Diedesheim

Was kann hier gegen Raser getan werden?

Anwohner kritisiert Raser am Ortseingang Diedesheim, doch das Ordnungsamt sieht keinen Grund für eine Tempolimit.

26.08.2022 UPDATE: 26.08.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Bei zwei Geschwindigkeitsmessungen am Ortseingang Diedesheim stellte das Ordnungsamt keine Raser fest. Foto: Caspar Oesterreich

Von Caspar Oesterreich

Diedesheim. Beim Duschen sollte es möglichst schnell gehen, beim Autofahren dagegen langsamer. Ob ersterer Appell der Bundesregierung zum Energiesparen bei den Rasern auf der Diedesheimer Steige angekommen ist, wenigstens der Wagen nur noch mit einem Waschlappen geputzt wird, lässt sich nicht beantworten. Letzterer sei es jedenfalls nicht, wie Sebastian Stadtmüller der RNZ berichtet.

Bereits seit Jahren müssten Anwohner wie er, Wanderer und Radfahrer auf dem Neckarsteig mit einer besonders herausfordernden Verkehrssituation umgehen. "Viele Autofahrer schießen förmlich die Straße von Reichenbuch oder Lohrbach her kommend herunter", sagt der Diedesheimer. "Die Ruckelstreifen auf dem Asphalt werden erst umfahren und dann bremsen sie vor der Kurve so stark ab, dass es quietscht", schildert Stadtmüller Extremfälle.

Vom Lohrbacher Flugplatz seien es vier, von Reichenbuch sechs Kilometer bis zum Ortseingang Diedesheim. "Erlaubt ist auf den Abschnitten Tempo 100, um dann am Ortsschild Steige plötzlich auf 50 km/h runter zu bremsen, was nach meinen Beobachtungen nur wenigen gelingt", kritisiert Stadtmüller die Geschwindigkeiten sowie die Position des Ortsschildes. "Wenn man bedenkt, dass sich zwischen Lohrbach und Diedesheim 42 Ein- und Ausfahrten in Wald und Flur und außerdem noch einige Haltebuchten befinden, dort auch Landwirtschaft betrieben wird, ist eine erlaubte Geschwindigkeit von 100 km/h der reinste Wahnsinn." Wer die Straße zu Fuß queren wolle, müsse durchaus Fitness beweisen können. Nach einem Unfall auf der Strecke stehe "dann für einige Tage ein Schild mit Tempo 50, das dann aber wieder entfernt wird".

Mehrmals habe er sich deshalb schon an die Behörden gewandt. "Aber die Situation wurde jedes Mal als unbedenklich eingestuft." Die Hubbelstreifen "erfüllen keinen Zweck", schimpft Stadtmüller. Zahlreiche "aufgerüstete" Autos seien heutzutage nicht nur sehr laut, sondern auch "viel zu schnell sehr schnell am Ortsausgang". Und am Wochenende gesellten sich noch die Motorradfahrer dazu.

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Das Ordnungsamt beschäftige sich schon seit geraumer Zeit mit der Verkehrssituation an besagter Stelle, teilt die Mosbacher Stadtverwaltung mit. Dem Wunsch der Anlieger auf Anbringung sogenannter Rüttelstreifen sei man nachgekommen. Im Vorfeld erfolgte der Hinweis, dass diese auch Lärm verursachen und man dies an anderen Örtlichkeiten in Augenschein nehmen kann. Die Rüttelstreifen wurden dann schließlich als mehrschichtige Markierung aufgebracht und kurze Zeit später auf Forderung der Anlieger wieder entfernt.

Aus Sicht des Ordnungsamtes sind an der Ortseinfahrt Diedesheim keine weiteren Maßnahmen erforderlich, was auch zwei Geschwindigkeitsmessungen gezeigt hätten. In Höhe des Ortsschildes sei es dabei zu keinen Geschwindigkeitsüberschreitungen gekommen. Der kurvige Straßenverlauf lasse auch keine höheren Geschwindigkeiten zu.

Insgesamt 34 Unfälle wurden von 2018 bis heute auf der Verbindungsstraße aufgenommen, teilt die Polizei auf RNZ-Anfrage mit. Drei Personen seien dabei schwer und neun leicht verletzt worden. Direkt am Ortseingang Diedesheim habe es in dem Zeitraum keinen Unfall gegeben. "Die allgemeine Unfallursache ist Wild auf der Fahrbahn. Eine Unfallursache bezüglich Geschwindigkeit ist nicht bekannt."

Sebastian Stadtmüller würde es dennoch befürworten, wenn die Stadtverwaltung das Ortsschild einige Hundert Meter zurückversetzt und die Geschwindigkeit auf der Gemeindeverbindungsstraße generell auf 70 km/h begrenzt. Dafür gibt es laut Ordnungsamt jedoch keine rechtliche Grundlage. "Ortsschilder stehen dort, wo die Wohnbebauung beginnt." Außerdem sehe man es von Reichenbuch kommend schon von Weitem. "Eine vorgeschaltete Beschränkung auf Tempo 70 ist hier nicht zielführend. Das willkürliche Aufstellen von Verkehrszeichen ist nicht zulässig und muss rechtlich begründet sein", heißt es vonseiten der Stadt.

Auch eine Geschwindigkeitsreduzierung innerorts auf der Steige sei nicht möglich. In den Nebenstraßen gilt Tempo 30, die Durchgangsstraße sei jedoch Teil des Hauptverkehrsnetzes.

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