Walldürn/Buchen

Früher Ferienbeginn sorgt teils für Unmut

Walldürner Schulen beziehen Stellung zu verlängerten Weihnachtsferien - Schulleiter: "Es ist schon zu viel Unterricht ausgefallen"

25.11.2020 UPDATE: 26.11.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
„Die Zeit bis zum Ferienbeginn reicht, um sich gut vorzubereiten.“ An der Grundschule Walldürn sieht man dem vorverlegten Start der Weihnachtsferien zuversichtlich entgegen. Fotos: Janek Mayer

Walldürn/Buchen. (jam/dpa) "Jeder Tag, an dem wir unterrichten können, ist ein guter Schultag." Torsten Mestmacher, der Schulleiter der Frankenlandschule, hält wenig von der am Mittwoch beschlossenen Regelung, die Weihnachtsferien in Baden-Württemberg früher beginnen zu lassen. Mit dieser Einschätzung steht der Rektor nicht alleine da. Das Kultusministerium und der Landeselternbeirat hatten sich zuvor ebenfalls gegen verlängerte Ferien positioniert.

Torsten Mestmacher, der Schulleiter der Frankenlandschule. Foto: Janek Mayer

Die Idee hinter den Plänen der Politik kann Mestmacher allerdings nachvollziehen: "Da vermutlich viele Familien Weihnachten gemeinsam feiern wollen, ist es sinnvoll, die Gefahr der Ansteckung zu minimieren." Die Schüler haben nun also genug Zeit, vor Weihnachten ihre Kontakte einzuschränken. "Dann wird man an den Feiertagen mit einem entspannteren Gefühl zu den Großeltern fahren und im Kreise der Familie das Weihnachtsfest begehen können", hatte das Staatsministerium den früheren Ferienbeginn begründet.

Kritik an dieser Argumentation kam prompt vom Vorsitzenden des Landeselternbeirats Baden-Württemberg. Michael Mittelstaedt rechnet damit, dass die zusätzlichen Ferientage stattdessen dazu genützt würden, früher in den Weihnachtsurlaub oder zu Verwandten zu fahren. Als Schulleiter argumentiert Torsten Mestmacher dagegen aus der Perspektive eines Pädagogen gegen die Verlängerung: "Es ist schon zu viel Unterricht ausgefallen", erklärt der Rektor der Frankenlandschule. "Aus schulischer Sicht – und dafür bin ich zuständig – halte ich nichts davon." Rückendeckung für diese Einschätzung erhält er von Patrick Schmid, dem Rektor der Konrad-von-Dürn-Realschule: "Es geht um jede Stunde, die man unterrichten kann. Das wird Ihnen jeder Schulleiter unterschreiben."

Inwiefern die Begründung der Regierung für die Ferienverlängerung medizinisch gerechtfertigt ist, möchte Schmid als Laie nicht beurteilen. Für ihn ist vor allem wichtig, dass die Regelung nun einheitlich gilt. Vor Probleme stelle die frühere Schließung seine Realschule nicht, ist er optimistisch. "Einige Lehrer haben noch Arbeiten für den Donnerstag oder Freitag geplant, aber so etwas lässt sich ja verschieben."

Deutlich schwieriger könnte sich der frühe Ferienbeginn für manche Eltern gestalten. Kultusministerin Susanne Eisenmann hatte zuletzt vor Betreuungsproblemen gewarnt. Vor allem für Eltern mit kleineren Kindern oder für Berufstätige ist es eine Herausforderung, sich an zusätzlichen Tagen um jüngere Kinder zu kümmern. Viele hätten ihren Urlaub in Teilen schon aufgebraucht. Zudem mache es keinen Sinn, die Schule zu schließen und dafür umfangreiche Notbetreuung anzubieten. "Das widerspricht aber dem Ansatz der Selbstquarantäne, die ja Ziel der Ferienverlängerung ist", so die Kultusministerin. "Wenn ich umfangreiche Notbetreuung anbiete, kann ich auch die Schulen öffnen." Deshalb hatte ihr Ministerium vor zwei Wochen nach sorgfältiger Abwägung angekündigt, man werde keine längeren Weihnachtsferien landesweit anordnen. Die Beschlüsse von Bund und Ländern will sie nun aber dennoch umsetzen.

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„Die Zeit bis zum Ferienbeginn reicht, um sich gut vorzubereiten.“ Auch an der Konrad-von-Dürn-Realschule blickt man zuversichtlich Richtung Weihnachten. Fotos: Janek Mayer​

Bis zum Redaktionsschluss gab es noch keine konkreten Lösungen, wie eine mögliche Notbetreuung an Walldürner Schulen aussehen kann. "Wir können die Fragen der Eltern erst beantworten, wenn wir etwas Schriftliches haben", bittet Schulleiterin Christine Scheuermann von der Grundschule Walldürn noch um Geduld. Sie hegt ebenfalls Zweifel daran, wie sinnvoll ein Notbetreuungsangebot wäre – sei es nun nur für Eltern mit systemrelevanten Berufen oder die Allgemeinheit. Dennoch lobt Scheuermann die zeitnahe Entscheidung der Politik. "Die Zeit bis zum Ferienbeginn reicht, um sich gut vorzubereiten." Zudem appelliert sie daran, Verständnis für die Regelungen, die nicht aus dem Blauen heraus getroffen würden, aufzubringen. "Niemand hat sich diese Krise herausgesucht", sagt die Grundschulleiterin.

An der Konrad-von-Dürn-Realschule ist man ebenfalls optimistisch, dass sich die Regelung gut implementieren lässt. "Ich habe noch nichts zu Ohren bekommen, dass Eltern über Betreuungsprobleme klagen", sagt Rektor Patrick Schmid. Eltern, die ihre Kinder auf die Frankenlandschule schicken, bleiben voraussichtlich komplett verschont. "Ein Betreuungsproblem sehe ich bei unseren Schülern nicht", sagt Rektor Mestmacher. Denn: Wer die Frankenlandschule besucht, ist 15 Jahre oder älter.

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