Neckartal-Bahnstrecke

Kein Personal im Stellwerk – Großer Ärger über Zugausfälle

Es gab wieder einmal Chaos mit den Ersatzbussen. Im September fallen Züge wegen Reparaturarbeiten aus.

02.09.2024 UPDATE: 02.09.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Eine S-Bahn fährt bei Neckarsteinach durchs Neckartal. Archivfoto: Thomas Henne

Neckargemünd. (cm/md) Das kam ziemlich überraschend und erwischte zahlreiche Bahnfahrer eiskalt: Um 20.30 Uhr teilte die Bahn am Freitag mit, dass schon ab Samstag um 6 Uhr zwischen Heidelberg und Meckesheim sowie Eberbach im Neckar- und Elsenztal keine Züge fahren. Der überraschende Grund: "Kurzfristig erhöhte Krankenstände im Stellwerk Neckargemünd". Eigentlich schien das dortige Personalproblem behoben.

Die Bahn war alles andere als gut vorbereitet auf die Mangellage. Beispiel vom frühen Samstagmittag: Der Regionalexpress 10a von Heilbronn nach Heidelberg fuhr zwar recht pünktlich. Kurz vor Eberbach meldete sich dann der Zugführer übers Mikro und gab bekannt, dass die Zugfahrt "wegen krankheitsbedingtem Personalausfall im Stellwerk Neckargemünd hier endet". Er setzte sogleich nach: "Ob es schon einen Ersatzverkehr gibt und wo der abfährt, ist mir nicht bekannt. Am besten, Sie schauen sich mal vor dem Bahnhof um". Sprach’s und schaltete das Mikro ab.

Vor dem Bahnhof standen aber weder Ersatzbusse noch gab’s sonstige Hinweise, wohin die Reise gehen soll. In brütender Hitze mussten die "Gestrandeten" dort warten, bis nach längerer Zeit tatsächlich ein Bus auftauchte. Einige hatten sich da schon ein Taxi genommen. Professionelles Krisenmanagement seitens der Bahn sollte jedenfalls anders aussehen.

Auch in Hirschhorn waren die Ausfälle nicht besser koordiniert. Auf den Sozialen Netzwerken berichtet eine Userin, es hätte keinerlei Informationen darüber gegeben, dass der Ersatzbus nicht am Bahnhof, sondern unten am Neckar fährt. Die Leute hätten teilweise anderthalb Stunden an der falschen Stelle auf den Bus gewartet.

Bekanntlich war es zwischen dem vergangenen Herbst und Ende Januar wegen Personalausfällen im Neckargemünder Stellwerk zu zahlreichen Zugausfällen gekommen. Seither gab es keine Ausfälle mehr, auch weil die Bahn zusätzliches Personal für Neckargemünd ausbildete. Das dortige Stellwerk im Bahnhofsgebäude stammt aus den 60er Jahren und funktioniert nicht elektronisch, sondern mechanisch. Hier ist also nach wie vor Personal notwendig.

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Eine Umstellung auf ein modernes elektronisches Stellwerk ist erst im Jahr 2030 vorgesehen. Dann wäre eine "Fernsteuerung" ohne Personal vor Ort möglich. Auch in Eberbach und Mosbach gibt es noch mit Personal besetzte Stellwerke.

Der jüngste Ausfall betraf am Samstag den Zeitraum von 6 bis 18 Uhr sowie von Sonntag, 18 Uhr, bis Montag, 6 Uhr. "Das Stellwerk, in dem die Zugsteuerung für die Strecke erfolgt, kann in den Zeiträumen leider nicht besetzt werden", teilte die Bahn mit. "Trotz intensiver Personaldisposition gelingt es nicht immer, Krankheitsfälle zu kompensieren. Zugverkehrssteuerer müssen für die jeweilige Stellwerkstechnik und Region ausgebildet sein und für die örtlichen Gegebenheiten eingearbeitet werden."

Die Bahn bat um Entschuldigung und kündigte schon am Freitagabend an, dass sie einen Busersatzverkehr organisiert. Diesen gab es auch, doch er war nicht immer einfach zu finden. An den Anzeigetafeln an den Bahnsteigen gab es keine Hinweise zu Abfahrtsort sowie -zeiten.

Eine Anzeige verwies sogar auf den "Aushangfahrplan. Und auf den Tafeln des Verkehrsverbundes vor dem Bahnhofsgebäude wurden sogar noch ganz normal die regulären Abfahrtszeiten der Züge angezeigt. Und so sammelten sich vor dem Bahnhof einige ratlose Fahrgäste auf der Suche nach Ersatzbussen.

Nach diesem chaotischen Wochenende ist aber noch keine Entspannung in Sicht. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, kommt es im September wegen Bauarbeiten zwischen Mosbach-Neckarelz und Neckargemünd zu weiteren Zugausfällen: In der Nacht vom 5. auf den 6. September sollen ab 21 Uhr auf den Linien S1 und S2 Teilausfälle mit Ersatzverkehr stattfinden.

Des Weiteren gibt es vom 12. bis 14. September Zugausfälle und Ersatzverkehr zwischen Heidelberg und Mosbach. Reisende können die aktuellen Verbindungen in der DB Navigator-App und unter www.bahn.de/Reiseauskunft abrufen.

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