Mudau-Waldauerbach

Vier Monate Wartezeit bis zur Inbetriebnahme der Photovoltaikanlagen

In diesem Tempo wird es mit der Energiewende nichts: Bernhard Mechler und Jens Müller warten seit Januar darauf, dass sie mit ihrer Anlage Strom erzeugen dürfen.

20.05.2023 UPDATE: 20.05.2023 06:00 Uhr 2 Minuten
Bernhard Mechler zeigt auf seine Photovoltaikanlagen, die er und sein Schwiegersohn haben installieren lassen. Nur auf die Inbetriebnahme muss er seit Monaten warten. Foto: Rüdiger Busch

Mudau-Waldauerbach. (rüb) Deutschland legt die letzten drei Kernkraftwerke still und konzentriert sich massiv auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. So lässt sich später einmal im geschichtlichen Rückblick das Frühjahr 2023 beschreiben. Zumindest in der Theorie.

In der Praxis müssen vielfach die Bürger nicht nur die Kosten, sondern auch die Lasten der Energiewende tragen. Und wer beispielhaft vorangeht und selbst seinen kleinen Beitrag leisten möchte, der steht am Ende womöglich nicht auf der Sonnenseite, sondern im Regen.

So wie Bernhard Mechler und Jens Müller aus Waldauerbach: Sie haben einen hohen fünfstelligen Betrag investiert und sich auf die Dächer ihrer Wohnhäuser insgesamt drei Photovoltaikanlagen installieren lassen. Seit Januar könnten die Module eigentlich fleißig grünen Strom produzieren, doch seit mehr als drei Monate warten sie auf die Inbetriebnahme.

Doch der Reihe nach: Wie so viele Hausbesitzer trugen sich auch Bernhard Mechler und sein Schwiegersohn Jens Müller im Sommer des vergangenen Jahres mit dem Gedanken, ihre Dächer mit Photovoltaikanlagen auszurüsten, um den Großteil des Eigenverbrauchs selbst zu erzeugen und den übrigen Strom ins Netz einzuspeisen.

Zunächst lief auch alles glatt: Unter mehreren Angeboten entschieden sie sich für ein wohnortnahes regionales Unternehmen, das die Anlagen dann auch erfreulich zeitnah – Ende Oktober/Anfang November – montierte. "In fünf Arbeitstagen war alles erledigt", erinnert sich Bernhard Mechler. Aufgeteilt auf drei separate Anlagen wurde auf seinen Hausdächern und auf dem des Schwiegersohns Module mit einer Gesamtleistung von 42 Kilowattpeak installiert. Damit ließen sich – rein rechnerisch – etwa zehn Durchschnittshaushalte mit Strom versorgen.

Auch interessant
"Photovoltaik-Gipfel": Habeck: Mehr Tempo bei Solarstrom geplant
Zoff um Solarmodule: Balkonkraftwerk soll weg, weil Nachbarn Optik nicht gefällt
Solaranlagen-Check im Frühjahr: Kommt denn auch genug Sonne an?

So weit die Theorie: In der Praxis hat der Installateur im Januar Restarbeiten durchgeführt, so dass ab diesem Zeitpunkt alles vorbereitet war, damit die Anlage Strom erzeugen kann. Der einzige Haken: Der Netzbetreiber – in diesem Fall die Netze BW– musste noch einen separaten Zähler für die Anlage montieren. Dies werde innerhalb von zwei Wochen erledigt sein, wurde ihm im Januar von seinem Handwerker, der die Photovoltaikanlage installiert hatte, versprochen. Doch daraus sind jetzt fast vier Monate geworden.

Vier Monate, in denen die Solarmodule mehrere Tausend Kilowattstunden Strom erzeugt hätten, welche die beiden Hausbesitzer entweder selbst hätten nutzen oder ins Stromnetz einspeisen können. So muss Bernhard Mechler weiter warten, bis seine Anlage Strom erzeugt, bis er den eigenen grünen Strom nutzen kann und bis sich seine Investition von 48.000 Euro eines fernen Tages amortisiert. "Wir freuen uns, dass sie mit ihrer Investition ein Stück zur Energiewende beitragen", ist auf einem Schreiben der Netze BW an Bernhard Mechler zu lesen. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man darüber lachen.

Wer trägt für die Verzögerung die Schuld? Auf Nachfrage der RNZ schreibt die Netze BW: "Grundsätzlich gilt, dass wir als Netzbetreiber gesetzlich verpflichtet sind, eine Einspeisezusage innerhalb von acht Wochen nach Eingang des Einspeiseantrags zu geben." Auch im Fall der Familien Mechler und Müller sei von der Netze BW "alles im normalen zeitlichen Rahmen bearbeitet" worden, nachdem die entsprechenden Unterlagen eingegangen seien.

Immerhin kommt nach der Nachfrage der RNZ Bewegung in die Sache: Kurz nach der Kontaktaufnahme mit der Pressestelle erhielt Bernhard Mechler plötzlich eine Nachricht auf sein Handy: In Kürze werde sich ein Mitarbeiter zwecks Terminabstimmung bei ihm melden ...

Dieser Artikel wurde geschrieben von:
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.