Rhein-Neckar/Odenwald

Altenheime sind zum Handeln gezwungen

Betreuung ab 1. September 2019 nur noch in Einzelzimmern - Nicht alle Häuser können sich den neuen Vorgaben anpassen

29.11.2017 UPDATE: 30.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Positives Beispiel: Um die neue Landesheimbauverordnung zu erfüllen, wird das Seniorenhaus "Tannenhof" in Neckarelz in zwei Abschnitten und bei laufendem Betrieb neu gebaut. Ende 2019 soll alles fertig sein. Foto: Schattauer

Rhein-Neckar/Odenwald. (schat/rüb/cab) Am 1. September 2019 endet die Übergangsfrist. Danach darf es in Pflegeheimen und Heimen für Menschen mit Behinderungen im Wesentlichen nur noch Einzelzimmer geben. So will es die neue Landesheimbauverordnung, die dann in Kraft tritt. Schon lange bereiten sich die Einrichtungen in der Region darauf vor. Viele sind gewappnet. Doch nicht alle können die neuen Vorgaben erfüllen.

> Ende in Eppingen. Für das Altenpflegeheim "Haus Lindenhof" in Eppingen bedeutet die Neuregelung zum 31. Januar 2018 das Aus. Diese werde einen hohen Investitionsbedarf und fehlende Rentabilität nach sich ziehen, heißt es in einer Mitteilung der Geschäftsführer der Seniorenstift Eppingen GmbH & Co. KG, Tobias Fundis und Claudia Rothermel. Sie stehen in Kontakt mit Heimbewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern. "Faire und tragbare Lösungen" sollen gefunden werden. Mitarbeitern würden an anderen Standorten des Unternehmens Arbeitsplätze angeboten. Bewohner hätten die Möglichkeit, kostenfrei in andere Häuser umzuziehen - etwa in Bad Rappenau, Bad Schönborn oder in Eppingen selbst, wo die Seniorenstift-GmbH noch das "Haus Waldblick" betreibt.

> Ausnahme in Weinheim. Für das Weinheimer Bodelschwingh-Heim hat die Heimaufsicht einen Ausnahmeantrag bewilligt, wie Christian Rupp, Geschäftsführer der Bodelschwingh-Heim gGmbH, auf Anfrage der RNZ bestätigt: Man habe die wirtschaftliche Unzumutbarkeit nachweisen können. "Wir dürfen unsere Doppelzimmer also über 2019 hinaus benutzen". Dieses seien mit 22 Quadratmetern groß genug. Bedingung sei, dass die Kapazität bis 2019 auf 200 und bis 2032 auf 181 Betten reduziert werde. Baulich seien in der Einrichtung oberhalb des Weinheimer Schlossparks keine Veränderungen nötig. Beim Personal werde es Anpassungen geben. Ausgeschlossen sei das aber bei der Reinigung: "Denn die Fläche unseres Hauses bleibt ja die gleiche."

> Gespräche in Heidelberg. "Wir reden nicht über Schließungen, sondern über Anpassungen an den nötigen Stellen", betont Heidi Farrenkopf, Geschäftsführerin der Altenhilfe in der Evangelischen Stadtmission Heidelberg. Über zwei ihrer Einrichtungen, darunter das Alten- und Pflegeheim "Stammberg" in Schriesheim, steht diese in Gesprächen mit der Heimaufsicht: "Wir haben Ideen, wie wir das stemmen können", so Farrenkopf. Mehr will sie zu dem schwebenden Verfahren nicht sagen. Wie die Heimaufsicht entscheide, sei offen. Alle anderen Häuser der Evangelischen Stadtmission würden die Vorgaben der neuen Landesheimbauverordnung erfüllen oder es gebe Verlängerungen der Übergangsfrist für 20 Jahre nach den letzten großen baulichen Veränderungen.

> Neubau in Mosbach. Das "Pfalzgrafenstift" in der Altstadt wird aufgegeben. Dafür wird es auf dem Areal der Johannes-Diakonie Mosbach einen Neubau geben, der die Vorgaben der Landesheimbauverordnung erfüllt. Dass man das "Pfalzgrafenstift" im laufenden Betrieb hätte baulich anpassen können, wurde als nicht realisierbar erachtet. Dass es anders geht, wollen "Die Johanniter" als Träger des Seniorenheims "Tannenhof" im Mosbacher Stadtteil Neckarelz beweisen. Das soll für einen, wie es hieß, "höheren einstelligen Millionenbetrag" neu gebaut werden. Und alle Bewohner würden dabei durchgehend vor Ort versorgt. Keiner solle seine vertraute Umgebung verlassen müssen, erklären Prokurist Christian Umlauf und Heimleiter Hans-Jürgen Mössner gegenüber der RNZ. Dafür bedarf es einer ausgeklügelten Planung von zwei Bauabschnitten. Ende 2019 soll alles stehen. Derzeit werden in dem ehemaligen Hotel 70 Menschen betreut, dazu gibt es zehn Gäste in der Tagespflege.

> Anbau in Walldürn. Das Geriatriezentrum "St. Josef" soll einen dreistöckigen Anbau mit 30 Einzelzimmern für die Pflege sowie zwölf Tagespflegeplätzen erhalten. Das Projekt wird auf 5,8 Millionen Euro veranschlagt: "Wir müssen investieren", stellt Bürgermeister Markus Günther klar. Ansonsten würde das Zentrum durch die neuen gesetzlichen Vorgaben 14 Plätze verlieren. Und das sei wirtschaftlich nicht tragbar. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2020 geplant.

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