Special Olympic World Games

Fünf Athleten aus Mosbach und Schwarzach sind dabei

Die Weltspiele können kommen. Es gibt ein straffes Trainingsprogramm.

31.05.2023 UPDATE: 31.05.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 1 Sekunde
Frank Eser hat 2019 in Abu Dhabi Bronze und Silber gewonnen. Foto: Gabriele Eisner-Just

Von Gabriele Eisner-Just

Mosbach/Schwarzach. Jetzt heißt es noch einmal alles geben. Drei Sportlerinnen und zwei Sportler aus Mosbach und Schwarzach sind für die Special Olympics Weltspiele im Juni in Berlin nominiert. Sie trainieren hart für den Wettbewerb, um sich mit der Weltelite des Sports für Menschen mit geistiger Behinderung zu messen. Initiator und Pulsgeber für den Behindertensport in der Region ist die Johannes-Diakonie, die schon seit vielen Jahren Menschen mit Behinderung für die Special Olympics vorbereitet. Das Training findet zum Großteil im Kraft-Werk Schwarzach statt; die Kraft-Dreikämpfer haben hier beim ehemaligen Deutschen Meister und Gewichtheber-Bundestrainer Oliver Caruso ohnehin ihre Trainingsheimat.

Thomas Fraunholz, Mitarbeiter der Johannes-Diakonie und Kraft-Dreikampf-Trainer, erklärt die Wettbewerbsbedingungen: "Beim Kreuzheben wird die Hantel vom Boden aufgehoben, beim Kniebeugen muss das Hüftgelenk tiefer sein als das Kniegelenk. Beim Bankdrücken schließlich haben die Athleten drei Versuche, aus liegender Position die Hantel auf die Brust abzusenken, dann hochzudrücken und auf dem Rack abzulegen."

Danilo Pasnicki hat 2015 in Los Angeles Bronze gewonnen. Foto: Gabriele Eisner-Just

Danilo Pasnicki geht in der Klasse der Aktiven von 18 bis 39 Jahren an den Start und schafft bis zu 100 Kilogramm. Frank Eser tritt in der Klasse Senioren I an, das sind Athleten zwischen 40 und 50 Jahren, und drückt 70 Kilo. "Unsere beiden Sportler haben schon bei Weltspielen teilgenommen und Medaillen gewonnen", berichtet Fraunholz. "Danilo hat in Los Angeles Bronze und Frank 2019 in Abu Dhabi Bronze und Silber gewonnen."

Spannend werden die Weltspiele im Juni aus Sicht des Trainers allemal, wobei Danilo Pasnicki recht nervös in den Wettkampf geht und Frank Eser beim Wettkampf "so richtig aufblüht". Thomas Fraunholz, der als Competition Manager den Bereich Kraft-Dreikampf bei den Special Olympics leitet, reist schon einige Tage früher nach Berlin. "Leider kann ich diesmal nicht mit der deutschen Delegation ins Olympiastadion einlaufen", bedauert er. "Ich habe das schon einmal erlebt; es ist ein wunderbares und ganz besonderes Gefühl."

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Claudia Geiger, Sport-Koordinatorin bei der Johannes-Diakonie, coacht die Schwimmerinnen und die Radsportlerin, die ebenfalls für Berlin nominiert sind. Patrizia Spaulding startet auf der 1500-Meter-Distanz im Freiwasser und auf der 800-Meter-Strecke Indoor. "Ich war bei den nationalen Spielen Erste und freue mich auf meine erste Teilnahme bei den Weltspielen", sagt sie. Gerade hat sie einen neuen Arbeitsvertrag auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt unterschrieben. "Ich arbeite vier Stunden am Tag und kann mich ab jetzt noch viel mehr um den Sport kümmern", freut sich die Sportlerin.

Das Training ist für sie und ihre Schwimmkollegin Elke Jäger wirklich kein Zuckerschlecken. Im Winter schwimmen sie im Eberbacher Freibad viele 25-Meter-Bahnen, erst im Sommer geht es an einen See bei Mannheim, wo die beiden ihren Rhythmus für lange Distanzen finden können. Beim Vorbereitungslehrgang im Mai in Kienbaum (Brandenburg) war das Wasser allerdings noch eiskalt – trotz Neoprenanzug eine große Überwindung. "Die Atmosphäre war aber sehr schön, wir hatten einen guten Zusammenhalt und tolles Essen", erinnert sich Patrizia Spaulding.

Fitnesstraining ist obligatorisch: Patrizia Spaulding, Claudia Geiger, Elke Jäger (v.l.)machen sich auf den Kardio-Rädern fit für den Wettbewerb. Foto: Johannes-Diakonie

Spaulding ist erst seit 2022 Freiwasserschwimmerin und zweifelt manchmal ein wenig an sich selbst. Jäger dagegen ist eher der Wettkampftyp und kann ihre Bestleistung abrufen, wenn es darauf ankommt. "Ich gehe es ruhig an und gebe dann Gas!", erklärt sie ihre Taktik. "Die beiden sind die besten deutschen Schwimmerinnen im Bereich der Special Olympics", lobt Trainerin Claudia Geiger. "Jetzt müssen wir mal sehen, was der Rest der Welt macht."

Fünfte im Special-Olympia-Bunde ist die Radsportlerin Elena Bergen. Sie wird von Claudia Geiger und Headcoach Martin Weber trainiert. Im Winter sitzt sie dafür an ihrem speziellen Rennrad im Kraft-Werk Schwarzach, mit ihrer Größe von 1,45 Metern ist sie zu klein für Sporträder "von der Stange". "Elena meint immer, sie sei wegen ihrer Größe langsamer als die anderen, dabei ist sie eine Rakete!", sagt ihre Trainerin.

Die Siegerin Einzelzeitfahren bei den nationalen Spielen in Berlin 2022 musste sich beim Special-Olympics-Vorbereitungstreffen im Mai durch strömenden Regen quälen. "Das war ein Sauwetter in Walldürn, aber das kann man sich nicht aussuchen", zeigt sie sich hart im Nehmen.

Die Radsportlerin startet in Berlin bei den Einzelzeitfahrten über zwei und fünf Kilometer, außerdem beim Straßenrennen über fünf Kilometer. Hinter dem Brandenburger Tor geht der Rundkurs los, dann auf der Straße des 17. Juni bis zur Siegessäule, am Schloss Bellevue und am Reichstag vorbei und wieder zurück zum Brandenburger Tor.

Claudia Geiger wird in Berlin als Competition Manager die Radsport-Wettkämpfe leiten. "Es wird mir schwerfallen, unsere Leute nicht anzufeuern, sondern neutral zu bleiben", sagt sie. "Die moralische Unterstützung ist nämlich unglaublich wichtig für alle Sportler und Sportlerinnen." Und wie sieht es mit Medaillenchancen aus?

"Die Teilnahme an den Spielen ist eben nicht alles, sondern die Athleten und Athletinnen wollen aufs Treppchen", weiß Geiger. "Wenn sie ihre bestmögliche Leistung abrufen, dann ist für uns Trainer alles in Ordnung. Medaillen sind schön, aber viel spannender ist es doch, tatsächlich bei den Weltbesten zu sein. Das gibt den Athleten ein super Selbstbewusstsein und viel Auftrieb!"

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