Mosbach

Alter Ärger trübt Kita-Neubau auf Inputt-Areal

Der Gemeinderat erörterte die Planungen zum Neubau einer integrativen Kindertagesstätte auf dem Abenteuergolf-Areal.

01.07.2022 UPDATE: 02.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden
Verändert hat sich das innenstadtnahe Areal zwischen Anton-Gmeinder-Straße und Bahntrasse/B27 (diese Ansicht stammt aus dem Jahr 2010). Im Gemeinderat beleuchtete man, was sich wo und warum in den vergangenen Jahren hier getan hat. Archivfoto: Stadt Mosbach

Von Heiko Schattauer

Mosbach. Das gewöhnliche Tagesgeschäft stand in der ersten Sitzung des Mosbacher Gemeinderats nach der Oberbürgermeisterwahl mit außergewöhnlichem Ergebnis im Mittelpunkt. Die Wahl selbst war jedenfalls kein Thema, zumindest im offiziellen und öffentlichen Teil nicht. Erörtert wurde vielmehr allerlei Bauliches, sowohl in noch anstehender als auch in bereits abgeschlossener Form.

So hob der Gemeinderat per einstimmigem Beschluss die Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebiets "Anton-Gmeinder-Straße" auf. Das weitläufige Areal um die beiden (ehemaligen) Gmeinder-Betriebe, die sich bekanntermaßen auf Lokomotiven und Getriebe spezialisiert haben, hat sein Erscheinungsbild in den letzten zehn Jahren verändert. Wie, wo und warum, das skizzierte Stadtplaner Klaus Kühnel dem Gemeinderat, verwies dabei auch auf eine 32-seitige Dokumentation. Im Nachgang der Insolvenz der Gmeinder-Lokomotiven-Fabrik 2012 hatte sich der neue Eigentümer (die Firma Zagro aus Grombach) an die Stadt gewendet, mit der Bitte um Unterstützung bei der Modernisierung der schwer in die Jahre gekommenen Infrastruktur.

Auch ohne Förderung von Land und Bund konnte man über Abschreibungsregelungen unterstützend einwirken, was von Zagro auch mit zusätzlichen Investitionen honoriert worden sei, so Kühnel. "Eigentlich wollten wir bis 2020 fertig sein", erklärte er mit Blick auf die Zeitschiene der Umgestaltungsmaßnahmen. Der zeitliche Verzug sei in diesem Fall aber "kein Schaden". In Arbeit befindlich ist derzeit noch der Umbau des ortsbildprägenden Siloturms unweit der B27, dessen "Rettung in letzter Minute" man einem engagierten Mosbacher zu verdanken habe. Die Abrissbagger hatten seinerzeit schon bereitgestanden.

Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen schuf man auch einen (neuen) Verbindungsweg von der Eisenbahnstraße bis zur Einmündung Alte Neckarelzer Straße. Die "Hermann-Schulze-Delitzsch-Straße", vorwiegend für Fußgänger, Radfahrer und als Betriebszu- und abfahrt konzipiert, ist seit geraumer Zeit "in Betrieb". Mit dem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats ist sie nun offiziell als Gemeindestraße eingestuft.

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"Endgültig hergestellt und gewidmet" sind inzwischen auch die Falltorstraße und das Kaisergäßlein in Neckarelz, der Gemeinderat hatte dies nun auch förmlich zu beschließen, nachdem die Erschließungsmaßnahmen schon geraume Zeit abgeschlossen waren.

Noch im Planungsstadium ist dagegen ein privates Bauvorhaben in der Brühlstraße in Mosbach. Dort sollen eine bestehende Bebauung abgebrochen und ein neues Ensemble mit Wohnungen errichtet werden. Entgegen des ursprünglichen Plans mit vier Vollgeschossen sind nun nur noch deren drei vorgesehen. Insgesamt sollen so neun Wohnungen à 50 qm und zehn Wohnungen à 30 qm entstehen, dazu entsprechende Stellplätze auf dem Grundstück. Anders als die Ursprungsplanung, fand die überarbeitete, reduzierte Version sowohl in der Vorberatung im Technischen Ausschuss als auch im Gemeinderat Zustimmung. Bei einer Enthaltung gab’s grünes Licht für den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan "Brühlstraße Nr. 1.78".

Weniger einig war man sich beim Bebauungsplan "Kindertagesstätte Nr. 153 C" bzw. der zugehörigen Änderung des B-Plans "Golfanlage Nr. 153 A". Dabei geht es um den geplanten Neubau eines inklusiven Kindergartens auf dem Areal der Abenteuergolfanlage "Inputt".

Die Johannes-Diakonie plant, die bestehenden Gebäude für eine Neunutzung als Kindertagesstätte mit drei Gruppen umzubauen. Mit der Einrichtung der dazugehörigen Außenanlage fielen acht der 18 Golfbahnen weg. Eine gesonderte Betrachtung von besonderen Niederschlagsereignissen sei inzwischen abgeschlossen, die Bebauungsplanänderung die rechtliche Grundlage für eine (bereits beantragte) Baugenehmigung, führte Bauamtsleiter Stefan Baumhackel aus. Oberbürgermeister Michael Jann ergänzte, dass noch Erbpachtregelungen anzupassen und in Überlegungen zu einem möglichen "Transfer" der genannten acht Golfbahnen anzustellen seien. Das verbleibende Gelände biete durchaus Raum für eine 18-Bahn-Anlage, die man auch künftig ermöglichen wolle.

Soweit die Planungen, die man seitens der Freien Wähler allerdings nicht für gut befinden kann. "Aufgrund des Werdegangs werden wir dem Vorhaben nicht zustimmen", machte Dr. Gunter Leibfried deutlich. Mit dem Werdegang meinte er die Geschichte des Inputt, dessen Aufgabe durch die Iso und vor allem den Umgang mit den Spendern, die sich seinerzeit bei Einrichtung der Anlage in erheblichem Maße eingebracht hatten. "Diese Spendengelder wären zurückzahlen", so Leibfried, die "Entwicklung" des Inputt habe Mosbach geschadet.

Eine nachhaltige Verärgerung aufseiten derer, die einst Bahnen fürs Inputt gespendet haben, "kann ich nachvollziehen", erklärte dazu Oberbürgermeister Jann. Bei den "großen Spendern" (wie etwa Aktion Mensch) habe man auf Rückzahlungsforderungen verzichtet, da vor Ort nach wie vor ein sozialer Zweck verfolgt werde. Das eine – neues Vorhaben Kindertagesstätte – sei vom anderen – alte Missplanung Inputt – aber zu trennen, führte Michael Jann zurück zur eigentlichen Beschlussvorlage. Der neue Bebauungsplan bzw. dessen Änderung wurde bei acht Gegenstimmen und zwei Enthaltungen mehrheitlich beschlossen. Der nächste Schritt in Richtung neue Kindertagesstätte kann demnach unternommen werden.

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