Mosbach

Ehrenamtsaktionstag als Ehrensache und Erlebnis

Nach zweijähriger Pause feierte die Aktion zum Tag des Ehrenamts im Kreis ein Comeback. 350 bis 400 "Mitmacher" waren aktiv.

06.12.2022 UPDATE: 06.12.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 48 Sekunden
Die Achtklässlerinnen des NKG halfen den Drittklässlern am Verkaufsstand. Foto: Noemi Girgla / Leonie Kühner

Von Noemi Girgla

Mosbach. Sie jobben in Autohäusern, Apotheken, Bäckereien oder Kindergärten – unter dem Mindestlohn, aber nur für einen Tag und für eine gute Sache. Landesweit waren am gestrigen Tag des Ehrenamts wieder Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse im Einsatz für den Aktionstag "Mitmachen Ehrensache – Jobben für einen guten Zweck".

Das Prinzip ist einfach: Die Jugendlichen suchen sich einen Arbeitgeber, helfen einige Stunden im Betrieb mit und bekommen ihr Geld nicht auf die Hand. Das geht nämlich auf ein besonderes Konto des Aktionsbüros des Neckar-Odenwald-Kreises, das beim Kreisjugendreferat im Landratsamt angesiedelt ist. Von diesem werden ausgewählte soziale Projekte und Einrichtungen unterstützt, vornehmlich in der Jugendarbeit. Und was sagen die Schulen dazu? "Laut Schulbesuchsordnung können Schülerinnen und Schüler für ehrenamtliches Engagement vom Unterricht befreit werden", heißt es auf dem Flyer zum Aktionstag. Doch in Mosbach ist auch für so manche Schule das Mitmachen Ehrensache.

Jannik Meister half im APG bei Hausmeisterarbeiten. Foto: Noemi Girgla / Leonie Kühner

Am Auguste-Pattberg-Gymnasium hat sich beispielsweise schon um 7 Uhr morgens der zwölfjährige Jannik Meister von der Gemeinschaftsschule Limbach eingefunden. Er unterstützt Thomas Beilhardt, den Hausmeister des APG, bei seiner täglichen Arbeit. Das beginnt mit dem Abstuhlen der Mensa und geht von Reparaturarbeiten über das Einräumen von Klassenzimmern und das Auffüllen des Kopiervorrats bis hin zu ganz praktischen Energiesparmaßnahmen. "Wir kontrollieren ab 13 Uhr, ob auch überall die Lichter und Heizungen aus bzw. ob die Fenster zu sind", erklärt Thomas Beilhardt. Gut, dass er heute Hilfe hat, immerhin hat er einiges vor sich.

Dabei wollte Jannik ursprünglich zu Audi. "Die haben aber bei dem Aktionstag nicht mitgemacht", meint der Schüler. "Die großen Firmen sind da manchmal ein wenig unflexibel", hat auch Kreisjugendreferent Rainer Wirth bereits festgestellt. Gemeinsam mit Oliver Caruso (neben Landrat Dr. Achim Brötel der Schirmherr von Mitmachen Ehrensache), stattet er Jannik gegen 9 Uhr am APG einen Besuch ab.

Auch interessant
Deutsches Rotes Kreuz Mosbach: Ohne Ehrenamtliche geht es nicht
Ehrenamt in der Kirche: Das Wesentliche im Blick behalten
Mosbach: Yoda ist der erste "Mantrailer" im Kreis

Wirth und Caruso betreuen das Projekt schon lange. "Das sind bestimmt schon siebzehn Jahre", rechnet Caruso zurück. Aber dafür stehe er gerne mit seinem Namen – und das sei eine Aktion, die er auch gerne bewerbe. "Ich habe schon oft erlebt, dass Jugendliche so zu ihrer späteren Ausbildungsstelle gefunden haben", beschreibt er einen nicht zu vernachlässigenden Aspekt von Mitmachen Ehrensache. Was Jannik später beruflich machen möchte, hat er noch nicht entschieden. Handwerkliches Geschick ist ihn aber schon jetzt nicht abzusprechen, wie auch Thomas Beilhardt attestiert.

An der Grundschule Waldstadt wurden Plätzchen gebacken. Foto: Noemi Girgla / Leonie Kühner

Vom APG geht es an die nächste Bildungsstätte: die Grundschule in der Waldstadt. Hier hat Schulleiterin Marianne Soult am Tag des Ehrenamts reichlich Hilfe bekommen. "Wir haben gleich sechs Mitmacherinnen und Mitmachmacher vom APG und NKG", berichtet sie. Und die könne man gerade gut gebrauchen, denn es gebe einige Krankheitsfälle.

