Pflegenotstand in Walldürn

Geriatriezentrum findet kaum qualifizierte Mitarbeiter

"Fehlentwicklung der Politik" - Krankenhaus Hardheim für 20.000 Menschen "erster Anlaufpunkt"

30.07.2018 UPDATE: 31.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Zwar bekommt der Krankenhausverband Hardheim-Walldürn bereits den Beginn des Pflegenotstands zu spüren. Die beiden Bürgermeister blicken dennoch mit Optimismus in die Zukunft. Große Projekte sollen Krankenhaus und Geriatriezentrum stärken. Foto: Rüdiger Busch

Hardheim/Walldürn. (zeg) Das Jahresergebnis 2017 für das Krankenhaus Hardheim und das Geriatriezentrum St. Josef in Walldürn ist im beschließenden Ausschuss einstimmig gebilligt worden. Dabei wies Bürgermeister Volker Rohm darauf hin, dass eine "schwarze Null" für das Krankenhaus leider nicht mehr möglich gewesen sei. Der Zuschussbedarf zulasten der Trägergemeinden stieg gegenüber dem Vorjahr um 92.000 Euro an.

Rohm warnte außerdem vor einer sich ständig öffnenden Schere mit steigenden Löhnen und Kostenanstieg auf der einen Seite und Einsparungsvorgaben auf der anderen Seite. Dies verursache einen enormen Kostendruck. Er halte es für möglich, die Verweildauer im Krankenhaus zu steigern und die Patientenzahlen zu erhöhen.

Die seit Jahren von den Kostenträgern gewünschte Entwicklung bei der sogenannten "Ambulantisierung" hatte zuletzt die Folge, dass ambulante Behandlungen und Therapieformen in vielen Bereichen den stationären Krankenhausaufenthalt zunehmend ablösten.

Rohm lobte ausdrücklich die 106 Mitarbeiter, die sich 64 Stellen teilen. "Diese gut ausgebildeten und hoch motivierten Kräfte, die größtenteils über viele Jahre dem Haus angehören und eine enorme persönliche Identifikation zum Haus beweisen, dürfen auf keinen Fall zum Sündenbock einer Fehlentwicklung der Politik gemacht werden", mahnte Rohm an.

Um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum gewährleisten zu können, sei man auf Förderung von Land und Kreis angewiesen. Trotz ungünstiger Rahmenbedingungen ließ Rohm Optimismus erkennen - vor allem im Angesicht des bevorstehenden Erweiterungsumbaus in Höhe von rund vier Millionen Euro.

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Dankbar erinnerte der Bürgermeister an die Fördermittelzusage des Regierungspräsidiums Karlsruhe in Höhe von 1,48 Millionen Euro für den Bettenanbau. Weitere Zuschüsse erhofft er sich für den Umbau der OP-Nebenräume und der Erweiterung der Praxen. Sein Dank galt auch dem Freundes- und Förderkreis, der sich mit einem sehr hohen Betrag an den Investitionen beteiligt.

Das Spektrum der chirurgischen Endoprothetik, sagte Rohm, habe man mit der Anstellung von Dr. Arne Bieling erfolgreich erweitert: "Neben Hüften und Knien werden nun auch Schultern auf höchstem Niveau operiert."

Zusammenfassend konstatierte Rohm, dass das Jahr 2017 Anlass gebe, trotz manch widriger Umstände am eingeschlagenen Weg festzuhalten. Abschließend dankte er dem Leiter der Krankenhausverbandsverwaltung, Ludwig Schön, sowie den Mitarbeitern Benjamin Knörzer und Christian Seit, die das Zahlenwerk erstellt hatten.

Über das Walldürner Geriatriezentrum mit 87 Mitarbeitern berichtete Bürgermeister Markus Gunther. Es gebe eine relativ geringe Fluktuation: "Viele Mitarbeiter haben langjährige Erfahrung."

Allerdings werde es zunehmend schwieriger, frei werdende Stellen zeitnah mit qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen. Als äußerst problematisch bezeichnete er es, Personal für Leitungs- und Führungsaufgaben zu gewinnen. "Der Beginn des Pflegenotstands ist auch im Geriatriezentrum St. Josef bereits deutlich spürbar", so Günther.

Trotz der nicht kostendeckenden Reha-Pflegesätze zeigte sich der Bürgermeister erfreut darüber, dass ein ausgeglichenes Betriebsergebnis für das Geriatriezentrum erzielt wurde. Sein Dank galt den Mitarbeitern. Bei einem Ausblick auf den Pflegeheimneubau nannte Günther den Januar 2019 als Baubeginn.

Verwaltungsleiter Schön merkte anschließend an, dass man in der geriatrischen Rehabilitation die gestellten Qualitätsansprüche nach ISO 9001 erfülle. Mit der Rezertifizierung werde die hervorragende Arbeit dokumentiert. Sein Lob ging daher an alle Mitarbeiter, die dieses sehr gute Ergebnis ermöglicht haben.

Bürgermeister Schreglmann aus Külsheim zeigte danach, dass die Patientenzahlen aus dem Main-Tauber-Kreis und aus dem Landkreis Miltenberg im Krankenhaus Hardheim steigen. "Das Krankenhaus Hardheim ist für rund 20.000 Menschen des engeren und weiteren Umkreises im Krankheitsfall erster Anlaufort", so Schreglmann.

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