Kindertraumatologie Neckar-Odenwald-Kliniken

Wenn Kinder orthopädische Probleme haben

Angebot findet großen Zuspruch – Komplettversorgung in Kooperation mit Uniklinik Heidelberg

04.05.2018 UPDATE: 06.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden

Die Neckar-Odenwald-Kliniken in Mosbach. Archiv-Foto: Alexander Rechner

Buchen/Mosbach. (bis) Mit Übernahme der Chefarztposition für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Neckar-Odenwald-Kliniken durch Dr. med. Bernd Gritzbach fand 2013 auch eine Erweiterung des Leistungsspektrums der Klinik statt: Die Erfahrungen und Fachkenntnisse von Gritzbach machten es möglich, an den Standorten Mosbach und Buchen die Kindertraumatologie als zusätzlichen Behandlungsbereich einzuführen.

In einer ersten Zwischenbilanz zeigt sich Gritzbach jetzt, fünf Jahre später, zufrieden: "Unser Angebot, Kindern vom ersten Lebenstag an bis ins Jugendalter zu helfen, wenn orthopädische Probleme vorliegen, findet großen Zuspruch. Ob es um frühkindliche Fehlstellungen von Gliedmaßen, Bänderverletzungen oder Knochenbrüche handelt, erhalten betroffene Kinder bei uns kompetente und rasche Hilfe." In diesem Zusammenhang weist Gritzbach auch auf "die reibungslose Kooperation mit der Uniklinik Heidelberg" hin, "... auf die wir bei sehr komplizierten Situationen zurückgreifen".

Zu den größten Herausforderungen der zurückliegenden Jahre zählt er den Fall eines 13-jährigen Mädchens, bei der ein gelenknaher Unterarmbruch mit einer scheinbar geringen Achsenfehlstellung nach sechs Wochen verheilt war, was aber dazu geführt hatte, dass es der Jugendlichen nicht mehr möglich war, ihren Arm zu drehen. Deshalb musste mit einer Operation eine Achskorrektur vorgenommen werden, was zur vollständigen Wiederherstellung des Armes geführt habe. Dieser Fall habe, so Gritzbach, Eingang in die Fachliteratur gefunden.

Als "kompliziert" gelten im Wachstumsalter besonders Verletzungen an den Wachstumsfugen, die als knorpelartige Schichten zwischen den Knochen liegen und für das Wachstum der Knochen verantwortlich sind. Im schlimmsten Fall können unbehandelte Verletzungen zu Fehlwachstum oder zu einem Wachstumsstopp führen.

So zählt es Gritzbach zu den vorrangigen Aufgaben der Kindertraumatologie, richtig zu beurteilen, in welchen Situationen man bei der Behandlung die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützt, und in welchen Situationen man durch Operationen eingreift. Dabei geht es seinen Worten zufolge "zumeist um das Erkennen und Vermeiden des Risikos von Verwachsungen zu Fehlstellungen."

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Seine Expertise als Kindertraumatologe hat sich Gritzbach in den Jahren 2002 bis 2007 als Funktionsoberarzt an der Universitätsklinik Frankfurt bei Professor Dr. Ingo Marzi erworben. Professor Marzi ist seit 2017 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sowie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Er gilt als Koryphäe im Bereich Kindertraumatologie.

Chefarzt Gritzbach hat das Behandlungsangebot der Kindertraumatologie also an den Neckar-Odenwald-Kliniken eingeführt und angeregt, dass sein Team an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie entsprechende Kompetenzen erwirbt und weiterentwickelt.

Zu den neueren Entwicklungen zählt Gritzbach "die stärkere Zurückhaltung gegenüber dem Röntgen. Man ist sich den Risiken der Strahlenbelastung viel mehr bewusst als noch vor ein paar Jahren. Dazu kommen die mittlerweile deutlich verbesserten diagnostischen Möglichkeiten von Ultraschalluntersuchungen."

Neben den Änderungen im Einsatz diagnostischer Instrumente sieht Gritzbach auch eine Weiterentwicklung der Therapie: "Sie zeigen sich heute deutlich differenzierter auf spezielle Verletzungen zugeschnitten, als dies vor zehn Jahren noch der Fall war. Wir haben mehr Detailwissen vom menschlichen Körper und können gezielter behandeln."

Die meisten jungen Patienten, die mit Verletzungen ins Krankenhaus kommen, berichten von Unfällen bei Sport und Spiel. Nach Erfahrung von Gritzbach sind es in der Regel "keine großen medizinischen Probleme, sondern zumeist haben wir es mit Zerrungen, Unterarmbrüchen, Oberarmbrüchen, Ellbogengelenk- und Sprunggelenk-Verletzungen; auch Kreuzbandrupturen zu tun. Übrigens kommen mehr Mädchen als Jungs mit Kreuzbandrupturen zu uns. In aller Regel können wir erreichen, dass diese Verletzungen folgenlos heilen."

Auffällig viele Verletzungen seien Überlastungs- und Reizsyndrome bei Ballett, Turnen, Handball, Fußball und anderen Sportarten. Oft beobachtet er auch, dass "... Verletzungen die Folge von verfrühten Wiederbelastungen während der Heilungsphasen sind". Vor allem an Eltern gerichtet, plädiert Gritzbach für das richtige Maß: "Man muss aufpassen, dass Kinder nicht zu Bewegungsmuffeln werden. Andererseits führen aber auch Übereifer und verbissener Leistungswille zu erhöhten Verletzungs- und Gesundheitsrisiken."

Auch die in vielen Gärten anzutreffenden Trampoline erweisen sich "in jedem Frühjahr als Ursache kindlicher Verletzungen. Vor allem dann, wenn kleinere und größere Geschwister gleichzeitig hüpfen und die kleineren Kinder den Federungseffekt viel weniger erleben."

Info: Spezialsprechstunden zur Kindertraumatologie finden nach telefonischer Vereinbarung statt. Anmeldungen in Buchen unter Telefon 06281 / 29224 und in Mosbach unter Telefon 06261 / 83218.

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