Grafik: RNZ-Repro

Hirschhorn/Neckarsteinach (fhs) Auch eine Folge der Landflucht im Hessischen ist, dass sich mit abnehmender Bevölkerung etwa im Odenwaldkreis die Anzahl der Menschen verringert, die ein(e) Abgeordnete(r) im Landtag vertritt. Dabei sollte die in allen Kreisen annähernd gleich sein. Nicht allein wegen des Odenwaldkreises, aber dennoch wirksam zur nächsten Landtagswahl 2023 haben sich daher jetzt die Zuschnitte der Landtagswahlkreise geändert. Dabei wechseln Hirschhorn sowie Neckarsteinach von der Bergstraße in den Odenwald.

Bislang gehörte das hessische Neckartal sowohl zum Landkreis Bergstraße wie zum Landtagswahlbezirk 55 (Bergstraße Ost). Der Kreis bleibt, der Wahlbezirk nicht: Künftig zählen Hirschhorn und Neckarsteinach zum Wahlkreis 53 (Odenwald). Über Auswirkungen und Akzeptanz dieses vom hessischen Landtag im März beschlossenen Neuzuschnitts gehen die Meinungen vor Ort auseinander. Verabschiedet worden war die Neuordnung mit den Stimmen der schwarz-grünen Regierungskoalition sowie der oppositionellen FDP. Sie folgten einem Urteil des Staatsgerichtshofes und der Vorgabe der hessischen Verfassung.

Hintergrund

> Nach der Landtagswahl 2018:

Prozentangaben: Wahlkreis (+ Landesliste)

Wahlkreis 54 Bergstraße

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> Nach der Landtagswahl 2018:

Prozentangaben: Wahlkreis (+ Landesliste)

Wahlkreis 54 Bergstraße West:

Alexander Bauer (CDU) 29,1 (32,6) %

Wahlkreis 55 Bergstraße Ost 55:

Birgit Heitland (CDU) 31,6 (28,7) %

Karin Hartmann (SPD) 20,1 (17,2) %

Rolf Kahnt (AfD) 14,1 (13,8) %

Wahlkreis 53 Odenwald:

Sandra Funken (CDU) 28,4 (26,6) %

Rüdiger Holschuh (SPD) 28,2 (22,7) %

Frank

Diefenbach (Grüne) 14,7 (15,7) %

Moritz Promny (FDP) 9,2 (8,5) %

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"Wenn Sie mich als Verwaltungsfachmann fragen: Es ist nun ein Gesetz", erklärt Neckarsteinachs Bürgermeister Herold Pfeifer und meint damit, so kommt es jetzt nun mal. "Aber mir stellt sich da schon die Frage: Werden wir da überhaupt wahrgenommen. Schiebt man uns nur hin und her?" Süffisant merkt Pfeifer an: Der Gedanken liege nahe, man habe daran erinnern wollen, dass Neckarsteinach ja schon mal überlegt hatte, ob es ihm nicht in Baden-Württemberg besser gehe. "Bürger haben mich darauf angesprochen, die das schrecklich finden", so Pfeifer. Er präzisiert, er meine Bürger, die sich für ihre Kommune engagierten, nicht einfach nur "Einwohner", die dies herzlich wenig interessiere.

"Also ich finde, das hat eher Auswirkungen ins Positive", urteilt hingegen ganz anders Pfeifers Hirschhorner Amtskollege Oliver Berthold. Er ist der Meinung, dass die Zuordnung von Hirschhorn in einen anderen als den bisherigen Landtagswahlkreis für die Bürger weitestgehend ohne Auswirkungen bleibe. Über den Kreistag behalte die Stadt weiter ihre Kontakte zu den bisherigen Abgeordneten, die gleichsam Fürsprecher in Wiesbaden für Hirschhorner Belange seien könnten, und nun kommen im Odenwaldkreis nochmals neue Vertreter hinzu. Somit verdoppele sich also die Zahl derer, die im Landtagsausschüssen oder im Plenum sich für Hirschhorner Belange einsetzen und als Fürsprecher angegangen werden könnten.

Zudem seien die Ansprechpartner in Erbach oder Grasellenbach in der Praxis einfacher zu erreichen als in der Bergstraßen-Kreisstadt Heppenheim oder in Zwingenberg. Das Umstellen auf neue Ansprechpartner sieht Berthold nicht als Schwierigkeit an, da ja auch im (bisherigen) Landtagswahlkreis erst der Wechsel vom langjährigen Abgeordneten Peter Stephan auf Birgit Heitland erfolgt sei mit entsprechendem Neuknüpfen der Netzwerke zwischen ihr und Hirschhorner Vertretern und Institutionen. Ebenso gelte dies für Karin Hartmann von der SPD, die angekündigt hat, 2023 nicht mehr kandidieren zu wollen.

Aber wie Berthold sieht auch Neckarsteinachs Rathauschef Pfeifer die Neuaufnahme von Beziehungen nun zu Sandra Funken (CDU) und Rüdiger Holschuh (SPD) als unproblematisch an. Pfeifer: "Das kriegen wir auch noch hin."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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