Rektorin der DHBW Mosbach: "Mit den Studentenzahlen muss auch die innere Struktur wachsen"
Im RNZ-Gespräch erörtert DHBW-Rektorin Gabi Jeck-Schlottmann die Herausforderungen für den Hochschulstandort.

Wünscht sich mehr Spielraum und mehr Stolz: DHBW-Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann.
Von Heiko Schattauer
Neckar-Odenwald-Kreis. Die wilden Zeiten mit unbändigem Wachstum, Abspaltung der Außenstelle Heilbronn und den damit einhergehenden Nebengeräuschen sind vorbei, die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach steuert seit geraumer Zeit in weniger aufgewühlten Gewässern. Die Bildungseinrichtung fährt, wenn man so will, einen "Konsolidierungskurs". Im Gespräch mit der RNZ erläutert Rektorin Prof. Dr. Gabriele Jeck-Schlottmann, welche Ziele auf der Route liegen.
Hallo, Frau Jeck-Schlottmann, nach Rekordjahren und vielen Schlagzeilen (mal erfreulicher, mal weniger erfreulich) ist es um die DHBW zuletzt ruhiger geworden. Oder täuscht der Eindruck?
Nein, der täuscht nicht. Aber für mich ist das auch absolut in Ordnung. Es war ganz einfach notwendig, zur Ruhe zu kommen. Um sich wieder auf unser Hauptgeschäft zu konzentrieren, die gute Lehre. Wir haben uns ja trotzdem weiterentwickelt, nach außen ist es angenehm ruhig, innen sind wir dennoch immer in Bewegung, positiv unruhig.
Sie haben beim Semesterstart im Vorjahr von Konsolidierung auf hohem Niveau gesprochen. Mit Blick auf das bald beginnende neue Studienjahr mit in etwa gleichen Studienanfängerzahlen. Hat man diesen Kurs fortgesetzt?
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Ja. Und den möchten wir auch weiter fortsetzen. Wir wollen organisch wachsen, nicht um jeden Preis. Die Ressourcen sind schließlich begrenzt. Manchmal juckt es natürlich aber in den Fingern...
Inwiefern?
Naja, wir könnten stärker wachsen als wir es tun. So hätten wir dieses Jahr locker einen weiteren Bauingenieur-Kurs anbieten können. Aber dessen Betreuung hätten wir mit dem vorhandenen Personal nicht anständig hinbekommen, dafür haben wir schlichtweg zu wenig Professoren. Nächstes Jahr sieht es schon wieder besser aus.
Vor Jahresfrist hatten Sie so etwas wie "Aufbruchstimmung" ausgemacht. Hat sich diese Einschätzung bestätigt?
In Bezug auf die Weiterentwicklung in einzelnen Studiengängen oder in Sachen Didaktik, Internationales oder kooperative Forschung gibt es auf jeden Fall eine Aufbruchstimmung.
Für bessere Stimmung sollte eigentlich auch der Hochschulfinanzierungsvertrag und eine damit verbundene Entfristung etlicher Stellen sorgen. Der Vertrag wurde ja als großer Erfolg angepriesen...
Ich habe in diese Lobeshymnen nie mit eingestimmt, war da etwas zurückhaltender. Die Stellenentfristungen laufen ja in drei Tranchen. Die erste haben wir vollzogen, die zweite ist in Arbeit. Und die dritte wird die DHBW landesweit vorerst nicht umsetzen - weil dazu die Mittel nicht ausreichen.
Der Vertrag hatte ja von Anfang an eine Kehrseite, nämlich Einsparungen bei der Qualitätssicherung (der Lehre). Machen die sich inzwischen bemerkbar?
Natürlich. Wir hatten wirklich schon fettere Jahre was das anbelangt. Aber wir sollten auch nicht zuviel jammern. Im Moment gelingt es uns noch, unseren Anspruch an die Qualität unserer Lehre zu sichern. Aber um zukunfts- und konkurrenzfähig zu bleiben, sollte die Ausstattung künftig wieder ein bisschen besser werden. Hier sind wir aktuell sehr dankbar für die Unterstützung, die die Stiftung Pro DHBW Mosbach leistet.
Infrastrukturell scheint man unterdessen dank Neubau und Anmietung weiterer Fläche im ehemaligen BBW ordentlich aufgestellt, oder?
Ein bisschen mehr Raum könnten wir schon noch gebrauchen. Ich denke da an Labore und derlei Einrichtungen. Aber es stimmt schon: Mit dem Neubau und rund 1800 qm weiterer Fläche bei der Johannes-Diakonie (zuvor waren dort bereits 2000 qm angemietet, Anm. der Redaktion) sind wir ordentlich aufgestellt.
Also kommen die Container auf dem Campus nach Jahren endlich weg?
Nein. Leider nicht. Statt von der DHBW werden sie künftig erstmal vom Landgericht genutzt. Ich hatte mich ja schon auf ein paar weitere Parkplätze gefreut - aber die Container sind jetzt dann so etwas wie Nachbarschaftshilfe...
Noch mal ein Blick zurück: Zuletzt gab es doch wieder Negativ-Schlagzeilen, in denen die DHBW auftauchte. Wie nimmt man an der DHBW in Mosbach die Ermittlungen gegen den ehemaligen Rektor Prof. Geilsdörfer auf?
Da hab ich manches auch erst aus der Zeitung erfahren. Man verfolgt die Entwicklungen, mehr möchte ich dazu nicht sagen, zumal es sich ja um laufende Ermittlungen handelt.
Mit offenem Ausgang. Dann blicken Sie doch stattdessen mal ein paar Jahre in die Zukunft, wo sehen Sie die DHBW Mosbach in fünf Jahren? Wo die großen Herausforderungen?
Wir haben gute Aussichten. Wir werden organisch wachsen, von den aktuell rund 3500 Studierenden ausgehend. Mit Zunahme der Studentenzahlen muss ja auch immer die innere Struktur wachsen, das hat in der Vergangenheit - vor allem im Rekordjahr mit dem Doppeljahrgang - nicht immer geklappt.
Und die Herausforderungen?
Die Finanzen sind natürlich immer eine Herausforderung. Auch die Themen demografischer Wandel und ländlicher Raum. Da müssen wir den Charme von Mosbach besser transportieren. Ich würde mir auch wünschen, dass man in Mosbach ein wenig mehr Stolz entwickelt auf seine erfolgreiche Hochschule. Die hat nämlich auch eine strukturpolitische Komponente, von der Kaufkraft der Studenten mal ganz abgesehen. Mit Mieten usw. reden wir da von rund 15 Mio. Euro pro Jahr, die dank der Studenten in Mosbach und der Region verbleiben.
Ein paar Millionen will auch das Studierendenwerk investieren, ein Wohnheim bauen...
Ich würde mir wünschen, dass wir ein Studentenwohnheim haben. Mosbach muss noch attraktiver werden als Hochschulstadt, dazu gehört neben einer Mensa auch ein Wohnheim. Das darf man jetzt nicht verschlafen, sonst fällt Mosbach da vielleicht in einen Dornröschenschlaf. Und ist womöglich schon morgen nicht mehr attraktiv für die Studierenden.



