CDU verliert die absolute Mehrheit in Buchen
Neue Sitzverteilung im Gemeinderat: CDU 15, Freie Wähler 8, SPD 4, Grüne 3 und AfD 3. Es sind nur 5 Frauen im Gremium.

Von Rüdiger Busch
Buchen. Erstmals in der 50-jährigen Geschichte der neuen Stadt Buchen hat die CDU keine absolute Mehrheit im Gemeinderat. Trotz des bundespolitischen Rückenwinds rutschten die Christdemokraten von 52,4 auf 44,2 Prozent ab und büßten dank der sieben Ausgleichssitze für Freie Wähler, SPD und Grüne die absolute Mehrheit ein. Mit 15 Sitzen stellt die CDU aber nach wie vor die größte Fraktion in Buchen, vor den Freien Wählern (8), der SPD (4) sowie den Grünen und der AfD (je 3).
Jünger und weiblicher: So präsentierten sich im Wahlkampf zahlreiche politische Gruppierungen, auch in Buchen. Die Realität sieht aber anders aus: Zwar haben es einige junge Kandidaten in den Gemeinderat geschafft, aber der Frauenanteil ist gesunken: Statt zuvor 8 Rätinnen wird das neue Gremium nur noch 5 Frauen zählen.
Beim Blick auf die Ergebnisse fällt auf, dass die Verluste der CDU größtenteils in Richtung AfD gewandert sind, die ihr Ergebnis fast verdreifachen konnte. Die Freien Wähler legten leicht zu, während SPD und Grüne – die nun separat antraten – trotz des starken bundespolitischen Gegenwindes zusammengerechnet sogar leicht zulegen konnten.
Neuer Stimmenkönig und damit Nachfolger der nicht mehr antretenden Dr. Elisabeth Weidmann (6542) ist Alexander Slepkowitz, der aus dem Stand auf 6807 Stimmen kam. Rang zwei verteidigte Dr. Harald Genzwürker, der mit 6619 Stimmen sogar um rund zehn Prozent zulegte. Sein Ergebnis mehr als verdoppelt hat Stadtrat Harry Ballweg auf Rang drei (4585).
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69.366 Stimmen sammelte die CDU und damit gut 7500 weniger als vor fünf Jahren. Hier machte sich bemerkbar, dass einige langjährige Stadträte und Stimmenfänger nicht mehr angetreten waren wie Dr. Elisabeth Weidmann, Simone Farrenkopf, Klemens Gramlich oder Willi Biemer, die zusammen für mehr als 18.000 Stimmen verantwortlich zeichneten. Andere sprangen in die Bresche und erreichten bei ihrer Premiere gleich äußerst respektable Ergebnisse wie Melanie Haag, Lukas Gauer oder Clara Link, auch wenn es für Letztere nicht für den Sprung ins Gremium reichte. Gewohnt stark waren die Christdemokraten auch in den Stadtteilen, wo sie den Großteil der Sitze für sich entschieden. Nur in Waldhausen gab es eine faustdicke Überraschung: Stadtrat Christian Schulze musste hier AfD-Kandidat Artur Metz den Vortritt lassen.
Die Freien Wähler legten leicht zu, obwohl auch ihnen so mancher Stimmengarant wie der langjährige Fraktionsvorsitzende Martin Hahn (5119) fehlte. Dafür sprangen andere in die Bresche wie der bereits erwähnte Alexander Slepkowitz oder Maria Bopp (4057). Bewährte Kräfte wie Manfred Röckel, Christian Philipp oder Otto Kern konnten zudem ihr Ergebnis verbessern, so dass die Fraktion der Freien Wähler zweitstärkste Kraft in Buchen bleibt.
Auf Rang drei folgt die SPD, die nach dem Ende der SPD/Grün-Links-Fraktion wieder selbstständig antrat und stark von den 3404 Stimmen des erstmals antretenden Dr. Valentin Hoß profitierte. Viele Stimmen holte auch Fraktionssprecher Johannes Volk, während Volker Schwender und Markus Dosch dank zweier Ausgleichssitze auch im neuen Gemeinderat vertreten sind.
Bei den Grünen verpasste Stadträtin Amelie Pfeiffer den Wiedereinzug in den Gemeinderat recht knapp. Die meisten Stimmen (2225) holte sich Horst Berger. Zu diesem Direktmandat kommen noch zwei Ausgleichssitze für Magnus Balles und Anika Berberich dazu.
Ebenfalls drei Sitze sicherte sich die AfD. Nicht nur Stadtrat Harry Ballweg stand in der Wählergunst hoch, sondern auch Bernd Kirst, der trotz 4040 Stimmen aufgrund der Wahlmodalitäten den Einzug ins Gremium denkbar knapp verpasste. Dafür holte sich die AfD zwei Direktmandate in Hainstadt (Leander Knörzer) und Waldhausen (Artur Metz).
Die politische Großwetterlage hatte zweifellos auch großen Einfluss auf die Wahlentscheidungen in Buchen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Akteure nach dem teilweise doch recht unerfreulichen Wahlkampf in den "sozialen" Medien zur Sachpolitik zurückkehren. Denn dies war bislang die Stärke des Gremiums: Entscheidungen zum Wohle Buchens, ohne Parteibrille. Und vielleicht gelingt es ja in fünf Jahren, den Frauenanteil im Rat deutlicher zu erhöhen.