Das Erfatal-Museum wird besucherfreundlicher
Neukonzeption ist schon zu weiten Teilen umgesetzt. Insbesondere das Obergeschoss wurde in vielen Punkten umgestaltet.

Hardheim. (adb) 1994 und 1998 vom Regierungspräsidium Karlsruhe als "vorbildliches Heimatmuseum" preisgekrönt, hat sich das Hardheimer Erfatal-Museum einen guten Namen gemacht. Zahlreiche Exponate in den zwei Obergeschossen der früheren Zehntscheuer und mit viel Liebe konzipierte Ausstellungen beweisen das Engagement des Museumsvereins Erfatal stetig auf ein Neues. Aktuell plant der Verein eine Neukonzeption.
"Wir sind seit geraumer Zeit dabei, das Museum im Einklang mit den Ideen von Peter Wanner zu entschlacken und auf Vordermann zu bringen", fasst Peter Biller zusammen, der als ehemaliges Vorstandsmitglied nach wie vor stark in die Neukonzeption des Museums involviert ist. Der Bestand soll künftig kompakter, übersichtlicher und besucherfreundlicher präsentiert werden – vor allem auf der zweiten Ebene habe das Museum in der Vergangenheit "darunter gelitten, dass sich immer mehr Dinge auf relativ engen Raum hinein geschmuggelt hatten", räumt er ein.
Auch die erste Etage erhielt einige Veränderungen, die das Publikum bereits beim vergangenen Wendelinusmarkt auf sich wirken lassen konnte. Diese beginnen im Eingangsbereich, wo die Urgeschichte Hardheims nun in kürzeren Zügen geschildert wird.

Ursprünglich hatten drei verschiedene Jahreszahlen die Gründung der Erftalgemeinde geschildert, wovon sich zwei als unzutreffend erwiesen hatten: Eine der Jahreszahlen betraf die aufgegebene Ortschaft (Wüstung) Hardtheim bei Mosbach, die andere war eine vorsätzliche Falschmeldung – einzig die 2000 mit der 950-Jahr-Feier zelebrierte Ersterwähnung um 1050 entsprach der Wahrheit. "Hier haben wir vom Arbeitskreis Museum die Hinweistafeln aktualisiert und die Glasvitrine entfernt, in der sich die dahin gehenden Dokumente befanden", informiert Biller.
Auch wurde der ohnehin recht übersichtliche Bereich zum Fernmeldewesen etwas ausgedünnt, ohne dass er den bisherigen Informationswert zu verlor. Wichtig ist dabei, dass im Erfatal-Museum grundsätzlich nichts entsorgt wird: "Weggeworfen wird nur, was defekt und nicht mehr reparabel ist", so Biller. Ausgesonderte Exponate werden an verschiedenen Orten sicher gelagert, um sie möglicherweise später wieder für Ausstellungen holen und aufarbeiten zu können.
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Der Schwerpunkt liegt auf dem zweiten Obergeschoss der Erftalhalle, das über die Jahre immer unübersichtlicher geworden sei. "An der grundsätzlichen Struktur wurde nichts geändert, doch musste man Platz schaffen und konnte das mit einer einladenderen Gestaltung verbinden", sagt Biller. Zentrale Objekte der Neugestaltung sind der etwa 1998 dem Museum überlassene ehemalige "Seeber-Laden" und die "Kuhn-Apotheke", die rund zehn Jahre später gefolgt war.
Der bis in die 90er-Jahre regulär geöffnete "Seeber-Laden" gewährte stets ein besonderes Einkaufserlebnis "wie zu Großmutters Zeiten" und präsentiert sich wie die "Kuhn-Apotheke" noch heute im Originalzustand – ein idealer Einstieg in die zweite Ebene des Museums. Beide Geschäftseinrichtungen wurden mit zeitgenössischen Devotionalien authentisch bestückt. Bei der Apotheke hatte man seinerzeit die dankenswerte Beratung von Apotheker Bernhard Goldstein erhalten. "Sein unschätzbares Fachwissen war uns eine große Hilfe", blickt der seit Jahrzehnten im Museumsverein engagierte Peter Biller – Historiker mit abgeschlossenem Geschichtsstudium – zurück.
Die ursprünglichen Standorte der beiden Ladenbilder unweit des Magazins seien provisorische Lösungen gewesen, die sich dann doch länger als gedacht gehalten hatten. "Hier wollten wir ein attraktives Gesamtbild erzeugen, bei dem die beiden Läden gleich im Einstiegsbereich auf die Besucher warten", erläutert Biller. Damit einher geht eine räumliche Verbesserung im Bereich des nunmehr auch inventarisierten Magazins: "Es wird in Zukunft besser nutzbar sein und soll mittelfristig zu einem ,Schaumagazin‘ umgebaut werden, um Besuchern die Museumsarbeit auch in diesem Bereich veranschaulichen zu können", merkt er an.
Erneuert wurde zudem der bislang eher kleine Schwerpunktbereich "Bäuerliches Wohnen". Ihn hatte man mit großem logistischen Aufwand von der ersten Ebene in die zweite verlagert und dort in die historische Küche integriert. Dafür wurde eine neue Wand eingezogen. "In der Küche sind unter anderem die historischen Vorläufer der Waschmaschine und die Erklärungen zur Trachtengruppe weggekommen", verdeutlicht Biller.
Gleichsam verweist er auf ein – ebenfalls entferntes – Kuriosum: In der Küche befand sich bis vor Kurzem auch eine kurze Schilderung zur einstigen und heutigen Abfallbeseitigung. "Der eigentlich als Modell für die heute gängige Weise der Abfallbeseitigung ausgestellte Gelbe Sack wurde von Besuchern zweckentfremdet, indem sie ihn als Papierkorb nutzten – allerdings haben sie wenigstens den Sinn verstanden", merkt er schmunzelnd an.
So wurde das Hardheimer Museum seines urigen Charakters keinesfalls beraubt, wohl aber bestens für die Zukunft gerüstet. Auch für Aktionen mit Publikum gibt es bereits Pläne: "Ein Wunsch des Museumsteams besteht darin, der Öffentlichkeit tiefere Einblicke in das Apothekenwesen und das frühere Arbeiten in der Küche auch im Vergleich zur Gegenwart zu geben – vielleicht mit Workshops und Vorführungen, aber das zeigt die Zeit", informiert Biller abschließend.
Info: Weitere Informationen im Internet unter www.erfatal-museum.de sowie bei Ortrud und Peter Biller (Tel. 06283/8842).