RNZ-Interview

Mosbachs OB Julian Stipp zieht 100-Tage-Bilanz

Erlebnisreich, vielfältig, intensiv: Für den 36-Jährigen war es eine Eingewöhnungszeit ohne Schonfrist.

10.12.2022 UPDATE: 10.12.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 35 Sekunden
Seit September ist Mosbachs neuer Oberbürgermeister Julian Stipp in Amt und Würden – 100 Tage nach Dienstantritt hat die RNZ beim 36-Jährigen nach ersten Eindrücken, Erfolgen und Überraschungen nachgefragt. Foto: Heiko Schattauer
Interview
Interview
Julian Stipp
Oberbürgermeister Mosbachs

Von H. Schattauer

Mosbach. Ende Juni mit großer Mehrheit zum Oberbürgermeister gewählt, führt Julian Stipp seit 1. September die Geschicke der Großen Kreisstadt Mosbach. Fixe Rechner haben es bereits bemerkt: Der neue starke Mann in der Verwaltungsspitze ist seit nunmehr 100 Tagen im Amt. Eine Phase, die man früher als Schonfrist oder zur Eingewöhnung gewährte. Im Fall des 36-Jährigen ging es aber vom ersten Arbeitstag an rund, wenn man so will. Im RNZ-Interview zieht Stipp eine Zwischenbilanz.

100 Tage als Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Mosbach. Mit welchen Schlagworten würden Sie selbst die Zeit seit 1. September beschreiben? Eine echte Eingewöhnungsphase oder Schonfrist gab es bei Ihnen ja kaum, oder?

Erlebnisreich, vielfältig, intensiv. Und in der Tat, mit Eingewöhnungszeit war nicht viel, eine Schonfrist, wie sie wohl früher gewährt wurde, gibt es heute nicht mehr. Ich war jedenfalls vom ersten Tag, von der ersten Stunde an voll im Thema, voll in der Arbeit eines Oberbürgermeisters.

Sie wollten bis Ende des Jahres die allermeisten Antrittsbesuche absolviert haben. Hat das denn geklappt? Bei wie viel Prozent sind Sie da in etwa?

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In einer Prozentzahl kann ich Ihnen das nicht angeben. Aber ja, ich denke, das hat ganz gut geklappt. Vielleicht habe ich nicht alle Besuche geschafft, die ich mir vorgenommen habe. Aber doch einen großen Teil davon – es ist eine gemischte Bilanz mit positiver Tendenz, wenn man so will. Ich muss mir ja aber noch was fürs kommende Jahr übrig lassen ... Im Ernst: Nächste Woche bin ich noch in Lohrbach beim Ortschaftsrat, dann müsste ich in allen Stadtteilen schon mal zu ersten Terminen gewesen sein.

Die ersten Ausschuss- und Gemeinderatssitzungen liegen ja inzwischen ebenfalls hinter Ihnen. Welche Eindrücke haben Sie dabei gewinnen können?

Ich habe ein Gremium wahrgenommen, das über Fraktionsgrenzen hinweg sehr konstruktiv an die Dinge herangeht. Das macht natürlich Hoffnung auf eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit. Auch in den Nachsitzungen habe ich bislang das Gefühl gewinnen können, dass man sich versteht. Aber das bin ich auch nicht anders gewohnt.

Gleich am ersten Arbeitstag hatten Sie einen eher unerfreulichen Vorgang auf dem Tisch, der in einer fristlosen Kündigung mündete. So stellt man sich den Einstieg nicht unbedingt vor, oder?

Fristlose Kündigungen kommen zu jedem Zeitpunkt ungelegen, da macht es keinen Unterschied, an welchem Tag sie anstehen. So etwas hat man nicht wirklich gerne auf dem Tisch, manchmal ist es aber eben unumgänglich, weil die Umstände es erfordern.

Sind denn die Dinge rund um die Mälzerei inzwischen alle geklärt? Und was hat die von Ihnen angekündigte nochmalige Betrachtung der Gebührenordnung der Mälzerei schon ergeben?

