Mein erstes Auto - Teil 2

Passat eines Auerbachers war damals schon alt und ist heute Kult

Der "Funkstreifenwagen" war viel cooler als gedacht. Im Nachhinein hätte Christian Stier seinen Passat lieber behalten.

03.11.2022 UPDATE: 03.11.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 19 Sekunden
Foto: privat

Auerbach. (schat) Der Sonderling ist seinen feuchten Tod (längst)gestorben. Gerade im ländlichen Raum verbinden die allermeisten Menschen jenseits der 18 Geschichten mit ihrem ersten fahrbaren Untersatz – nicht selten brachte die damit gewonnene Unabhängigkeit besondere Erlebnisse. Die hatte auch der Auerbacher Christian Stier mit seinem ersten Auto, einem VW Passat Kombi in der eher seltenen Farbe eisgrün. Im Gespräch mit der RNZ blickt der heute als Laboringenieur im Studiengang Bauingenieurwesen an der DHBW Mosbach tätige Stier noch einmal in den Rückspiegel.

Ordentlich rumgekommen ist der Auerbacher Christian Stier mit seinem „individuell modifizierten“ Passat Kombi. Heute vermisst er sein erstes Auto, hat aber immerhin stilsichere Nachfolger gefunden. Foto: privat

"Natürlich erinnere ich mich an mein erstes Auto", lässt der 40-Jährige gleich eingangs wissen. Dass die gemeinsame Zeit schon einige Jahre her und vorbei ist, hat die Erinnerungen keineswegs verblassen lassen. "Ich fuhr von 2000 bis 2005 einen Volkswagen Passat Variant. Den habe ich kurz nach meinem 18. Geburtstag bei uns im Ort von einer Privatperson erstanden", berichtet Stier weiter.

Zu dieser Zeit sei er in der Ausbildung in Neckarzimmern als Kommunikationselektroniker gewesen, und bei den Azubis habe es irgendwie dazugehört, die jeweils ersten Autos etwas zu individualisieren. "Es war die Zeit des Prinzips tiefer, lauter, schneller", erzählt der Auerbacher. "Damals war die Zeit, in der viele jungen Leute mit VW Golf II, Opel Kadett (oder später Astra) ihre ersten Fahrversuche mit dem ersten eigenen Auto machten. Ein Passat – und dann noch als Kombi – war da doch eher uncool."

Hintergrund

Modell: VW Passat 32 B (Facelift)

Farbe: eisgrün

Kaufpreis: Ich glaube, es waren 1000 Mark (war ja noch kurz vor dem Euro).

Woher: von privat vor Ort

Erste Fahrt: der Weg zur Ausbildungsstätte nach Neckarzimmern

Beste Erinnerung: erste

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Modell: VW Passat 32 B (Facelift)

Farbe: eisgrün

Kaufpreis: Ich glaube, es waren 1000 Mark (war ja noch kurz vor dem Euro).

Woher: von privat vor Ort

Erste Fahrt: der Weg zur Ausbildungsstätte nach Neckarzimmern

Beste Erinnerung: erste Unabhängigkeit

Schlimmstes Erlebnis: Einmal bin ich bei der Heimfahrt von der Arbeit von der Straße abgekommen – zum Glück ist nix passiert.

Das kam nach der Nummer eins: Passat B 4, besser bekannt unter 35i Facelift

Mit Abstand betrachtet: Die alten Autos hatten zwar weniger Komfort/Sicherheit, haben aber die Menschen auch von A nach B gebracht und konnten leichter/selbst repariert werden.

Was ist geblieben? Nummernschilder, ein paar Teile und die Lautsprecherplatte.

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Für Christian Stier stand bei einem Auto aber schon immer (also auch im zarten Alter von 18) die Funktionalität im Vordergrund. Das Potenzial des Passat Kombi war in dieser Beziehung natürlich immens. "Ich verzichtete daher auf für mich eher hinderliche Tieferlegungen mit Koni-Fahrwerk, Alufelgen, Niederquerschnittsreifen, Schroth-Hosenträgergurten, was ein Sitzen auf der hinteren Sitzbank kaum möglich macht, oder die Füllung des Stauraums mit Subwoofern, deren Schalldruck allein seinerzeit manches Auto hätte bewegen können", skizziert der Familienvater.

