Bürgerinitiative kündigt Konzept an
In der Debatte um die Zukunft des Pfalzgrafenstifts will die Bürgerinitiative einen Lösungsvorschlag vorstellen - Eigene Versammlung geplant

Von Alexander Rechner
Mosbach. Wie sieht die Zukunft des Mosbacher Pfalzgrafenstifts aus? Seit Sommer des vergangenen Jahres bewegt das Thema die Gemüter vieler Bürger. Die Vorgaben der Landesheimbauverordnung (u. a. Unterbringung in Einzelzimmern und Schaffung von Wohngruppen) stellt das Altenpflegezentrum vor große Herausforderungen. Lässt es sich den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend umbauen - und künftig rentabel betreiben? Die Bürgerinitiative (BI) "Menschen helfen Menschen, Mosbach" bejaht dies. In der ersten Mai-Woche will sie in einer eigenen Informationsveranstaltung ein Konzept präsentieren. "Unser Lösungsvorschlag umfasst betreutes Wohnen, Tages- und Kurzzeitpflege sowie stationäre Vollzeitpflege", erklärte Viktor Reiter, BI-Pressereferent, am Dienstagabend während eines Pressegesprächs im Café Lebensmut im Johanniter-Haus Tannenhof.
Gleichzeitig wird die BI ihr Bürgerbegehren nun auf den Weg bringen. "Mit der Veranstaltung in der ersten Mai-Woche werden wir offiziell mit der Unterschriftensammlung auf der Straße beginnen", erläuterte Michael Müller von der Bürgerinitiative, die weiterhin das Pfalzgrafenstift als Altenpflegezentrum in der Altstadt erhalten möchte. Dass die Johannes-Diakonie nun auf ihrem Areal in Eigenregie einen Seniorenheimneubau mit 90 Plätzen errichten wird (wir berichteten), ändere nichts an dem Ziel der Bürgerinitiative. Im Gegenteil: Müller sah darin einen Erfolg für die BI.
Für die Immobilie in der Schlossgasse, deren Eigentümerin die Stiftung Hospitalfonds ist, will man ein "Konzept mit Hand und Fuß" präsentieren. Von Gesprächen mit diversen Beteiligten ist die Rede. Im Boot ist laut Müller das Offenburger Unternehmen Schwetlick Bauträger GmbH, das in Obrigheim das Seniorenzentrum baut. Nach Darstellung der BI-Vertreter hat der Investor ein Interesse daran, das Areal in der Schlossgasse zu erwerben. Wobei die Stiftung Hospitalfonds schließlich die Möglichkeit erhalten soll, sich an der neuen Einrichtung finanziell zu beteiligen. "Der Vorteil von dieser Idee ist, die Stiftung wäre weiterhin miteinbezogen, schuldenfrei und bekäme künftig Geld aus dieser Beteiligung", unterstrich Müller. Überdies stehe das Konzept auf einer seriösen Grundlage. "Die Finanzierung ist durch ein örtliches Bankinstitut abgesichert", führte Müller aus. Aber das ist längst nicht alles: Auch mit einem potenziellen Betreiber führe die BI Gespräche. "Die Johanniter sind mit im Boot", so Müller. Die Johanniter betreiben schon seit geraumer Zeit den Tannenhof in Neckarelz. Dennoch: Einer Ausschreibung wollen die BI-Vertreter nicht vorgreifen. Ihnen sei wichtig, einen schlüssigen Lösungsvorschlag für das Areal in der Schlossgasse zu unterbreiten, mit dem alle Parteien leben können. Und sie hoffen, damit die Mosbacher Bürger und den Stadtrat überzeugen zu können. Aufgeschlossen ist man gegenüber einem weiteren runden Tisch. "Wir würden daran teilnehmen", bekräftigte Müller.
Jedoch wünschen sich die Vertreter "ein deutliches Signal aus dem Gemeinderat" - und das schon in der nächsten Sitzung am 25. April. Ihr Begehren: Die Stiftung Hospitalfonds soll sich von keiner ihrer Wohnungen im Gartenweg trennen. "Wir wollen nicht, dass vielleicht irgendwann in der Zukunft die Wohnungen veräußert werden, um sich dann doch an dem Neubau des Seniorenheims der Johannes-Diakonie finanziell zu beteiligen", erläuterte Müller, und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter stimmten ihm zu. Deshalb soll der Gemeinderat als Stiftungsorgan den Beschluss fassen, "keine Wohnungen zu verkaufen". Jedoch: Mit dem Verkauf der Immobilie, die derzeit das Altenpflegezentrum Pfalzgrafenstift beheimatet, an einen Investor ist man vonseiten der BI einverstanden. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass dort betreutes Wohnen, Tages- und Kurzzeitpflege sowie stationäre Vollzeitpflege angeboten werden.
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Enttäuscht zeigte man sich über das sogenannte Interessenbekundungsverfahren der Stiftung Hospitalfonds für das Areal in der Schlossgasse. Hierbei können interessierte Käufer ihr Interesse bekunden. "In dem Text, der auf der Internetseite der Stadt Mosbach heruntergeladen werden kann, ist nichts von Pflege zu lesen. Der Pflege-Teil fehlt in jedweder Form", legte Michael Müller dar. Und das im Text verwendete Wort Altenhilfe umfasse eben nicht diesen für die Bürgerinitiative wichtigen Bereich.
Deutliche Kritik übten die BI-Vertreter an der Verlegung der Bürgerversammlung. "Wir haben gemeinsam am runden Tisch den Termin am 9. Mai besprochen und festgelegt. Stattdessen bekommen wir dieser Tage ein Schreiben, indem uns mit dem 18. Mai ein neuer Termin mitgeteilt wurde", so Viktor Reiter. Vonseiten der BI fühlt man sich nicht eingebunden, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. "Nach den sehr guten Gesprächen mit Bürgermeister Michael Keilbach haben wir nun bei Oberbürgermeister Michael Jann das Gefühl, man sucht wieder die Provokation. Die Glaubwürdigkeit ist wieder verloren gegangen", bedauerte Reiter. Man möchte vielmehr mit dem Stadtrat und der Verwaltung an der Zukunft des Pfalzgrafenstifts wirken. Foto: Alexander Rechner



