Kosten für Sanierung und Umbau gestiegen
Im April 2019 soll mit dem Bau begonnen werden

Andreas Dech (2.v.l.) vom Planungsbüro Legfeld & Willisch stellt die Planung für das neue Feuerwehrgerätehaus vor. Foto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach. Breiten Raum in der knapp vierstündigen Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend nahm die Sanierung und der Umbau des Feuerwehrgerätehauses der Abteilung Stadt ein.
Die Gemeinderäte gaben grünes Licht und beschlossen die Planung. Dies war erforderlich, um den Bauantrag stellen zu können. Verläuft alles planmäßig, wird im April 2019 mit dem Bau begonnen, der im August 2020 abgeschlossen werden soll. Die berechneten Kosten belaufen sich statt ursprünglich geschätzten 5,5 Millionen jetzt auf 6,419 Millionen Euro für das Vorhaben auf dem 2930 Quadratmeter großen Gelände. Hierzu gibt es eine Förderung in Höhe von 625.000 Euro.
Das im März in öffentlicher Sitzung vorgestellte Entwurfskonzept wurde in der Zwischenzeit in funktionaler und gestalterischer Hinsicht verfeinert. Der Neubaubereich um das vorhandene Gebäude beinhaltet 14 Stellplätze und eine Waschhalle, die als voller Stellplatz gefördert wird. Hier sind auch die Bereiche Schlauchpflege und Werkstatt angesiedelt. Der Bereich des ehemaligen THW wird abgerissen und beim Wiederaufbau höhenmäßig dem Gerätehaus angepasst.
Andreas Dech vom beauftragten Planungsbüro Lengfeld & Wilisch aus Darmstadt stellte das Ergebnis der abschließenden Planung vor und begründete auch die Kostensteigerung. So wurden Gutachten mit einbezogen, die kostenpflichtig zu Buche schlugen. Für die Außenanlagen seien ebenso Kosten hinzugekommen wie für den Rückbau des Kellers. In der Schätzung seien noch kein Statiker und kein Schadstoffgutachten dabei gewesen. Jetzt habe man relativ verbindliche Zahlen. Die Preise habe man aus einem aktuellen Projekt herangezogen und fünf Prozent Kostensicherheit draufgeschlagen. "Wir haben eine vernünftige Qualität, aber keinen Luxus", so Dech.
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Um zu sparen, gebe es nur noch die Option, kleiner zu bauen. Ein Verzicht auf zwei der 14 Stellplätze würde 195.000 Euro sparen, abzüglich 90.000 Euro Förderung. Das wäre der Ist-Zustand.
Für Dech "kurzsichtig und nicht empfehlenswert, da man später nichts mehr anbauen könne". Eine zweite Möglichkeit wäre der Wegfall des Übungsturms, Ersparnis 126.000 Euro. "Die Steigleitung trocken üben kann man nicht an Gebäuden", erklärte Gesamtkommandant Markus Lenk. Der Turm sei "kein Luxus, sondern zum Üben", ein reiner Zweckbau. Umliegende Wehren hätten keinen Übungsturm, so dass man ihnen diesen bereitstellen könnte. Reichtümer seien als Einnahmen aber damit nicht zu erwarten.
Eine dritte Möglichkeit sei der Wegfall des kompletten Vordachbereichs, was 17.000 Euro bringen würde. Das mache aber nicht so viel Sinn. Bei Starkregen könnte Wasser durch die Tore durchkommen, so Dech.
"Wir haben überall die günstigere Variante gewählt, außer da, wo es nicht sinnvoll ist", führte Lenk aus. Durch den Verzicht auf absolut dichte Falttore seien 226.000 Euro eingespart worden, die hätten 450.000 Euro gekostet. Das sei "zu viel des Guten" gewesen. Es werden Alu- statt Kunststofffenster genommen. Letztere wären nach 20 Jahren abgenutzt. Der Turm ist betoniert und angestrichen. Im Obergeschoss zwischen Schulungsraum und Bereitschaftsraum wurde die Trennwand gestrichen, stattdessen kommt eine Mauer hin, Einsparung 187.000 Euro. Linoleum statt Fliesen würde 5000 Euro sparen, sei aber nicht sinnvoll, da im Unterhalt viel teurer.
Der Bauzeitenplan wurde umgestellt. So bleibt die Feuerwehr in der Halle bis der Neubau steht, Ersparnis 70.000 Euro. Der Austausch des 40 Jahre alten Dachs im Schulungsbereich konnte abgewendet werden, Ersparnis 60.000 Euro. Beim Flachdach wurden durch den Verzicht auf Kies und Begrünung 120.000 Euro eingespart. Heizkörper statt Fußbodenheizung brachten noch einmal 10.000 Euro. Zusammen sei man auf ein Basispaket für 6,419 Millionen Euro gekommen.
Rolf Schieck (SPD) nannte den Um- und Neubau eine "fast unendliche Geschichte", der Beginn sei alternativlos. Es sei nicht schön, dass eine Million draufgekommen sei, die Stadt habe noch viele teure Projekte. Markus Scheurich (SPD) wollte vor Beginn der handwerklichen Arbeiten das Ausschreibungspaket statt zu 60 zu 80 Prozent vorliegen haben.
Dies habe eine zeitliche Verzögerung um zwei Monate zur Folge, so Bürgermeister Peter Reichert. Die übrigen 20 Prozent seien "unproblematische Gewerke", so Dech. Bei Baubeginn im Juni komme man in den Winter hinein. Das Ziel, das Gebäude bis dahin dicht zu haben, könnte eng werden. Und bei einem strengen Winter wäre ein Innenausbau nicht möglich.
Für Lothar Jost (AGL) ist "maßgeblich, was die Feuerwehr sagt". Bei einer Kostenberechnung dürfe sich laut Gesetzeslage der Architekt um 20 bis 25 Prozent verrechnen, merkte er an. Woraufhin Dietmar Polzin (FW) wissen wollte, wie realistisch die Preise seien. "Garantieren kann ich gar nichts", so Rech. Er habe in den letzten zehn Jahren aber jedes Projekt wie berechnet abgeschlossen.
Peter Stumpf (AGL) sah das "Ende der Fahnenstange erreicht", schon vor einigen Jahren habe man bauen wollen. "Wir müssen die Summe schlucken, für die Feuerwehr, für die Stadt."
Peter Wessely (FW) bezeichnete des Zustand des Gebäudes als schlecht, es funktioniere trotzdem. Die technische Ausrüstung sei auf Vordermann gebracht worden, jetzt sei die bauliche dran. Er wolle "keine Einsparungen, die es uns in drei oder vier Jahren um die Ohren haut, es soll 30 bis 40 Jahre halten". Die Feuerwehrleute seien es wert. "Wenn’s brennt, laufen wir weg, die laufen rein." Er forderte ebenso wie Michael Schulz (CDU) jedoch ein strenges Kostencontrolling. Schließlich wolle man "kein HSG 2.0 schaffen".
Nachdem mehrere Gemeinderäte betont hatten, die Feuerwehr zu unterstützen, sah sich der Bürgermeister veranlasst festzustellen "Wir bauen das Haus für uns, für alle Menschen!"
Der Antrag auf Vorlegung von 80 Prozent der Gewerke wurde mit neun zu acht Stimmen, bei zwei Enthaltungen, abgelehnt. Anschließend wurde die Planung für Sanierung um Umbau einstimmig anerkannt.



