Schulstart

"Bis 10 Uhr ging fast nichts"

Die Ferien sind vorbei, die Schulen bleiben geschlossen. Der Schulstart verlief aufgrund der Technik vielerorts holprig.

11.01.2021 UPDATE: 12.01.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 36 Sekunden
Wer sich am Montag auf „Moodle“ verließ, erhielt vielerorts nur eine Fehlermeldung. Die Abschlussklassen der Schefflenztalschule dürfen im Wechsel zum Präsenzunterricht in die Aula der Schule kommen. Foto: Markus Hebestreit

Neckar-Odenwald-Kreis. (stk/tra/rüb) Am Montag begann er also wieder, der Fernunterricht in Corona-Zeiten. Für einige Schüler und Lehrer ging aber am Montagmorgen gar nichts – außer einer Fehlermeldung: "Liebe Schulgemeinschaft, derzeit sind die Moodle-Server des Landes leider überlastet." Der erste Schultag nach den verlängerten Weihnachtsferien begann landesweit mit einem sehr spürbaren Ruckeln.

Zu den Schulen, die mit der Lern-Plattform "Moodle" arbeiten, gehört das Burghardt-Gymnasium Buchen. Schulleiter Jochen Schwab ist mit dem sehr holprigen Start absolut nicht zufrieden: "Wenn am ersten Tag die Lernplattform nicht zu erreichen ist, kann man definitiv nicht sagen, dass der Start des Fernunterrichts gut gelaufen ist", bringt es Schwab kritisch auf den Punkt.

Die Schüler und Lehrer seien seitens des BGB in Sachen Fernunterricht eingearbeitet worden und gut vorbereitet gewesen. "Wenn es dann aber zu einem Totalausfall der Bildungsplattform kommt und das gesamte System zusammenbricht, hilft auch die beste Vorbereitung nicht weiter", so Schwab. Gegen 9.30 Uhr sei es dann möglich gewesen, mit dem Unterricht zu beginnen. Am späteren Montagvormittag lief "Moodle" dann reibungslos. "Wir haben dem Regierungspräsidium Karlsruhe nun mitgeteilt, dass der Start des Fernunterrichts den Ansprüchen der Schüler und Lehrer definitiv nicht genügt", so BGB-Schulleiter Schwab gegenüber der RNZ.

An der Abt-Bessel-Realschule Buchen (ABR) konnte Schulleiterin Monika Schwarz den ersten "Schultag" nach den Ferien dagegen recht entspannt absolvieren: "Unser Fernlernkonzept funktioniert wie geplant!" Die ABR nutzt das Programm "Microsoft Teams", das von den Störungen nicht betroffen war. Jeder Schüler kann dabei digital auf seinen Stundenplan für die ganze Woche zurückgreifen und seine Aufgaben entsprechend abarbeiten.

Auch an der Helene-Weber-Schule in Buchen lief der erste Tag rund: "Der Unterricht war problemlos möglich", sagt Schulleiter Christof Kieser. An der HWS wird wie an der ABR mit "Microsoft Teams"gearbeitet. "Die Schüler haben gut mitgemacht und auch die Zahl der fehlenden Schüler war nicht höher als beim normalen Präsenzunterricht", so Kieser. An den Fernunterricht an sich muss sich der HWS-Schulleiter jedoch erst noch gewöhnen: "Als Lehrer hat man doch manchmal das Gefühl, ins Leere zu sprechen." Kieser würde es vorziehen, wenn – sofern die Infektionslage es erlaubt – Wechselunterricht in kleinen Gruppen durchgeführt werden würde.

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Mehrere positive Rückmeldungen hatte Jochen Herkert, Schulleiter des Nicolaus-Kistner-Gymnasiums in Mosbach, am Montagmorgen erhalten. "Läuft tiptop, alle da, Internet stabil", las er einige Nachrichten vor, die ihn erreichten. Das NKG arbeitet aber nicht, wie fast alle anderen Schulen, über "Moodle", den Bildungsserver des Landes Baden-Württemberg, sondern über "Go2Meeting" und eine Schulcloud. Allerdings wurde im Dezember entschieden, im Frühjahr auf "BigBlueBottom" (ebenfalls vom Land Baden-Württemberg angeboten) umzustellen. Gestern zeigte sich Herkert aber "verhalten optimistisch", dass der Start in den neuen Corona-Fernunterricht gut gelingt.