In der Luft liegt noch der Duft nach Plätzchen, als Wirth und Caruso die Schule betreten. Stolz präsentieren Grundschulkinder und Jugendliche, was sie am Morgen schon gebacken haben. Doch bevor großartig genascht werden kann, geht es direkt weiter an den Verkaufsstand der Drittklässler. Hier helfen die Achtklässlerinnen Hannah, Ella und Josephine (NKG) mit, noch die letzten Reste vom vergangenen Waldstadt-Weihnachtsmarkt an den Mann oder die Frau zu bringen.

"Wir hatten dieses Jahr so viele Anfragen für Mitmachen Ehrensache, dass wir leider gar nicht alle annehmen konnten", erzählt Soult. Die empfohlenen fünf Euro pro Stunde für die Schülerinnen und Schüler übernimmt in diesem Fall der Förderverein der Schule. "Sonst könnten wir an dem Aktionstag gar nicht teilnehmen", gibt die Schulleiterin zu bedenken.

Dass der Andrang dieses Jahr allgemein erfreulich war, kann auch Kreisjugendreferent Rainer Wirth bestätigen. "Die vergangenen zwei Jahre musste das Projekt ja pandemiebedingt ganz ausfallen. Davor hatten wir den Rekord von 555 Mitmacherinnen und Mitmachern. Ganz auf diesem Niveau sind wir noch nicht wieder angelangt, aber ich schätze, dass wir im Neckar-Odenwald-Kreis dieses Jahr zwischen 350 und 400 haben dürften", nennt er eine erste Zahl. Genau wird er es erst Ende der Woche wissen.

Wirth und Caruso haben die Mitmacher aber nicht allein besucht. Auch die RNZ war auf der kleinen Tour dabei – begleitet von ihrer eigenen Mitmacherin. Eigentlich hatte sich Leonie Kühner (Klasse 7b, APG) im Kindergarten beworben, die hatten aber dieses Jahr nur die Achtklässler nehmen können. Und so fragte sie eben bei der RNZ-Redaktion in Mosbach an. "Das fand ich interessant. Ich wollte einfach mal schauen, wie eine Zeitung gemacht wird", begründet sie ihre Bewerbung. Auch Leonie hat sich noch nicht ganz entschieden, was sie beruflich einmal machen möchte: "Vielleicht in Richtung Medizin." Wie sie den Tag erlebt hat, erzählt sie in ihren eigenen Worten im gesonderten Beitrag – schließlich muss auch bei Mitmachen Ehrensache ja auch was gearbeitet werden ...


Leonie Kühner arbeitete einen Tag in der Redaktion mit

Mosbach. "Mein Name ist Leonie Kühner und gehe in die 7. Klasse. Dieses Jahr hatte ich zum ersten Mal die Chance, bei ’Mitmachen Ehrensache’ mitzumachen.

Leonie Kühner verbrachte den Aktionstag „Mitmachen Ehrensache“ bei der RNZ. Foto: Noemi Girgla / Leonie Kühner

Ich finde die Aktion sehr gut, da man einen Beruf seiner Wahl ausprobieren kann und das verdiente Geld auch noch an einen guten Zweck spendet. So kann man einen Beruf ausprobieren, den man vielleicht in der Zukunft ausüben möchte oder mit dem man noch nicht viel zu tun hatte. So ist es auch bei mir. Es gab aber auch noch andere Gründe, weshalb ich meinen Ehrenamtstag bei der RNZ verbracht habe: Einerseits ist Redakteur ein abwechslungsreicher Beruf und man hat mit vielen verschiedenen Menschen und Themen zu tun. Außerdem finde ich es interessant, wie die Zeitung gemacht wird. Einige andere mögliche Arbeitgeber hatten mir aber auch abgesagt. Meine Mitschülerinnen und Mitschüler haben den Tag unter anderem im Fitnessstudio, in der Tierarztpraxis, in der Grundschule, im Supermarkt oder im Ingenieurbüro verbracht. Viele haben eine Aufgabe am Arbeitsplatz ihrer Eltern gefunden, manche sind aber auch zum Unterricht gegangen, weil sie eben keinen Platz zum Mitmachen gefunden haben – oder nicht mitmachen wollten. Mein Tag bei der RNZ sah folgendermaßen aus: Am Morgen war ich bei einem Termin dabei, bei dem ich gleich die Fotos gemacht habe. Danach sind wir in die Redaktion gefahren – wo ich dann diesen Artikel verfassen und weitere Beiträge gegenlesen durfte."

Dieser Artikel wurde geschrieben von:
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.