Umbau des Depots zieht sich weiter und wird teurer
Stadt gibt mindestens 88.000 Euro mehr aus - Im September soll es fertig werden

Dass das Depot mal eine alte Lagerhalle war, ist nach der Renovierung der Fassade kaum noch zu erkennen. Foto: Christofer Menges
Von Christofer Menges
Eberbach. Der Umbau des Depots in der Güterbahnhofstraße zum Kulturzentrum wird deutlich teurer als geplant. Inzwischen geht das Stadtbauamt von Kosten von über 400.000 Euro aus. Fertig werden soll der Umbau bis 20. September - bis auf die Holzterrasse mit Rampe vorm Eingang. Dafür ging nur ein Angebot ein, und das war der Stadtverwaltung zu teuer.
Die Aufträge für Heizung, Lüftung und Boden wurden am Montag für 68.000 Euro im Bauausschuss vergeben. Zum Zuge kommen die Nahm Gebäudetechnik GmbH und der Bodenleger Fürst aus Mosbach sowie der Lüftungsbauer Kellenbenz aus Erlenbach bei Heilbronn. Nicht vergeben wurde die Außenanlage: Das einzige Angebot war laut Verwaltung mehr als doppelt so hoch wie der Ansatz des Architekten. Nun solle es Gespräche mit dem Kulturverein geben, ob die Holzterrasse mit einer behindertengerechten Rampe zum Eingang in Eigenleistung günstiger gebaut werden kann.
Gegenüber der Kostenschätzung von 320.000 Euro im April 2016 rechnet das Stadtbauamt inzwischen mit Gesamtkosten von 408.000 Euro. Stadtbaumeister Koch führt das zum einen auf nachträgliche Änderungen am Bau zurück. So sollen auf Verlangen des Landratsamts sieben statt wie geplant drei Toiletten und eine zusätzliche Fluchttüre eingebaut werden.
Dazu kamen Mehrkosten für Mängel am Boden, die Verlegung von Leitungen, ein nicht eingeplantes Gerüst, das Versetzen einer Stahlstütze, um den Veranstaltungsraum besser nutzen zu können und eine Gastherme statt einer Infrarotheizung.
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Hintergrund
Chronologie
> 2007-2015: Rund um die Eberbacher Band 61inch, die das ehemalige Raiffeisenlager in der Güterbahnhofstraße als Proberaum nutzt, entsteht eine lebendige Subkulturszene mit Partys und Auftritten von Bands aus Portugal,
Chronologie
> 2007-2015: Rund um die Eberbacher Band 61inch, die das ehemalige Raiffeisenlager in der Güterbahnhofstraße als Proberaum nutzt, entsteht eine lebendige Subkulturszene mit Partys und Auftritten von Bands aus Portugal, England, den USA und Deutschland. Staatliche Unterstützung gibt es keine. Zu manchen Partys kommen 100 Leute. Die Szene funktioniert ohne Organisation und auf freiwilliger Basis ohne große Probleme und finanziert sich selbst.
> 2015: Die Raiffeisen will ihr Lager loswerden. Das Grundstück, auf dem es steht, gehört schon der Stadt.
> Mai 2015: Der Kulturverein "Depot 15/7" gründet sich mit dem Ziel, das ehemalige Lager in ein Kultur- und Begegnungszentrum umzubauen.
> Dezember 2015: Die Stadt übernimmt das Depot kostenlos von der Raiffeisen, die sich dadurch die Abrisskosten spart. Bei einer Untersuchung fanden sich deutlich weniger Schadstoffe als befürchtet.
> Februar 2016: Der Bauausschuss genehmigt nachträglich die Nutzung als Proberaum. Das Konzept für das künftige Kulturzentrum wird vom regionalen Leader-Ausschuss befürwortet, der die EU-Fördergelder vergibt.
> Mai 2016: Der Gemeinderat beschließt den Umbau des Depots. Neben dem Kulturverein sind auch Nutzer wie Volkshochschule, Musikschule und Arbeitskreis Asyl im Gespräch.
> Dezember 2016: Der Gemeinderat vergibt die Planung an das Mosbacher Architekturbüro Seeber.
> Juni 2017: Beim runden Tisch für Jugendbeteiligung wird das Depot mangels anderer Räume als Veranstaltungsort für eine von den Jugendlichen gewünschte Party ins Auge gefasst.
> Oktober 2017: Der Förderbescheid geht ein: Aus dem Leader-Programm der EU gibt es 158.000 Euro. Die Umbaukosten werden auf 320.000 Euro geschätzt.
> März 2018: Die Vereinsmitglieder entrümpeln das Lager und hoffen darauf, dass die Bauarbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen sein werden.
> Mai 2018: Nach mehr als zwei Jahren Vorbereitung beginnt der Umbau. Nach und nach vergibt der Gemeinderat Arbeiten an Handwerker.
> Juli 2018: Es wird später: "Im ersten Halbjahr 2019" soll alles fertig sein, sagt Bürgermeister Peter Reichert bei der Übergabe der Leader-Förderplakette. Der Verein plant die Eröffnung im Mai 2019.
> Dezember 2018: Der Gemeinderat vergibt die Elektroinstallation. Die Fliesenarbeiten für den Boden sollen gegen Jahresende ausgeschrieben werden. Die Umbaukosten steigen von 320.000 auf 360.000 Euro. Die Eröffnung wird auf Juli verlegt.
> Mai 2019: Es wird noch später: Im ersten Halbjahr wird das Depot nicht mehr fertig. Außen ist verputzt, innen noch viel zu tun: Elektroleitungen hängen von der Decke, der Boden ist noch blank, die Sanitäranlagen sind nicht installiert. Der Nutzungsvertrag steht ebenfalls noch aus. Der Eröffnungstermin Ende Juli wird verschoben. (cum)
Das summiert sich auf 37.000 Euro. Weitere 51.000 Euro führt Koch auf die allgemeine Preissteigerung in der Baubranche zurück.
Insgesamt summieren sich die Mehrkosten auf 88.000 Euro, die komplett von der Stadt zu tragen sind. Mehr als die bereits genehmigten 158.000 Euro aus dem Leader-Fördertopf gibt es nicht. Statt wie ursprünglich geplant 162.000 Euro gibt die Stadt nun mindestens 250.000 Euro für das Depot aus. Und es könnte noch mehr werden: Ein Nachtrag für den Trockenbau wegen Brandschutzforderungen des Landratsamts steht noch aus.
Ebenfalls nicht eingerechnet ist die Solarstromanlage, die nachträglich aufs Dach soll. Laut Stadtbaumeister Koch wurde dafür bei den Stadtwerken ein Angebot angefordert. "Noch nie habe ich beim Bau solche Kostensteigerungen erlebt wie in den letzten drei Jahren", sagte Bürgermeister Peter Reichert zu den um fast 30 Prozent gestiegenen Umbaukosten. Ärgerlich sei, dass es keine zusätzliche Förderung gebe.
Sollte der Umbau im September fast vier Jahre nach Übernahme des ehemaligen Lagers durch die Stadt abgeschlossen werden, kann die Eröffnung des Depots noch dauern. Der Verein muss noch Bühnentechnik und Inneneinrichtung installieren. Der Mietvertrag, der die Nutzung regeln soll, liegt dem Verein inzwischen vor. Wann die Einweihungsparty steigt, steht noch nicht fest.