Tragen Schüler das Corona-Virus mit nach Hause?
Viele Eltern haben diese Sorge - RNZ sprach mit einem Hardheimer Vater - Landratsamt: Schulen kein Infektionsherd

Hardheim/Buchen. (dore) Der erneute (Teil-)Lockdown gilt mittlerweile seit etwa drei Wochen, doch die Infektionszahlen gehen bislang nicht zurück, im Gegensatz zum Frühjahr. Die Maßnahmen scheinen (noch) nicht zu greifen. Doch woran liegt das und woher kommen die Infektionen? Im Landkreis könne man nach Angaben des Gesundheitsamts bei rund 50 Prozent der Neuinfektionen mit dem Coronavirus die Infektionsketten nachvollziehen.
Die Schulen sind nach Einschätzung des Gesundheitsamtes im Landkreis nicht per se die Herde für Sars-CoV-2-Infektionen. Bislang handele es sich in den Schulen hauptsächlich um Einzelfälle und nicht um epidemiologisch relevante Ausbrüche. Viele betroffene Schüler hätten sich außerhalb der Schule etwa im Familien- oder Freundeskreis infiziert, teilt Marion Günther, persönliche Referentin des Landrats, auf Nachfrage der RNZ mit. Die öffentliche Wahrnehmung könne hiervon abweichen, da Infektionsfälle in Kindertagesstätten und Schulen über die Pressestelle des Landratsamtes aus epidemiologischen Gründen kommuniziert würden.
Viele Eltern, auch in unserer Region, machen sich derzeit dennoch Sorgen, dass ihre Kinder das Virus unbemerkt aus den Schulen oder Kindergärten in die Familie tragen könnten, z. B. weil sie keine Symptome zeigten und nicht getestet wurden. Die RNZ hat sich stellvertretend mit einem besorgten Vater aus Hardheim im Rentenalter unterhalten, der selbst zur Risikogruppe zählt und dessen Tochter die Oberstufe des Burghardt-Gymnasiums in Buchen besucht. Die Gefahr der Ansteckung der Schüler untereinander fange für ihn schon bei der Busfahrt an, wo Abstände nicht einzuhalten seien und es keine Lüftungen gebe.
Vom Land werden zwar mittlerweile zusätzliche Busse, sogenannte Verstärkerbusse, zur Reduzierung der Schüleranzahl pro Bus eingesetzt. Doch er frage sich, warum das erst im Laufe des Schulbetriebs und nicht schon viel früher gemacht worden sei. Zusätzliche Schulbusse werden derzeit aber auch nicht überall eingesetzt, in Hardheim gibt es beispielsweise keine Verstärkerbusse, wie der Walter-Hohmann-Schulverbund auf Nachfrage der RNZ mitteilt. In Buchen werden dagegen nach Auskunft von Marion Günther, persönliche Referentin des Landrats, zusätzliche Busse eingesetzt.
Im Unterricht sei es dann so, dass es bei bestimmten Fächern zu Kontakten mit Schülern aus anderen Klassen käme, die dann "wieder neu gemischt gemeinsam unterricht werden". Das ist nach der Corona-Verordnung Schule des Landes auch erlaubt, so heißt es: "Die Bildung von klassenübergreifenden Gruppen ist innerhalb der Jahrgangsstufe in diesem Rahmen zulässig, soweit dies erforderlich ist, um das Unterrichtsangebot zu realisieren." Es heißt aber auch: "Die Klassen oder Lerngruppen werden so konstant zusammengesetzt, wie dies schulorganisatorisch möglich ist."
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Unser Vater aus Hardheim sagt weiter: "Es ist für mich eine schwierige Situation. Das Schlimme an dem Virus ist, dass man nicht weiß, wie es sich bei einem persönlich auswirkt. Es gibt Menschen, die haben nicht mal Symptome und Menschen, die richtig krank werden." Er sehe, dass man sich an den Schulen bemühe, doch seine Sorge sei vor allem, dass sich seine Tochter infizieren könnte, ohne dass man es weiß bzw. ohne Symptome zu haben, und den Virus dann mit in die Familie trägt und er krank wird.
