Südwest

Kultusministerin weiterhin skeptisch wegen längeren Weihnachtsferien

Bei längeren Weihnachtsferien gebe es Betreuungsprobleme - Bisher geringe Infektionszahlen an Schulen

24.11.2020 UPDATE: 25.11.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) Foto: Bernd Weissbrod/dpa

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart

Stuttgart. Die Rechnung ist einfach. Wenn die Weihnachtsferien schon am Freitag, 18. Dezember, beginnen, bleiben sechs Tage bis Heiligabend. Sechs Tage mit geringem Infektionsrisiko. Keine Fahrten im Schulbus, kein Herumsitzen mit 30 anderen Menschen in engen Klassenzimmern, kein Schulsport in kaum zu lüftenden Hallen. Stattdessen womöglich sechs Tage Familienisolation. Sechs Tage für ein sicheres Fest, vielleicht trotz Pandemie zusammen mit Oma und Opa.

"Man hat dann bis Weihnachten eine ganze Inkubationsphase", sagt Winfried Kretschmann (Grüne) bei der wöchentlichen Regierungs-Pressekonferenz im Landtag. Gleich in der ersten Frage hat sich ein Reporter nach den Weihnachtsferien erkundigt, jener Debatte, die nun schon seit Mitte Oktober immer wieder die deutsche Öffentlichkeit beschäftigt.

Damals hatten ziemlich unbekannte Unions-Politiker eine Verlängerung der Ferien nach hinten ins Spiel gebracht – um die Erkältungsgefahr für Schüler in eiskalt gelüfteten Klassenzimmern zu minimieren und die Einschleppung von bei Weihnachtsfesten übertragenen Corona-Viren in Schulen zu verhindern. "Es gibt solche Überlegungen nicht und wir werden sie auch gar nicht anstellen", sagte Kretschmann damals. Vier Wochen später war es dann Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der ein Vorziehen des Ferienbeginns auf den 18. Dezember vorschlug.

Diese Idee traf in Baden-Württemberg schon auf mehr Zustimmung. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) nannte sie "ein kluges Vorgehen, für das vieles spricht". Landesweit verordnen aber wollte sie es nicht. Wenn, dann müssten die Schulen vor Ort zwei der vier beweglichen Ferientage, die es dieses Jahr gibt, dafür einsetzen.

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Nun aber soll der frühere Ferienbeginn kommen – an allen Schulen im Land. "Der letzte Schultag ist dann der 18. Dezember", verkündet der Ministerpräsident und ruft die Bürger auf, diese Tage dann auch zur Vor-Quarantäne zu nutzen. Viel Näheres sagt er auch auf Nachfrage nicht: ob das zusätzliche freie Tage werden, oder die beweglichen Ferientage verpflichtend so gelegt werden sollen, ob es Notbetreuung gibt – all das muss jetzt noch geklärt werden.

Eine zu diesen Fragen erbetene Stellungnahme der zuständigen Kultusministerin liest sich wenig euphorisch: "Für einen früheren Start in die Weihnachtsferien mag es gute Gründe geben", erklärt Eisenmann. "Wir als Kultusministerium hatten in dieser Frage schon zuletzt alle Argumente abgewogen und sind in diesem schwierigen Abwägungsprozess zu einer anderen Auffassung gelangt als der Ministerpräsident."

Die Entscheidung löse neue organisatorische Fragen aus und stelle "zahlreiche Eltern vor große Herausforderungen bei der Kinderbetreuung". Auch den Erfolg der Maßnahme sieht Eisenmann skeptisch: "Dass ein vorzeitiger Ferienbeginn das Infektionsgeschehen nachhaltig beeinflusst, halten wir angesichts der vergleichsweise geringen Infektionszahlen an unseren Schulen zudem für zweifelhaft."

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