Eberbacher Sportclub

"Schlafender Riese" steht in den Startlöchern

Die finanziellen Folgen der Corona-Krise sind für den Verein noch nicht abzuschätzen.

26.01.2021 UPDATE: 27.01.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Umgebaut wird derzeit das ehemalige Vereinsheim des VfB Eberbach. Aus ihm soll die „Nachspielzeit“ des Eberbacher SC werden. Auch einen Pächter gibt es dafür schon. Foto: Peter Bayer

Von Peter Bayer

Eberbach. Auf dem Fußballplatz ist es seit Monaten still, auch – jahreszeitüblich – in der Halle gibt’s keine jubelnden Torschützen. Doch im Hintergrund tat und tut sich beim Eberbacher Sportclub 2019 einiges. "Wir hatten vergangenen Dienstag per Zoom die zwölfte Vorstandssitzung seit der Gründung", sagt Vorsitzender Ralf Bettinghausen. Drei Stunden dauerte es, bis die zwölf Punkte durch waren. Wichtigstes Ziel: Die Zukunft nach Corona regeln. Nicht nur das: Im Vereinsheim legte seit Oktober ein harter Kern von rund zehn Mitgliedern ordentlich Hand an und renoviert in größerem Stil das ehemalige VfB-Heim.

Zwischen 800 und 900 Mitglieder zählt der aus dem Zusammenschluss von VfB und SV Eberbach hervorgegangene Verein. So genau kann es der Vorsitzende derzeit nicht sagen. Die verwaltungstechnische Zusammenführung der Mitglieder – federführend ist hier Achim Hable – läuft nicht ganz reibungslos. So müssen Jugendliche eventuell Familien zugeordnet werden, mögliche Jubiläen erfasst werden. "Zudem gibt es einen Haufen Karteileichen", sagt Bettinghausen. Leute sind weggezogen oder auch schon verstorben.

Ralf Bettinghausen. Foto: Bayer

Probleme bereitet hier auch der Datenschutz. Im Februar sollen die Mitgliedsbeiträge eingezogen werden. "Da wird es welche geben, die wegen der momentanen Situation nicht bezahlen können", ist Bettinghausen überzeugt. Eine Austrittswelle wegen Corona hat er aber nicht feststellen können. "Das bewegt sich im normalen Rahmen."

Finanziell ist die Pandemie natürlich nicht spurlos an dem Verein vorbeigegangen. Das Hallenturnier im Januar 2020 war die letzte Veranstaltung, die ein wenig Geld in die Vereinskasse spülte. Das Frühlingsfest mit Bier- und Weinstand wurde ebenso abgesagt wie der Allianz-Cup auf dem Sportgelände oder das Oktoberfest. "Die Absage des Weihnachtsmarktes hat uns hart getroffen", sagt Bettinghausen.

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Auch der Gelita-Cup mit Bundesliganachwuchsteams Anfang Januar fiel dem Virus zum Opfer. Der Apfeltag lief online, "da sind ein paar Euro hängen geblieben". Ebenso bei den wenigen Heimspielen im Sommer, als für ein paar Wochen gespielt werden konnte. "Die Zuschauerresonanz war sehr groß, auch bei den Jugendspielen, so dass wir ein paar Euro gutmachen konnten."

Weil sich ein halbes Jahr auf dem Sportplatz nichts tat, flossen natürlich auch die Sponsorengelder nicht mehr so reichlich. "Wir haben sie angeschrieben und angeboten, uns in geringerem Umfang zu unterstützen", sagt der Vorsitzende. Manche haben den Verein trotzdem finanziell voll unterstützt, manche haben das Angebot angenommen und reduziert, "wofür wir vollstes Verständnis haben". Und einige mussten aus wirtschaftlichen Gründen, zum Beispiel wegen Insolvenz, auch ihre Unterstützung komplett einstellen.

Keine Spiele, das bedeutete auf der einen Seite keine Einnahmen, aber auf der anderen auch keine Schiedsrichterkosten. Zudem haben alle Trainer auf ihr Honorar verzichtet. Doch die "laufenden Kosten" laufen weiter, wobei die Rechnungen der Stadtwerke für Strom, Wasser und Gas derzeit etwas geringer ausfallen.

Durch den Zusammenschluss der Vereine hat sich auch im Vereinsheim in der Au einiges geändert. So existieren zwar noch beide Vereinsheime, doch wird nur das des ehemaligen VfB betrieben. Hier wurde eine neue Küche eingebaut. "Das war ein Riesenaufwand, das haben wir uns so nicht vorgestellt", gibt Bettinghausen zu. Das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises sei zu Besuch gewesen und habe einige Vorgaben gemacht.

Seit Oktober wird das ehemalige VfB-Heim "grundsaniert", wurden Wände gestrichen, elektrische Leitungen verlegt. Über 100 Stühle wurden bereits neu gepolstert, gebrauchte Tische vom ehemaligen Hotel "Krone Post" fanden den Weg ins Vereinsheim. Maßnahmen, die erforderlich waren und sind, aber natürlich auch die Vereinskasse belastet haben. "Wir konnten die Kosten durch Ersparnisse abdecken, die sind aber natürlich dadurch geschmolzen."

Die Arbeiten wurden alle in Eigenleistung gemacht. "Natürlich coronakonform", betont der Vorsitzende, der die Arbeitsbereitschaft der Mitglieder und die Unterstützung durch ein paar Spender hervorhebt. Die Arbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen. "Es wird neu aussehen", verspricht Bettinghausen. Auch einen Pächter gibt es schon, der ab Februar "Essen to go" anbieten will.

An Fußball wird da noch lange nicht zu denken sein. Wann der Ball wieder für die 14 Mannschaften des Vereins rollt, kann keiner sagen. "Wir sind zum Nichtstun verdammt, stehen aber in den Startlöchern und können Vollgas geben", sagt der Vorsitzende des ESC. Ob dann noch alle dabei sein werden ist ungewiss. Zwar versuchen die 30 Helfer und Betreuer der elf Nachwuchsteams die Jugendlichen mit Online-Challenges bei der Stange zu halten. Doch "einige der rund 250 Jugendlichen werden auf der Strecke bleiben", fürchtet Ralf Bettinghausen.

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