Die Aufarbeitung ist in Arbeit, einige Details beschäftigen uns da aber derzeit eben noch. Viel mehr kann ich dazu aktuell nicht sagen. Was ich aber wohl mit Bestimmtheit sagen kann: Interimsgeschäftsführer Fabian Weiß und das Mälzerei-Team haben ihre Sache seither wirklich sehr gut gemacht. Da muss man ein großes Lob aussprechen. Mit Blick auf die angesprochene Gebührenordnung gilt: Wir haben wie angekündigt bereits einen nochmaligen Blick auf die Strukturen geworfen, werden nun die eingehende Evaluation der Zahlen vorziehen. Ziel muss sein, Vereinen und Stadtgesellschaften eine Option zu ermöglichen. Das braucht aber noch ein bisschen, da geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Bis wir da weiter sind, versuchen wir, mögliche Härtefälle abzufedern.

Sicher gab’s in den ersten 100 Tagen auch die ein oder andere Überraschung.

Ganz ehrlich: Überraschungen gibt es jeden Tag – natürlich auch bei der Arbeit, positiv wie negativ. Die von heute verrate ich Ihnen aber nicht. Überraschend war für mich in den ersten Monaten unter anderem, wie viele Leute von früher ich in Mosbach wiedergetroffen habe. Da waren sehr schöne, in der Tat überraschende Begegnungen dabei.

Sie waren und sind viel in der Stadt unterwegs. Welche Themen wurden und werden dabei an Sie herangetragen?

Das Thema Verkehr in den verschiedensten Ausprägungen spielt häufig eine Rolle. Und Wohnraum ist ein Thema, das bei den Bürgerinnen und Bürgern große Bedeutung hat und demnach immer wieder angeschnitten wird. Und aktuell werde ich auch verstärkt auf die anstehende Bürgermeisterwahl angesprochen, das interessiert die Mosbacher natürlich auch sehr.

Ein bewegendes Thema ist auch der Abenteuergolfplatz Inputt. Der inklusive Kindergarten auf dem Gelände ist in Arbeit, wie sieht es mit dem Inputt selbst aus?

Zunächst einmal muss ich klarstellen: Wir brauchen wirklich jeden Betreuungsplatz in der Stadt, das ist unstrittig. Insofern ist es wirklich wichtig und gut, dass der inklusive Kindergarten auf dem Weg ist. Für einen Weiterbetrieb des Inputt gibt es planerische Überlegungen, wir müssen schauen, inwieweit bzw. in welcher Art und Weise es möglich ist, Spielbahnen zu kompensieren, die durch den Kindergartenneubau wegfallen. Dass wir da was machen müssen, ist klar. Da ist schon Hirnschmalz rein geflossen und es wird noch weitere Beratungen brauchen, um eine gute Lösung zu finden. Ich denke, zumindest 14 Bahnen sind auf dem verbliebenen Areal des Abenteuergolfplatzes möglich.

Sie wollten und wollen in der Stadt ja auch selbst gestalten. Konnten Sie da schon Dinge anstoßen?

Hinter den Kulissen habe ich schon einige Themen vorangetrieben. Dabei ging es unter anderem um die räumliche Unterbringung der Verwaltung, auch mit Projektentwicklern gab es schon verschiedene Gespräche zu Vorhaben im Stadtgebiet. Den Dialog mit der Dualen Hochschule habe ich auch schon gesucht und gefunden, da wollen weiter wir gemeinsam daran arbeiten, den Hochschulstandort Mosbach noch attraktiver zu machen.

Was wünscht sich Oberbürgermeister Julian Stipp für die Zeit nach den ersten 100 Tagen?

Ich wünsche mir, dass wir die wichtigen Themen mit hoher Dynamik vorantreiben können, dabei auch Tempo machen. Und für Weihnachten wären ein paar ruhige Tage auch ganz schön – ehe dann im Januar der Umzug nach Mosbach ansteht.

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