Mosbach

Beim Kräutermarkt herrschte mediterrane Heiterkeit (Fotogalerie)

Selbst das Kraut der Unsterblichkeit gab’s. Es war ein angenehmer Trubel in der Altstadt.

04.08.2024 UPDATE: 04.08.2024 20:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Beim Mosbacher Markterlebnis drehte sich am Samstag alles um Kräuter. Dank zahlreicher Händler hatte sich die Innenstadt in einen duftenden Garten verwandelt. Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr

Mosbach. Er zählt traditionell zu den Letzten seiner Art im Laufe des Gartenjahres. Und dennoch freuten sich die Händler beim Kräutermarkt am Samstag über eine gute Resonanz. Zumindest jene, die tatsächlich Pflanzen für den heimischen Balkon oder Garten mitgebracht hatten.

"In Mosbach geht’s immer gut", hieß es etwa am Stand der hessischen Blumenbinderei Domes. Ein Renner war hier – wie auch bei vielen anderen Anbietern – der Duft von Zitronen, etwa in Form von Zitronenverbene. Deren Blätter lassen sich auch prima frisch als Tee verwenden.

Sommerliches Wetter lockte zum Bummeln, trotz Schulferien waren die Gassen der Innenstadt gut frequentiert. Überall trafen sich Leute zum Plauschen. Da verwies eine Frau auf das frisch erworbene Bergrosmarin: "Das hat ein besonders intensives Aroma." Dort war es das portugiesische Gebäck, das den Tag noch versüßen sollte. Mediterrane Gefühle machten sich schnell breit, nicht nur am Stand mit Lavendelsäckchen. Wer es lieber herzhafter wollte, konnte nebenan "lecker Salami" verkosten.

Selbst in seiner Heimat ist das australische Zitronenblatt noch kulinarisches Neuland. Bei Andreas Fritz gab es diese wärmeliebende, duftintensive Pflanze, die vom Aroma auf jeden Fall zu Süßspeisen passt. Zu seinen persönlichen Favoriten zähle Jiagolan. Die zu den kürbisartigen Pflanzen zählende, gilt als "Kraut der Unsterblichkeit" – zumindest im chinesischen Beinamen. Wir wissen nicht, ob Rudolf Maaß davon isst, doch mit seinen 77 Jahren ist er unbestritten ein Urgestein unter den Stammgästen des Kräutermarkts.

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"Ich hab nur Sachen zum Essen", erklärt er einer Kundin. Das anvisierte Käsekraut werde in Thailand gerne in der Küche verwendet. Auch hier sind heute Zitronenaromen gefragt. Eher rar sei jener Zitronenbaum, dessen Fruchtfleisch nicht gelb, sondern rosarot gefärbt ist.

"Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden, sonst wäre die Welt ja langweilig", philosophiert Maaß und berichtet auch bei den Kräutern von wechselhaften Favoriten: "Letztes Jahr hätten wir einen ganzen Lkw voll Salzkraut verkaufen können, dieses Jahr sind noch viele Pflanzen da."

Die kulinarische Weltreise geht bei Melanie Brenndörfer weiter. Sie entdeckte auf einer Bolivien-Reise Salsa mit Quillquina. "Das gab es dort praktisch zu allem." Seitdem bereitet Brenneisen diese Spezialität auch im heimischen Schönbrunn auf dem Biohof Reinwiese zu. Das letzte von vier mitgebrachten Töpfchen erwirbt gerade ein Herr, der sich als Kenner entpuppt und damit ebenfalls Salsasoße zubereiten will.

Nur einen Kundenwunsch konnte Melanie Brenndörfer am Samstag nicht erfüllen: "Eine Frau fragte nach Brennnesselpflanzen." Ansonsten seien die Käufer "querbeet" unterwegs und Neuheiten wie Oswego durchaus aufgeschlossen. Das winterharte "Pizzakraut" passe gut in den Gemüseeintopf und schmecke nach Oregano und Thymian.

Barbarakraut gibt es bei Holger Englert aus der Grünen Scheune. Die auch als "Winterkresse" bekannte Pflanze passe zu Salat und Kräuterbutter, der Geschmack gehe Richtung Meerrettich und Kresse. Richtung England ging es mit der winterfesten Bitterorange. Noch misst die Pflanze wenige Zentimeter, doch wie ein Foto aus dem Englert’schen Garten zeigt, könne sich da durchaus ein kleiner Baum entwickeln. Eigentlich seien die Früchte ungenießbar, aber die Engländer kochten daraus eine Marmelade.

Einen Verarbeitungsschritt weiter ist auch Michaela Held, die erstmals mit einem eigenen Stand in Mosbach vertreten war. Naturbelassene Tee- und Gewürzmischungen sind die Spezialität ihrer Manufaktur "Leben in Farbe". Die Hohenloher Kräutermischungen könne man in Quark, Joghurt oder Frischkäse geben und habe so eine schnelle Beilage, etwa zu Kartoffeln.

Schnittlauch, Kerbel, Petersilie, Dill und Paprika landen so im Handumdrehen auf dem Teller. Naschkatzen griffen zum Erdbeerzucker. Und wer entspannen möchte, der sei mit einem Grüntee gut beraten, dem Zitronengras, Jasminblüten und grüner Pfeffer beigemischt wurden. "Kräuterküche gibt Kraft für Körper und Geist", davon ist nicht nur Michaela Held überzeugt, wie der Blick über den gut besuchten Kräutermarkt belegte.

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