Großer Geldregen für kleine Sonnenkinder
Rolf Trabold von der gleichnamigen Bäckerei sammelte Spenden in Höhe von 12.668 Euro für ein Kinderheim in der Ukraine.

Osterburken. (ahn) "Die ganze Aktion war eine Herzenssache", sagte Rolf Trabold von der gleichnamigen Bäckerei am Mittwoch in der Backstube in Osterburken. Dort übergab er das Ergebnis der "Herzenssache", nämlich seiner Spendenaktion, die er im März für die Menschen in der Ukraine gestartet hatte. Der Empfänger war Robert Eidenschink aus Aschaffenburg, der Vorsitzende des Vereins Sonetschko Kinderheimhilfe Ukraine. Das ukrainische "Sonetschko" steht für "kleiner Sonnenschein", und für die kleinen Sonnenkinder des Kinderheims in der vom Krieg gebeutelten ukrainischen Stadt Saporischschja – dort befindet sich auch das Kernkraftwerk, das Anfang März unter den Beschuss russischer Truppen geriet – gibt es nun einen großen Geldregen: Ganze 12.668,14 Euro kamen bei der Spendenaktion zusammen, die Eidenschink nun für den Ausbau einer Unterkunft für die Kinder in Lemberg verwendet. Dorthin, 80 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, sind die Betreuer und Kleinen aus dem Kinderheim in Saporischschja nämlich geflohen, als er in der Stadt im Südosten der Ukraine zu gefährlich wurde.
"Wenn man die Bilder in den Flüchtlingslagern vor Ort sieht, berührt das einen schon sehr", meinte Trabold. Er spricht aus Erfahrung, denn er hat die Schicksale in den überfüllten Flüchtlingslagern an der polnisch-ukrainischen Grenze mit eigenen Augen gesehen, als er selbst Lebensmittel und Sachspenden Richtung Ukraine transportierte.
"Da sieht man erst einmal, wie gut es uns geht. Bei uns ist alles selbstverständlich – zum Beispiel warmes und sauberes Wasser", so der Bäckermeister. Er ist niemand, der sich auf diesen selbstverständlichen Dingen ausruht, sondern legt Hand an, um anderen, denen es nicht so gut geht, zu helfen. So startete er im März eine Spendenaktion. In allen Filialen der Bäckerei Trabold wurde das "Ukraine-Brot" zusammen mit einem Eimer, zwei Mikrofasertüchern und zwei Schwämmen in den ukrainischen Farben für 5 Euro verkauft.
Das Ergebnis mit 12.668 Euro ist beeindruckend. "Wir möchten uns herzlich bei unseren lieben Freunden, allen mitwirkenden Firmen, die intern Geld und Sachspenden gesammelt haben, Vereinen und unseren treuen Kunden für die tatkräftige Unterstützung bedanken", sagte Trabold auch im Namen seiner Familie, bevor er den Spendenscheck an Robert Eidenschink und dessen Frau Petra überreichte.
Der Kontakt zwischen dem Realschullehrer und dem Bäckermeister war "vom Himmel vorgegeben", meinte Trabold. "Ich habe nach Organisationen gesucht, die Spendengelder direkt einsetzen." Und so ist der Bäckermeister auf Robert Eidenschink und sein ukrainisches Kinderheim gestoßen.
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Seit 2005 besteht der Verein Sonetschko Kinderheimhilfe Ukraine. Inzwischen zählt er über 250 Mitglieder. Angefangen hat alles damit, "dass wir vor 17 Jahren unseren Sohn Wanja aus dem Kinderheim adoptiert haben, der dort die ersten zweieinhalb Jahre gelebt hat", berichtete Eidenschink.
Im Kinderheim leben inzwischen rund 300 Kinder im Alter bis zu drei Jahren. Mehr als 100 Kinder sind behindert, teils schwerbehindert. "Die Schwerbehinderten kommen ins Kinderheim, weil hier die medizinische Versorgung besser ist", erklärte Eidenschink und ergänzte: "Wir fahren einmal im Jahr für acht bis zehn Tage nach Saporischschja und tätigen enorme Anschaffungen von Waschmaschinen, Kühlschränken und medizinischen Geräten über Medikamente, Hygieneartikel und Obst bis hin zu Kleidung, Matratzen oder Tische."
Eigentlich ist Robert Eidenschink Realschullehrer für Mathe und Physik. Doch auch die Kinder in der Ukraine sind ihm ans Herz gewachsen. "Ich lebe das", meinte er und zeigte als Beweis auf seine Socken, die in den Ukraine-Farben Blau und Gelb gehalten sind. Aktuell habe er acht Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich daheim aufgenommen, "was nicht immer leicht ist".

Doch sein Engagement für die notleidenden Kinder ist ungebrochen. "Seitdem ich das mache, habe ich 800.000 Euro für das Kinderheim gesammelt", sagte er. "Und 80.000 Euro, seitdem der Krieg begonnen hat. Die fließen in Transport, Unterkunft und Vorräte."
Dazu kommen jetzt noch die 12.668 Euro von Rolf Trabold. Der Spendenbeitrag wird für die neue Unterkunft in Lemberg verwendet. "Wir sind dort in einem alten Schulhaus. Aber das ist viel zu klein", erläuterte Eidenschink.
Das Kinderheim am ursprünglichen Standort in Saporischschja steht aktuell leer. "In den ersten Wochen des Krieges haben wir noch gedacht, dass wir das auch so durchstehen. Dann schlugen die ersten Bomben in der Nähe ein", berichtete der Vorsitzende. Dann wurden die ersten Kinder nach Lemberg transportiert. "35 Stunden waren die Kleinen im Zug unterwegs", sagte der Realschullehrer und betonte die große logistische Herausforderung der Flucht. "Wir müssen die Vorräte mitnehmen. Außerdem sind 60 Kinder als transportunfähig eingestuft. Diese Kinder haben eine Eins-zu-eins-Betreuung. Die Frage ist, wer sie begleitet. Denn die Frauen aus dem Personal haben zuhause ihre eigenen Familien", schilderte Eidenschink die großen Herausforderungen.
Auf die Hilfe von Rolf Trabold kann er auf jeden Fall immer zählen. "Scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen. Ich helfe gerne", gab der Bäcker dem Vorsitzenden zum Schluss noch mit auf dem Weg.
Info: Weiteres und Spendenkonto unter www.sonetschko.de.