Mosbach

Wie sich die Pandemie auf die Abi-Prüfungen 2021 auswirkt

Das etwas andere Abitur - aber auch abseits von Corona gibt es Besonderheiten

03.05.2021 UPDATE: 04.05.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 9 Sekunden
Foto: Heiko Schattauer

Von Heiko Schattauer

Mosbach. Es geht los mit Deutsch. Daran hat sich nichts geändert. Doch ansonsten läuft beim Abitur 2021 so manches anders als gewohnt. Das liegt zum einen natürlich an der anhaltenden Coronapandemie mit all ihren belastenden Begleiterscheinungen. Zum anderen aber auch an Veränderungen, die das Kultusministerium des Landes für die Reifeprüfungen und die dazugehörigen Inhalte und Vorgaben auf den Weg gebracht hat.

Rund 11.000 Schülerinnen und Schüler starten im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe mit dem heutigen Dienstag ins schriftliche Abitur, rund 7200 davon an allgemeinbildenden Gymnasien, etwa 3800 an beruflichen Bildungseinrichtungen. Der Jahrgang 2021 darf sich dabei als ein besonderer fühlen – nicht nur wegen der nach wie vor besonderen Umstände, die der Coronapandemie geschuldet sind: So zählt das Fach Deutsch nämlich nicht mehr zwingend zum Pflichtteil der schriftlichen Prüfungen. So mancher angehende Abiturient atmet da tief durch, denn Goethe, E.T.A. Hoffmann, Hesse und Co. sind eben nicht unbedingt jedermanns Sache.

Die Neuregelung hat Folgen: Am Technischen Gymnasium in Mosbach etwa treten heute nur neun Schülerinnen und Schüler zur schriftlichen Deutschprüfung an, die weiteren 17 Prüflinge des Abschlussjahrgangs 2021 ziehen es vor, sich im Fach Englisch (für den 10. Mai terminiert) der finalen Prüfung in schriftlicher Form zu stellen.

Am Wirtschaftsgymnasium in Mosbach fällt die Quote für Deutsch ein wenig besser aus: Etwa die Hälfte der 37 angehenden Abiturientinnen und Abiturienten an der Ludwig-Erhard-Schule setzen sich heute ausdauernd und intensiv mit Faust, dem Steppenwolf, dem goldnen Topf oder Natur und Mensch in der deutschsprachigen Lyrik vom Sturm und Drang bis zur Gegenwart auseinander.

Auch interessant
Notbremse im Neckar-Odenwald-Kreis: Notbetreuung muss ab Freitag eingerichtet werden (Update)
Neckar-Odenwald: Schulen und Kitas droht die Schließung
Mosbach: So liefen die ersten schulischen Corona-Selbsttests

An den beiden berufsbildenden Gymnasien sieht man die eigenen Abschlussjahrgänge trotz besonderer Umstände ganz gut vorbereitet auf die kommenden Prüfungen, die sich dieses Mal über fast drei Wochen – bis 21. Mai – verteilen. "Die Stimmungslage ist erstaunlich gut", berichtet der TG-Abteilungsleiter Helmut Behr, "sowohl bei den Schülern als auch bei den betreuenden Lehrkräften." Mithilfe einer online absolvierten Kompaktwoche habe man die Abschlussschülerinnen und -schüler, die sich zuletzt schulartunabhängig allesamt 14 Tage im Homeschooling befanden, noch einmal eingehend für die Prüfungsthemen sensibilisiert.

"Ich gehe davon aus, dass unsere Vorbereitungen fruchten und alles ganz gut klappt", gibt sich auch LES-Schulleiter Ralf Trabold optimistisch, dass die schriftlichen Prüfungen zufriedenstellende Ergebnisse liefern. Die Organisation der schriftlichen Abiturprüfungen stellt für Trabold und seine Kollegen keine größere Herausforderung dar. Die etwa 20 Prüflinge, die heute im Fach Deutsch antreten, werden auf mehrere Klassenzimmer verteilt. Anspruchsvoller ist diese Aufgabe da schon bei den Berufsschülern, die seit Wochenbeginn ebenfalls ihre Prüfungsrunden absolvieren. Von bis zu 200 Schülern berichtet Trabold, die da, neben den Abiturienten, aktuell auf die Zielgerade ihrer schulischen Laufbahn einbiegen – und entsprechend coronakonform für ihre Prüfungen im Schulhaus zu verteilen sind. "Das ist dann planerisch schon anspruchsvoll", so der Schulleiter.

Aber mit Planen und Umplanen – gerne auch mal kurzfristig – kennen sich die Schulleiter inzwischen gut aus. Nervös macht der etwas andere Auftakt der Abschlussprüfungen auch die beiden Schulleiter der allgemeinbildenden Gymnasien in Mosbach nicht. "Die Schülerinnen und Schüler sind fachlich gut vorbereitet", ist sich Jochen Herkert vom Nicolaus-Kistner-Gymnasium sicher. Im Rahmen einer Videokonferenz habe man sich am Freitagnachmittag noch einmal mit den Prüflingen ausgetauscht, offene Fragen erörtert.

"Das Thema Testen war natürlich sehr präsent", erklärt der NKG-Schulleiter. Es gibt keine Testpflicht; auch nicht auf Corona getestete Schülerinnen und Schüler dürfen an den Prüfungen teilnehmen. Ein Teil der 42 Prüflinge im Fach Deutsch habe sich bereits am Montag in der Schule testen lassen, berichtet Herkert, "alle Ergebnisse waren negativ". Es sei durchaus verständlich, wenn sich Schüler nun am Prüfungstag nicht mehr testen lassen, die Prüflinge werden/würden je nach Status räumlich getrennt, so Herkert.

Auf Abstand setzt man natürlich auch am Auguste-Pattberg-Gymnasium. Auch hier werden bei Bedarf getestete von ungetesteten Schülern getrennt, als Prüfungsort hat man hier die Pattberghalle ausgewählt, wie Schulleiter Dr. Thomas Pauer auf RNZ-Anfrage erläutert. 40 junge Frauen und Männer nehmen sich dort heute der Pflichtlektüren, des Leitthemas Lyrik oder einer weiteren, von den Fachlehrern ausgewählten, Aufgabe an.

Thomas Pauer selbst führt einen Mathekurs in die schriftlichen Prüfungen (die in Mathematik erst am 17. 5. anstehen) und berichtet: "Ich habe den Eindruck gewonnen, die Schüler gehen relativ locker in die Prüfungen." Gut vorbereitet sieht er die Prüflinge, zumal sie dieses Schuljahr vergleichsweise viel Präsenzunterricht hatten und es keine Unterrichtsausfälle durch Klassenfahrten oder Ähnliches gab.

Ein langer Prüfungstag wird der heutige Dienstag unterdessen nicht nur für die Schüler, die von 9 bis 14.45 Uhr Zeit für ihre Klausuren haben. "Um 5.30 Uhr kommt der zweite Code zum Freischalten der Aufgaben, dann wird fleißig kopiert", skizziert Jochen Herkert, dass die Erstellung der Prüfungsunterlagen vor Ort zu erfolgen hat.

Spätestens um 9 Uhr muss alles fix und fertig auf den Tischen der Schüler liegen. Die haben es dann zum Beispiel mit "Der Tragödie erster Teil" zu tun. Und die Chance auf ein eigenes Werk mit dem möglichen Titel: "Der Triumph – finaler Teil".

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.