Neckar-Odenwald-Kreis

Kliniken sehen sich für erneute Infektions-Welle gut vorbereitet

"Wir müssen weiter durchhalten" - Kaufmännischer Leiter im RNZ-Gespräch

14.08.2020 UPDATE: 15.08.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 2 Sekunden
Mit klaren Regeln und strikter Konsequenz will man an den Neckar-Odenwald-Kliniken (hier das Krankenhaus Mosbach) helfen, die Corona-Pandemie zu überwinden. Für eine mögliche zweite Welle sieht man sich unterdessen sehr gut vorbereitet, auch weil man bei der Problembewältigung verlässliche Partner um sich weiß. Fotos: Heiko Schattauer/Alexander Rechner

Von Heiko Schattauer

Neckar-Odenwald-Kreis. Die Angst vor einer zweiten Corona-Welle, vor einer neuerlichen sprunghaften Häufung an Krankheitsfällen, vor einem möglichen weiteren Lockdown – dieser Tage ist sie durchaus existent, nicht nur in Talkrunden im Fernsehen, sondern auch in manchem Hinterkopf. Was ist, wenn dieses unberechenbare Virus sich wirklich noch einmal so stark und schnell verbreitet? Eine Frage, die so manchen umtreibt.

Besonders im Auge behalten muss man die Entwicklungen in der Coronakrise vor allem auch an den Neckar-Odenwald-Kliniken. Die RNZ hat bei Harald Löffler, dem kaufmännischen Leiter der Neckar-Odenwald-Kliniken, einige Einschätzungen abgefragt.

Harald Löffler. Foto: ar

Die Corona-Infektionszahlen sind in den vergangenen Wochen (auch in Deutschland) wieder angestiegen, die Gefahr einer zweiten Welle scheint parallel ebenso zu wachsen. Wie beurteilen Sie als Verantwortliche der Neckar-Odenwald-Kliniken die aktuelle Lage?

Die Neckar-Odenwald-Kliniken sind gut auf einen Anstieg der Fallzahlen vorbereitet. Wir kommen aus einer Phase mit großen Infektionszahlen, in denen sich die Krankenhäuser bundesweit und wir im Neckar-Odenwald-Kreis auf die Behandlung von Covid-19-Patienten einstellen konnten. Mit Sorge blicken wir auf Entwicklungen wie die jüngste Massendemonstration in Berlin, die aus unserer Sicht falsche Signale senden. Die Chance, die Pandemie mittelfristig zu bewältigen, ist genau jetzt gegeben. Heute, in diesen Tagen, ist jeder Einzelne gefragt. Es gilt, bei aller Freude über das Erreichte, nicht die Erfolge der vergangenen Monate aufs Spiel zu setzen. Abstands- und Hygieneregeln sind nach wie vor einzuhalten. Nur so können wir ein erneutes Aufflammen der Pandemie vermeiden.

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In der Region ist die Zahl der Neuinfektionen wie auch der als akut erkrankt geltenden Menschen derzeit – erfreulicherweise – relativ gering. Kann man demnach alles ein bisschen gelassener angehen?

Nein. Auch bei uns im Neckar-Odenwald-Kreis ist jeder Einzelne gefragt, um die Pandemie nachhaltig einzudämmen. Die Zahlen sind gering, weil die Menschen diszipliniert sind.

Die Gefahr der zweiten Welle ist demnach dennoch da. Vor dem Hintergrund mancher Beiträge aus den vergangenen Tagen steht sie gefühlt sogar schon direkt bevor. Wie bereitet man sich an den Neckar-Odenwald-Kliniken auf ein mögliches Neu-Auflammen der Pandemie mit deutlich steigenden Infektionszahlen vor?

Die Neckar-Odenwald-Kliniken haben in den vergangenen Monaten gezeigt, dass sie auch mit wesentlich höheren Covid-Fallzahlen umgehen können. Abläufe sind eingeübt, Mitarbeiter sensibilisiert und auch die Patienten und Angehörigen hätten für mögliche weiter eingeschränkte Besuchsregelungen sicherlich Verständnis, da sie der Sicherheit aller dienen.

Welche Erkenntnisse und vielleicht auch Lehren hat man aus der ersten Hochphase der Pandemie gezogen? Wo hat man erkennen müssen, dass man mit den eigenen Maßnahmen an die Grenze kam oder gar falsch lag?

Die Corona-Pandemie gilt als einer der größten Stresstests für das deutsche Gesundheitssystem nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Man kann es gar nicht oft genug betonen: Ohne den engagierten Einsatz und das sehr gute Zusammenspiel zwischen Behörden, Krankenhäusern, niedergelassenen Kollegen und vielen weiteren Akteuren wäre es nicht möglich gewesen, die Pandemie so effektiv zu bekämpfen. Selbstverständlich nehmen auch wir die Strukturen und Prozesse während dieser angespannten Phase genau unter die Lupe. Für eine detaillierte Auswertung ist es aus unserer Sicht allerdings noch zu früh.

Wie ist denn der aktuelle Stand? Wie viele Betten werden an den Neckar-Odenwald-Kliniken für Corona-Fälle frei gehalten, wie viele Beatmungsplätze stehen zur Verfügung? Und welche sonstigen Sondereinrichtungen hat man noch oder wieder in Betrieb?

Der Zugang in die Häuser erfolgt ausschließlich über die Sichtungsstellen. Für positiv getestete Patienten oder Verdachtsfälle haben wir nach wie vor separate Zugänge, und die Isolierstationen konzentrieren sich auf Covid(-Verdachts)-Fälle. Die Beatmungsplätze haben wir allerdings wieder auf unsere normale Anzahl von sechs zurückgefahren. Wir sind jedoch in der Lage, innerhalb von ein bzw. zwei Tagen in Stufen die Kapazität wieder auf die Akutphase der Pandemie hochzufahren.

Wie verhält es sich mit den Zugangs- und Besuchsregeln? Hat man die zwischenzeitlich wieder verschärft? Wie sehen die Reglementierungen aktuell aus?

Unsere Besucherregeln sind seit Wochen unverändert. Die Besucher melden sich bis 12 Uhr an. Es ist ein Besucher pro Patient und Tag für 30 Minuten zwischen 15 und 19 Uhr möglich. Vor dem Eintritt ins Krankenhaus findet an der Sichtungsstelle dann eine Registrierung statt, bei der auch Informationen zum Verhalten weitergegeben werden.

Hat man – auch im alltäglichen Krankenhausalltag – nach wie vor das Gefühl, dass die Achtsamkeit für die Corona-Regeln immer im gebotenen Maß gegeben ist?

Unsere Besucher werden direkt ab Betreten der Krankenhäuser in Mosbach wie in Buchen auf die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln sensibilisiert und halten sich daran. Auch unsere Mitarbeiter zeigen große Disziplin. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass gerade jetzt in der Öffentlichkeit die richtigen Signale gesetzt werden. Die Pandemie erfolgreich und in absehbarer Zeit überwinden werden wir dann, wenn wir jetzt weiter durchhalten.

Angenommen, die zweite Corona-Welle kommt und trifft auch den Kreis. Wie lässt sich dann der folgende Satz beenden: "Wenn die zweite Welle uns erreicht, dann sind die Neckar-Odenwald-Kliniken …"

…sehr gut vorbereitet.

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