An der Steige ist es für Anwohner "unerträglich geworden"
Die Anwohner in Diedesheim beklagen Lärm und fordern erneut Tempo 30. Die Stadt bleibt skeptisch, plant aber immerhin neue Asphaltarbeiten im Sommer.

Diedesheim. (ses) Der Wunsch ist nicht neu, doch erhält die Hoffnung nach den jüngsten Ereignissen neue Nahrung. Nachdem in Mosbach auf der Eisenbahnstraße dauerhaft und der B27 zwischen "Lidl" und Kistnerweg zumindest nachts Tempo 30 eingeführt wurde, erneuern jetzt die auch die Anwohner der Steige in Diedesheim ihren Wunsch nach einer Geschwindigkeitsreduktion.
Rückblende: Im Herbst 2022 hatte Anwohner Ingo Ried rund 100 Unterschriften für Tempo 30 und einen neuen Asphalt gesammelt und sich auch an die RNZ gewand. "Es geht mir um die Wohnqualität und Sicherheit der Allgemeinheit", erklärte er.
Ohne Erfolg. Bei Geschwindigkeitsmessungen im Januar 2022 waren in beide Richtungen weniger als die erlaubten 50 km/h festgestellt worden, auch Verkehrsaufkommen und Unfallhäufigkeit lieferten keine Argumente für eine Temporeduktion.
Heute sagt Ried: "An der Steige ist es unerträglich geworden." Nachbarn hätten aufgrund des Verkehrslärms sogar ihr Schlafzimmer verlegt. "Der Belag ist marode und extrem laut."
Die Steige hätte sich bei etwaigen Straßensperrungen zur beliebten Umleitungsalternative entwickelt, und gefühlt führen die Fahrzeuge noch schneller als früher. "Es gehört was gemacht", fordert Ried. "Wenn jeder 30 fährt, ist es leise."
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Die Stadt nimmt die Anliegen ernst, teilt Pressesprecherin Meike Wendt auf Anfrage mit. Für das subjektive Empfinden liegen aber nicht immer nachweis- und messbare objektive Gründe vor. In der Steige fand zuletzt im September 2024 eine Verkehrsmessung statt.
Über zehn Tage wurde in beide Richtungen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometern gemessen – "also keine wesentliche Veränderung zu 2022". Für eine Erhebung im Rahmen der Lärmaktionsplanung, die ja auch für Tempo 30 im Kernstadtgebiet ausschlaggebend ist, wird der Schwellenwert von mindestens 8200 Fahrzeugen am Tag bei Weitem nicht erreicht.
In diesen beiden Punkten sollten sich die Anwohner der Steige also keine Hoffnung machen. Auch das Argument Schulweg zieht nicht, weil die Diedesheimer Steige nicht zum in der Straßenverkehrsordnung (StVO) als Kriterium genannten "hochfrequentierten Schulwegen" gehört.
Vonseiten der Polizei heißt es, die Steige sei nach wie vor kein Unfallschwerpunkt. Von 1. Januar 2022 bis 24. Juli 2025 hätten sich zwischen Ortseingang und "Hüller Hille" 20 Unfälle ereignet, davon vier Wildunfälle. Eine Person wurde schwer, zwei wurden leicht verletzt.
Häufigste Ursache waren Nichteinhalten des Rechtsfahrverbots sowie Vorfahrtsdelikte. In unregelmäßigen Abständen führt die Polizei eine Verkehrsüberwachung an der Steige durch.
Wenngleich es wohl keine Aussicht auf Tempo 30 über die gesamte Steige gibt, seit 2022 ist etwas passiert: Anfang 2025 wurde auf Höhe der katholischen Kita St. Josef von 7 bis 17 Uhr Tempo 30 ausgewiesen, was vor drei Jahren noch nicht zur Diskussion stand, weil sich der Eingang in der Richard-Wagner-Straße befindet.
Eine 2024 erlassene Gesetzesnovelle der StVO erleichterte die Einrichtung von Geschwindigkeitsreduzierungen im Bereich von Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen, erklärt Stadt-Pressesprecherin Wendt. "Insgesamt wurden im Stadtgebiet – wo möglich und sinnvoll – Temporeduzierungen umgesetzt."
Eben auch rund um die Kita St. Josef. Für die zweite Hälfte der Sommerferien plant die Stadt eine Maßnahme, die zumindest teilweise Linderung verschaffen könnte: Die Steige bekommt zwischen Richard-Wagner-Straße und "S-Kurve" einen neuen Belag. Dann rumpelt der Verkehr etwas weniger.




