Familienbad soll unbedingt erhalten werden
Minister Peter Hauk bei Vor-Ort-Termin - "Es muss ein Weg gefunden werden" - Erhaltenswerte Kulturstätte

Minister Peter Hauk war am Samstag im Höpfinger Familienbad zu Besuch. Dort informierten ihn unter anderem Bürgermeister Adalbert Hauck und die Vorsitzende des DLRG-Ortsvereins, Regina Scheuermann, im Beisein von MdB Alois Gerig über das Bad. Foto: A. Brosch
Höpfingen. (adb) Höpfingen steht finanziell mit dem Rücken zur Wand - mitsamt seinem bei Jung und Alt beliebten und für die drei DLRG-Gruppen aus Höpfingen, Hardheim und Königheim sehr wichtigen Familienbad: Die Umstellung auf das neue kommunale Haushaltsrecht sorgt für erhebliche Auswirkungen auf die Lage der Gemeinde, was CDU-Ortsverband und CDU-Gemeinderatsfraktion dazu veranlasste, am Samstag Landtagsabgeordneter Peter Hauk (Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz) zu einem Vor-Ort-Gespräch einzuladen.
Bürgermeister Adalbert Hauck bedankte sich zunächst bei Hauk sowie bei Bundestagsabgeordneter Alois Gerig, der den Termin vermittelte: "Uns geht es darum, den Sachverhalt darzulegen und zu erklären, wo der Schuh drückt", hielt das Gemeindeoberhaupt fest und räumte ein, dass ideelle Unterstützung "zwar aller Ehren wert, aber nur bedingt eine Lösung" sei. Nun heiße es, Entscheidungen zu treffen und den unbedingten Erhalt des Familienbads als festes Ziel ins Visier zu nehmen.
Seitens der CDU-Bürgerliste stellte Fraktionssprecher Andreas Fürst klar, dass es "nicht nur um das Bad, sondern um Lebensqualität in Höpfingen" gehe und nicht um einen Wahlkampf-Termin: "Es ist ein Thema, das aktuell jeden betrifft", merkte er an.
Nachdem die Schuhe mit Plastik-Überzügen schwimmbadtauglich gemacht wurden, brach der Tross zum Rundgang durch das Familienbad auf. Hier bezog sich Bürgermeister Hauck auf den Stellenwert der Einrichtung als "Nischenschwimmbad" mit einer Wassertemperatur von 31 Grad Celsius. Diese bedeute zwar einen höheren Energiefluss und somit einen gesteigerten Kostenbedarf, aber man habe im Laufe der Jahre mit energiesparenden Lampen und einer Jalousie für das Wasser nachgebessert.
"Die Zeit blieb seit der Eröffnung des neuen Familienbads im Jahr 1994 nicht stehen", begründete DLRG-Urgestein Norbert Streckert die Arbeiten und führte die Gruppe durch die Technikräume in die für 15 Gäste ausgelegte Sauna-Anlage.
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Fortgesetzt wurde der Nachmittag im Schulungsraum des DLRG-Ortsvereins Höpfingen, wo Vorsitzende Regina Scheuermann mit der Präsentation "Familienbad Höpfingen - quo vadis?" auf die häufig rein kostenbedingten Schließungen 1500 deutscher Bäder in den letzten Jahren hinwies.
"Unser Familienbad ist die Auffangstation für diverse geschlossene Bäder zwischen Tauberbischofsheim und Buchen", merkte Norbert Streckert an und erinnerte an die Folgen der Bäderschließungswelle: "60 Prozent aller Zehnjährigen können nicht schwimmen", betonte er.
Nach einem Vierteljahrhundert aber sei der anstehende Sanierungsbedarf nicht von der Hand zu weisen: So genügen Duschen und Türen, der Wärmetauscher des Kinderbeckens, Messwassereinrichtung und Umwälzpumpe, die Frischluftanlage des Aufsichtsraums, die Mischwasseranlage und der Sauna-Raum nicht mehr den neuesten Erfordernissen - Regina Scheuermann bezifferte den Zuschussbedarf auf rund 240.000 Euro trotz des allgemein sehr gepflegten Zustands des Familienbads.
"Es ist von Montag bis Sonntag ohne Ruhepausen belegt, da es sich um ein ideales Lehrschwimmbecken für Babys, Kleinkinder, Anfänger, Senioren und Gymnastikgruppen handelt", fuhr sie fort und hob hervor, dass neben der Rheumaliga und der DRK-Wassergymnastik die DLRG-Gruppen Höpfingen, Hardheim und Königheim mit bis zu 80 Personen an einem Tag ins Wasser gehen.
"Es ist unsere Trainings- und Ausbildungsstätte für Wasserrettungsdienste und Katastrophenschutz - ein Leben ohne Familienbad können wir uns nicht vorstellen", hielt Norbert Streckert fest und sprach von 600 durch die DLRG-Gruppen übernommenen Bademeisterstunden im Jahr sowie vom rührigen Förderverein "ProBad" mit 500 Mitgliedern.
"Trotz aller Differenzen ist das Bad nicht als reiner Kostenfaktor anzusehen, sondern als erhaltenswerte Kulturstätte zur Gesundheitsförderung und Lebensretter-Ausbildung", bilanzierte Regina Scheuermann, ehe Bürgermeister Hauck sich an Peter Hauk wandte. "Wir sehen aufgrund hoher Fixkosten weniger Einsparpotenzial als erhofft - die erhöhten Eintrittspreise bewirken zudem ein verändertes Nutzerverhalten, wenngleich sie das erste probate Mittel waren", räumte der Rathauschef ein.
Alois Gerig verwies auf die Notwendigkeit "echter Lösungsansätze" und plädierte für eine auf die DLRG und das Familienbad auszuweitende "Daseinsvorsorge", von der auch die Feuerwehren oder das DRK profitieren. Auf die Erklärung von Bürgermeister Hauck, keinen externen Träger einsetzen zu können, konterte Peter Hauk mit dem Verweis auf eine "technische Frage" und riet zur Ausgliederung.
CDU-Fraktionssprecher Fürst hingegen berief sich auf das grundsätzliche Problem: "Die Doppik nimmt kleinen Kommunen die Lebensqualität - während die Metropolen pulsieren, blutet das Land aus", merkte er an und schlug eine Option nach bayrischem Vorbild vor. Dort können kleine Kommunen auch in der Kameralistik bleiben.
Uwe Spielvogel (Königheim) als stellvertretender DLRG-Bezirksvorsitzender hinterfragte, warum das Bad nicht als Sportstätte geführt wird. Auch er brachte Bayern ins Spiel: "Dort werden Schulschwimmbäder gefördert", schilderte er.
Nachdem Bundestagsabgeordneter Alois Gerig die "hell und laut schrillenden Alarmglocken" nicht leugnete, schlug Landtagskollege Peter Hauk die aktive Unterstützung des Familienbads vor: "Das Bad ist notwendig - es muss ein Weg gefunden werden", so der CDU-Politiker.



