Nachruf

Thomas Ballenweg war jahrzehntelang das Gesicht der Mosbacher RNZ

Der ehemalige Redaktionsleiter ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Über ein halbes Jahrhundert schrieb er für die RNZ.

24.06.2022 UPDATE: 25.06.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
So kannte man „tom“ zu seinen RNZ-Zeiten: immer unterwegs, die Kameratasche stets um die Schulter. Mehr als 30 Jahre lang leitete er die Mosbacher Lokalredaktion. Archivfoto: Theer

Von Jörn Ludwig

Reichenbuch/Mosbach. Das Kürzel "tom" war jahrzehntelang aus der Mosbacher Ausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung nicht wegzudenken. Bevor er sich Ende 2001 auf eigenen Wunsch 70-jährig in den Ruhestand verabschiedete, schrieb und fotografierte der Mann, der hinter diesen drei Buchstaben stand, gut ein halbes Jahrhundert lang für die RNZ – mehr als 40 Jahre davon hauptberuflich, über 30 als Redaktionsleiter. Am Freitag vergangener Woche ist Thomas Ballenweg im Alter von 91 Jahren nach kurzer Krankheit im Mosbacher Krankenhaus verstorben.

Am 20. Februar 1931 als sechstes von acht Geschwistern in Reichenbuch geboren, erlernte Thomas Ballenweg nach der Volksschule in seinem Heimatort, dessen Bürgermeister Vater Karl von 1948 bis 1956 war, zunächst den Beruf des Schuhmachers. Er machte sich selbstständig, gab die Schuhmacherei dann aber auf, um die elterliche Landwirtschaft zu übernehmen. Bereits seit 1950 schrieb er gelegentlich als freier Mitarbeiter für die RNZ, ab Januar 1959 hauptberuflich. 1969 übernahm er die Leitung der Redaktion Mosbach.

Während seiner langen Tätigkeit wurde "tom" zum Gesicht unserer Lokalausgabe. Von früh bis spät eilte er von Termin zu Termin, unterbrochen nur durch den täglichen Frühschoppen. Zwischendurch tippte er seine Artikel in Rekordzeit in die Schreibmaschine. Besagter Frühschoppen war weit mehr als ein Gläschen Schorle in gemütlicher Runde: Er war seine "Sprechstunde" und Informationsbörse, zu der Bürgermeister und Landräte, Land- und Bundestagsabgeordnete, mitunter sogar Minister kamen.

In seinen Artikeln nahm Ballenweg kein Blatt vor den Mund. Er scheute sich nicht davor, Partei zu ergreifen und damit auch mal anzuecken. Das hat ihm nicht nur Freunde beschert, aber auch Respekt verschafft. Urlaub nahm er selten. Wenn er verreiste, dann waren es in aller Regel Dienstreisen, denen ganzseitige Reportagen in "seiner" RNZ folgten. Auch krank war er fast nie. Und wenn es doch einmal passierte, kam er meist trotzdem zur Arbeit.

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Anfang der 1970er-Jahre wurde er bei einem Journalistenwettbewerb mit einem Bundespreis ausgezeichnet, und dieser Ehrung sollten noch weitere folgen.

Besonders wichtig war Thomas Ballenweg der direkte Kontakt zu den Lesern. So initiierte und organisierte er etliche öffentlichkeitswirksame Aktionen zugunsten wohltätiger Zwecke. Seit dem erfolgreichen Abschluss seines Projekts "Wasser für Finike" gibt es in Mosbachs türkischer Partnerstadt sogar einen nach ihm benannten Platz. Auch der traditionelle sommerliche Daheimgebliebenentreff der CDU, in der er über ein halbes Jahrhundert lang Parteimitglied war, geht auf Ballenwegs Initiative zurück.

Im Ruhestand ließ sich "tom" von gesundheitlichen Rückschlägen nicht unterkriegen. Nachdem er 2006 einen schweren Unfall erlitten hatte, machten die Ärzte der Familie keine großen Hoffnungen, dass er seine Verletzungen überleben wird. Doch mit seiner unglaublichen Zähigkeit kämpfte er sich zurück ins Leben.

"Zufrieden", wie er im Gespräch mit der RNZ anlässlich seines 90. Geburtstags im vergangenen Jahr sagte, verbrachte Thomas Ballenweg seinen Lebensabend gemeinsam mit Ehefrau Renate, mit der er im Sommer 2020 diamantene Hochzeit feierte, im Eigenheim in Reichenbuch. Neben seiner Frau hinterlässt er zwei Töchter und einen Sohn sowie zwei Enkelkinder, die bereits in aller Stille Abschied genommen und den Verstorbenen zu Grabe getragen haben.

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