"So könnte es vielleicht auch öfter schon der Fall gewesen sein, denn man hört ja, dass viele Ansteckungen im privaten Bereich passieren", meint der Hardheimer. Die Schüler zeigten vielleicht oft keine Symptome, für Menschen aus der eigenen Familie, die zur Risikogruppe gehörten, sei das Virus dafür umso gefährlicher. Seiner Meinung nach könnte es Sinn ergeben, "die Schüler durchzutesten. So könnten auch solche ohne Symptome, die aber infiziert sind, ermittelt und Quarantäne angeordnet werden." Damit könnte man die Ausbreitung des Virus in das familiäre Umfeld der Schüler möglicherweise verhindern.
Wir haben den Rektor des Walter-Hohmann-Schulverbunds in Hardheim, Harald Mayer, und den Schulleiter des Burghardt-Gymnasiums Buchen, Jochen Schwab, mit den Sorgen des Hardheimers konfrontiert. Harald Mayer erklärte, dass am Walter-Hohmann-Schulverbund nur bei den Klassen 8, 9 und 10 Schüler aus verschiedenen Klassen im Wahlpflichtbereich und im Sprachunterricht zusammen Unterricht hätten. Ansonsten achte man darauf, dass die Schüler sich an alle Vorschriften halten, sprich unter anderem Masken tragen (Maskenpflicht ab Klasse 5) und mindestens 1,50 Meter voneinander Abstand halten. Insbesondere bei Schülern aus verschiedenen Klassen werde es so gehandhabt, dass dieser Abstand nicht unterschritten werde.
Schnelltests an Schulen erachtet Mayer als grundsätzlich sinnvoll, wenn der Test zuverlässige Ergebnisse liefere und man schnell Menschen ermitteln könnte, die keine Symptome zeigten, aber infiziert seien. "Doch ich habe schon gehört, dass die Schnelltests nicht so zuverlässig seien. Eine weitere Frage wäre, wer die Kosten dafür trägt und wie es organisiert wird." Die Schnelltests könnten aber auch wiederum nur geschultes Personal vornehmen. Mayer glaubt nicht, dass es machbar ist, sagt aber auch: "Es ist schwierig für mich, das zu beurteilen." Er hoffe vor allem auf baldige Impfungen. Ob eine Verlängerung der Weihnachtsferien sinnvoll ist, könne er im Hinblick auf das Infektionsgeschehen nicht beurteilen. "Wenn es so kommt, dann wird es bei uns wahrscheinlich eine Notbetreuung bis 22. Dezember geben."
Zur Mischung von Schülern aus verschiedenen Klassen stellt Jochen Schwab, Schulleiter am Burghard-Gymnasium in Buchen, klar: "Die Schüler in den Klassenstufen 12 und 13 haben ihre Kurse individuell gewählt. Geschlossene Kurse mit denselben Schülern sind bei diesem System nicht möglich." Außerdem könne man es z B. bei Fremdsprachen nicht verhindern, dass Klassen gemischt würden: "Man kann die Schüler, die Latein lernen wollen nicht mit Schülern, die Französisch lernen wollen in einer Klasse belassen." So könnte nicht jeder die Sprache lernen, die er wolle.
Am Burghardt-Gymnasium gelte die Maskenpflicht für Schüler und Lehrer, man lüfte konsequent, achte auf die Abstände und es gebe versetzte Pausen, so Schwab. "Das bedeutet, dass immer nur zwei Klassenstufen gleichzeitig Pause haben und das aber auch räumlich getrennt in verschiedenen Bereichen der Schule", erklärt Schwab. Zum Thema Schnelltests an Schulen sei es schwierig, sich zu äußern: "Wenn sie eine Sicherheit geben könnten, dann wäre es vielleicht sinnvoll. Aber ich kann nicht sagen, ob das umsetzbar wäre."
Verlängerte Weihnachtsferien erachtet Schwab als eine mögliche Maßnahme, um das Infektionsgeschehen etwas einzudämmen, so dass die Familien Weihnachten unbesorgt feiern könnten. "Das setzt aber auch die Bereitschaft der Bevölkerung voraus, sich an die Kontaktbeschränkungen zu halten."