Ganz ohne eigene Handschrift ging es jedoch auch bei ihm nicht. Das vorhandene Volkswagen-Radio musste für eines weichen, an das man auch einen Mini-Disc-Player anschließen konnte. Moment: Mini-Disc-Player? "Das ist eine Technologie, die dank der mp3-Entwicklung wieder verschwand, bevor sie in der breiten Masse ankam", klärt Christian Stier auf. Die Schienen der Kofferraumabdeckung seines Kombis wiederum nutzte er, um eine herausnehmbare Platte mit Lautsprecherboxen und Endstufe einzusetzen. Den Sound der 2000er-Jahre wollte der junge Auerbacher eben auch ein Stück weit würdigen, auch ohne extra Subwoofer.

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Damit nicht genug der Modifikationen: Der Aschenbecher wurde durch eine Halterung für ein kleines CB-Funkgerät ersetzt – die dazugehörige Antenne an der Dachreling verhalf dem Kombi zu seinem Spitznamen "Funkstreifenwagen". Doch schon damals machten sich kaum noch Leute auf zur "Fuchsjagd", bei der man anhand der Signalstärke anderer Funker diese finden musste. "Es war schon die Zeit, in der Handys nicht mehr nur bei Geschäftsleuten, sondern auch beim normalen Volk ankamen, was das Hobby Funk nach und nach aussterben ließ", erzählt der Hobbybastler.

Neben den getönten hinteren Seiten- und Heckscheiben gab es noch eine weitere erwähnenswerte Individualisierung: Anfang der 2000er-Jahre kamen nämlich leistungsstarke Leuchtdioden (LEDs) auf den Markt. Was den stolzen Passat-Besitzer dazu bewegte, helle orangefarbene LEDs in die Außenspiegel zu montieren und diese wiederum an die Blinker anzuschließen. Ein Trend, der in dieser Zeit dann auch von der Automobilindustrie aufgenommen wurde.

Da ging mächtig was rein: Der Passat glänzte schon damals mit riesigem Laderaum. Foto: privat

Mit dem ersten Auto kam auch Christian Stier ordentlich rum: "Die erste große Reise mit dem Auto dürfte die Fahrt zur Expo 2000 nach Hannover gewesen sein – im selben Jahr ging es dann noch vollgepackt mit vollem Kofferraum und Dachkoffer in die Schweiz."

Mit dem Start in einen neuen Lebensabschnitt standen die Zeichen dann aber irgendwann doch auf Trennung: "Zu Beginn meines Studiums im Jahr 2005 hatte ich die Möglichkeit, günstig an das Nachfolgemodell 35i-Facelift, Baujahr 1996, zu kommen. Natürlich als Kombi! Gerne hätte ich mein erstes Auto parallel behalten, doch mangelnder Platz und mein eher vernunftorientierter Vater führten dann zum Verkauf des eisgrünen 32 B an einen jungen Mann", berichtet Stier. Der Käufer wollte das Auto mit in sein osteuropäisches Heimatland nehmen. Besonders der riesige Kofferraum des Passats hatte es im angetan. Darin werde er als passionierter Jäger so manches Wildschwein reinpacken können, ließ der Nachfolgehalter noch wissen – und rollte vom Hof.

"Heute trauere ich dem aufgrund seiner Rostprobleme selten gewordenen Passat Kombi von damals nach", gibt Christian Stier zu. Das erste Auto wirkt dennoch bis heute nach. Denn die Liebe zu Autos aus den 1980er- und 1990er-Jahren hat sich Stier erhalten, und der Marke ist er treu geblieben. "Meine Frau und ich haben uns 2011 einen VW-Bus T 3 mit Campingausbau und Hochdach gekauft, der inzwischen über Sommer als Oldtimer mit H-Kennzeichen läuft." Und in der heimischen Garage wartet ein VW T 4 Caravelle, den Christian Stiers Vater 1993 als Neuwagen gekauft hatte – und mit dem seine drei Schwestern und er selbst das Fahren lernte. Nach knapp sechs Jahren im Dornröschenschlaf will man auch den jüngeren Bulli im nächsten Jahr als Oldtimer wieder auf die Straße bringen. "Zuvor benötigt er jedoch auch noch ein bisschen Liebe, um alle Hürden des TÜV zu nehmen". Die nächsten Geschichten sind also längst in Arbeit.

> Erinnern Sie sich auch noch an die erste Fahrt im eigenen Auto und haben ein paar unterhaltsame Geschichten zur Auto-Biografie auf Lager? Dann melden Sie sich gerne per E-Mail an red-mosbach@rnz.de, Stichwort "Mein erstes Auto".

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