Waldbrunn

Start-up vertreibt fairen Energy-Drink aus dem Regenwald

Für die "Energie" aus den Tiefen Ecuadors gibt es 200.000 Euro Bundesförderung.

05.05.2022 UPDATE: 06.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden
Eine Kichwa-Indigene mit Guayusa-Blättern in der einen und der traditionellen Trinkschale in der anderen Hand. Durch die Zusammenarbeit mit dem Waldbrunner Start-up konnten bereits zahlreiche Ureinwohner Ecuadors ihre Waldgärten wiederbeleben. Foto: Matchachin

Von Elisabeth Frank und Caspar Oesterreich

Waldbrunn. Von Ecuador bis nach Waldbrunn: Die Blätter des Guayusa-Baumes nehmen eine lange Reise auf sich, bevor sie im Odenwald als Tee verpackt oder zu einem Energydrink gebraut werden. "Pusht, entspannt und macht happy", beschreibt Start-up-Gründer Joshua van Dijk die Wirkung seiner nachhaltigen und Bio-zertifizierten Alternative aus dem Amazonas-Regenwald. Ganz im Zeichen des Fairtrade-Landkreises will er seine Produkte unter dem Label "Matchachin" jetzt groß herausbringen – und damit zunächst 50 Gemeinden der Kichwa-Indigenen aus Ecuador eine sichere Lebensgrundlage garantieren. Unterstützt wird das Vorhaben durch das "develoPPP"-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit 200.000 Euro.

Joshua van Dijk (l.) mit zwei seiner Mitarbeiter im Rohbau der neuen Lager- und Produktionshalle in Waldbrunn. Foto: Frank

"Das Geld fließt allerdings nicht direkt ins Start-up, sondern kommt erst einmal den Indigenen zugute. Sie können damit ihre Chakras, also ihre traditionellen Waldgärten in Permakultur, finanzieren beziehungsweise wiederbeleben und durch eine geprüfte Bio-Zertifizierung ihre Ernten nicht nur regional, sondern auch erfolgreich international vermarkten", erklärt van Dijk. Auch weitere Nutz- und Heilpflanzen wie Maniok, Mais, Kurkuma, schwarzer Knoblauch, Zitronengras und sogar Erdnüsse werden in den jeweils rund ein Hektar großen Waldgärten angebaut.

Matchachin kaufe den Kichwa-Familien die Guayusa-Blätter zu 30 Prozent über dem regionalen Preis ab, ohne aber den heimischen Markt leerzukaufen, erklärt van Dijk. "Wir beziehen aktuell knapp eine Tonne pro Jahr, die Produktionskapazitäten in der Napo-Provinz liegt bei etwa 30 Tonnen pro Monat." Trotz der von van Dijk in die Wege geleiteten Bundesförderung seien die Familien nicht gezwungen, an das Waldbrunner Start-up zu verkaufen. "Durch die gesicherten Einnahmen aus ihren Chakras müssen die Kichwa jedoch keine Bäume mehr fällen, um Holz zu verkaufen, was aktuell leider die größte Einkommensquelle für die Indigenen in Ecuador darstellt. Mit unserem Tee und Energydrink schützen wir also auch den Regenwald und tragen einen großen Beitrag zum Klimaschutz bei, weil brachliegende, abgeholzte Flächen wieder zu Waldgärten werden."

Hintergrund

Normalerweise merken Menschen im Schlaf nicht, dass sie gerade träumen. Beim luziden Träumen – auch Klarträume genannt – schaltet sich allerdings ein höheres Bewusstsein ein, und der Schlafende erkennt, dass er sich in seiner Traumwelt befindet. Manchmal geht dieses

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Normalerweise merken Menschen im Schlaf nicht, dass sie gerade träumen. Beim luziden Träumen – auch Klarträume genannt – schaltet sich allerdings ein höheres Bewusstsein ein, und der Schlafende erkennt, dass er sich in seiner Traumwelt befindet. Manchmal geht dieses Bewusstsein sogar noch einen Schritt weiter, und der Träumende kann selbst entscheiden, was genau in seinen Träumen passiert. An die Erlebnisse können sich die meisten dann nachträglich auch klar erinnern. Perfekt, um Probleme aus dem Alltag im Schlaf zu lösen. (elf)

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Im Gegensatz zu klassischem Kaffee oder den mit Zucker vollgepumpten Energiegetränken, die sich in jedem Supermarkt finden, ist die Wirkung von Guayusa etwas anders. "Machachyn" nennen die Kichwa-Indigenen den speziellen Zustand, wenn sie Guayusa – was übersetzt in etwa "Nachtwächer" bedeutet – getrunken haben. Die Blätter enthalten ungefähr doppelt so viel Koffein wie Kaffeebohnen und erzeugen einen viel länger anhaltenden Energieschub, ohne aber die typischen Nebenerscheinungen wie zitternde Hände oder Herzrasen auszulösen. Zudem haben sie zahlreiche weitere Inhaltsstoffe, darunter L-Theanin (kommt vor allem in Grünem und Schwarzen Tee vor) sowie Theobromin, das beim Schokolade-Essen für die Glücksgefühle sorgt. Interessanter Nebeneffekt: Trinkt man Guayusa etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen, können Klarträume ausgelöst werden (siehe Hintergrund).

Die Schamanen der Kichwa versetzten sich so schon vor 2000 Jahren in einen besonderen Sinneszustand. Das Logo von Matchachin ist daran angelehnt und entstammt einer Petroglyphe – also einem in Stein geschlagenes Felsbild – der Kichwa. "Es zeigt eine Figur mit scheinbar nur einem Auge, denn das andere ist geschlossen, da der Schamane ,Machachyn’ ist", erklärt Joshua van Dijk. "Er trank Guayusa, und so ist er mit einem Auge in dieser und mit dem geschlossenen in der anderen Welt." Er selbst habe diesen Zustand schon zweimal erlebt.

Seit 2006 ist der Waldbrunner Unternehmer im Teehandel tätig. Über seinen Online-Shop www.tausendkraut.com vertreibt er Dutzende Sorten. Auf Guayusa hat ihn der Gundelsheimer Chocolatier Eberhard Schell aufmerksam gemacht, der bei einer seiner Südamerika-Reisen auf der Suche nach neuen Kakao-Kreationen mit Kichwa-Indigenen ins Gespräch kam und nach einem europäischen Vertriebspartner für ihren besonderen Tee gefragt wurde. "Ich bin dann selbst nach Ecuador geflogen und war ziemlich schnell begeistert", berichtet van Dijk. 2016 gründete er das Start-up Matchachin und vertrieb zunächst nur den besonderen Tee. "Anfang dieses Jahres kam nun der Energydrink dazu." Zu kaufen gibt es ihn bisher in der Firmenzentrale in Waldbrunn, in einigen Edeka-Filialen in ganz Deutschland und natürlich online. "Unser Ziel ist es jetzt erst einmal, den regionalen Getränkehandel im Landkreis und auch die örtliche Gastronomie dafür zu begeistern." Wer das Projekt unterstützen möchte, dürfe sich gerne bei Matchachin melden.

Joshua van Dijk glaubt fest an den Erfolg seines Start-ups. Im neuen Waldbrunner Gewerbegebiet baut Matchachin gerade eine 700 Quadratmeter große Lager- und Produktionshalle – im Herbst soll sie fertig sein. "Dann wollen wir auch zwei junge Menschen zum Kaufmann/-frau im E-Commerce ausbilden."

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