Nicht ganz so gut klappte es zum Start an der Gemeinschaftsschule in Obrigheim. "Es funktionierte nicht so gut wie wir uns das gewünscht hätten. Die Technik machte uns einen Strich durch die Rechnung", berichtete Schulleiterin Andrea Stojan. An der Gemeinschaftsschule arbeitet man mit "Moodle" und "Jitsi" und Klassenpadlets, beide Portale waren für viele Schüler und Lehrer am Montag nicht zu erreichen. Die Lehrer und Schulleiterin nahmen die Problemlösung dann selbst in die Hand, sprachen sich ab, um vorhandene Kapazitäten zu nutzen, verkleinerten die Gruppen. "So haben dann bis zum Mittag doch noch einige Online-Sitzungen stattgefunden", erzählte Stojan.

Wie der Gemeinschaftsschule ging es am Montag wohl vielen Schulen im Land, das Kultusministerium gab am Vormittag eine Stellungnahme zu den Problemen heraus. "Zum Start des Fernunterrichts haben das Kultusministerium mehrere Rückmeldungen erreicht, dass einige ,Moodle‘-Instanzen nicht erreichbar sind, das heißt verlangsamt beantwortet werden oder eine Fehlermeldung erzeugen. Dies führt zeitweise dazu, dass der Login fehlschlägt und sich die betroffenen Personen erneut anmelden müssen", steht darin zu lesen. Das Überlastproblem hätten das Kultusministerium und BelWü umgehend angepackt, indem die großen "Moodle"-Instanzen von ihren Servern auf neue Pufferkapazitäten ausgelagert wurden.

Markus Hebestreit ist Schulleiter der Schefflenztalschule. Auch hier war "Moodle" zuerst nicht oder nur begrenzt nutzbar. "Ähnlich war es mit unserer Messenger-App", so Hebestreit. "Man hat einfach gemerkt, dass alle Systeme an ihre Belastungsgrenze kamen." "Moodle" wird vor allem genutzt, um Materialien bereitzustellen – und viele Schüler haben sie sich wohl schon im Vorfeld heruntergeladen. "Aber der direkte Austausch in Echtzeit ist ausgefallen", erklärte Hebestreit. Das Kultusministerium habe die Schulen zwar vorbereitet, "aber dass es heftig wird, habe ich nicht erwartet." Und das nachdem man nur eine Woche hatte, um sich überhaupt auf den Schulstart nach den verlängerten Weihnachtsferien vorzubereiten. "Den Schulen wurde wieder großer Handlungsspielraum eingeräumt. Das ist einerseits gut, weil es individuelle Lösungen zulässt, andererseits bedeutet es auch eine sehr große Verantwortung für die Schulen." Die Grundschüler der Schefflenztalschule können zwar auch über die Schulapp lernen, sie erhalten aber vorrangig Lernpakete in Papierform. Auch Schüler, deren Internetverbindung nicht stark genug ist, dürfen sich ausgedruckte Pakete abholen. "Es gibt durchaus Schüler, die an Grenzen stoßen, weil das Internet nicht leistungsstark ist. Das sind Einzelfälle, aber die gibt es", so Hebestreit weiter.

Im Auguste-Pattberg-Gymnasium in Neckarelz ging "bis 10 Uhr fast gar nichts", wie Schulleiter Dr. Thomas Pauer berichtete. Danach hätten sich die Systeme aber erholt. "Es ist schade, dass da vom Land nicht so vorgearbeitet wurde, dass es reibungslos klappt, wenn alle Schulen ans Netz gehen", so der Schulleiter. "Wir versuchen gerade, parallel auch nach anderen Kontaktwegen zu suchen." Im Gegensatz zum ersten Lockdown im vergangenen März sei die Verbindlichkeit des Online-Unterrichts dieses Mal größer. "Wenn Online-Unterricht stattfindet, wird auch die Anwesenheit geprüft", berichtete Pauer. Dieses Mal ist der Stoff, der im Lockdown behandelt wird, auch notenrelevant. Klassenarbeiten können in Präsenz stattfinden. Aber trotz der technischen Anlaufprobleme habe er das Gefühl, dass sich alle Schüler mitgenommen fühlen. Auch wenn’s mal ruckelt ...

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