Hannes Wader spricht über sein Leben, den Echo und das Älterwerden

Hannes Wader gastiert am Samstag, 14. November, im Rahmen seiner "Sing"-Tour in der Eberbacher Stadthalle. Die RNZ hat sich schon vorher mit dem 73-jährigen Liedermacher unterhalten.

03.11.2015 UPDATE: 04.11.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden

Liedermacher Hannes Wader im Oktober 2010 in der Eberbacher Stadthalle. Über zweieinhalb Stunden versetzt der damals 68-Jährige seine Fans im vollbesetzen Saal in Erinnerungen an vergangene Zeiten; die Zuhörer sind begeistert, singen und brummen mit, fordern mehrere Zugaben. Am Samstag, 14. November, ist er wieder im Stauferstädtchen zu Gast. Archivfoto: Martina Birkelbach

Von Martina Birkelbach

Eberbach. Mit 23 stand er das erste Mal auf der Bühne, mit 25 gab er das erste professionelle Konzert - Inzwischen ist er 73 Jahre alt: Hannes Wader gastiert am Samstag, 14. November, um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) mit seiner "Sing"-Tour in der Eberbacher Stadthalle. Wir haben uns mit dem Autor und Interpreten, dem Volkssänger und dem politischen Mensch - der Stellung bezieht und sich mit seinen Liedern einmischt - unterhalten.

Herr Wader, Arbeiterlieder, sozialistische Hymnen, Interpretationen von Werken von Dichtern früherer Epochen, Shanties, plattdeutsche Lieder: Sie hatten in den vergangenen Jahren so einiges im Repertoire. Um was geht es in Ihrer neuen CD "Sing"?

"Sing" ist auch das Titellied; es beschreibt die therapeutische, heilsame Wirkung des Singens. Das hat mich immer beschäftigt. Ich habe eine sehr privilegierten Beruf - Die Bühne ist gleichzeitig auch Therapie. Das ist aber nur der Inhalt eines Liedes, es geht auch um andere Dinge.

Wie ist der schnörkellose Titel entstanden?

Gedanken und Ideen sind da, sie kommen auch nicht auf Befehl. Sie kommen einfach - und gehen auch wieder, wenn man sie nicht festhält.

Werden Sie in Eberbach ausschließlich die neue CD präsentieren oder können sich Ihre Fans auch auf ältere Stücke freuen?

Ich habe noch nie nur neue Stücke gespielt. Das würde die Menschen enttäuschen - vielleicht mich selber auch. Lieder haben auch immer wieder mit Erinnerungen zu tun, mit Strecken des eigenen Lebens. Ich präsentiere einen Mix aus alten und neuen Stücken - Natürlich kann trotzdem nicht das Lieblingslied eine jeden Einzelnen dabei sein, das ist klar.

"Heute hier, morgen dort", mit diesem Ihrem wohl bekanntesten Song haben Sie vor fünf Jahren ein brillantes Konzert in der Eberbacher Stadthalle eingeleitet. Was gibt es diesmal zum Auftakt zu hören?

(lacht)...das wird wieder "Heute hier, morgen dort" sein. Das spiele ich seit langen langen Jahren zum Auftakt bei allen Konzerten. Ich bin jedes Mal nervös bevor ich auf die Bühne gehe, ich habe immer noch Lampenfieber. Deshalb starte ich gerne mit einem Lied, welches ich im Schlaf singen und spielen kann - Und bei "Heute hier, morgen dort" habe ich mich noch nie versungen.

Auch im Oktober 2010 waren Sie auf Tournee, hatten Sie trotzdem Zeit, sich in der Stadt Eberbach etwas umzusehen?

Nein, leider nicht. Früher hatte ich die Zeit. Jetzt, mit dem Älterwerden, brauche ich einen ganzen Nachmittag zur Disposition auf das Konzert. Aber vielleicht klappt es ja diesmal, dass ich doch ein wenig von der Stadt sehen kann.

Im Jahr 2013 wurden sie vor einem Millionenpublikum mit dem "Echo" in der Kategorie Lebenswerk geehrt. Die Laudatio gab es von Reinhard Mey. Was war das für ein Gefühl?

Ich war überrascht. Ich habe ja bis kurz davor nicht damit gerechnet, deshalb war die Überraschung umso größer. Ich habe 25 Jahre ohne Fernseher verbracht - und muss gestehen: Ich wusste nicht mal, dass es so einen Preis überhaupt gibt. Man musste mir erst sagen, wie bedeutend der Preis ist (lacht wieder). Die Freude über den Preis kam so etwas verzögert. Aber es hat Freude gemacht, insbesondere auch mit den Toten Hosen "Heute hier" zu singen. Dass das Lied den Weg zum Punkrock gefunden hat: Klasse! Insgesamt hat das alles aber auch einiges bewirkt; es kommen noch mehr Leuten zu den Konzerten. Das freut mich natürlich.

Inzwischen sind sie auch Besitzer eines Fernsehers?

Ja, seit etwa einem Jahr...

Besonders in den 70er Jahren waren Sie politisch sehr aktiv und haben sich den Ruf eines Rebellen erworben. Würden Sie sich heute noch als ein solcher bezeichnen; sind Sie noch politisch aktiv?

Ich bin immer noch mit vielem nicht konform. Aber ich bin älter geworden, vielleicht auch ruhiger. Ich lehne mich nicht mehr so weit aus dem Fenster, aber ich bin meinem sozialistischen Grundprinzip immer noch treu - Auch wenn ich mich aus der parteibezogenen Politik zurückgezogen habe.

Sie sind jetzt 73 Jahre alt. Haben Sie irgendwann schon mal daran gedacht, das Singen aufzugeben?

Klar, der Gedanke kommt schon mal, aber aus verschiedenen Gründen, die ich nicht kenne, bleibe ich dabei. Solange ich kann, singe ich. Ich habe auch keine Erfahrung, wie es wäre, wenn ich nicht singe - Ich habe einfach immer gesungen, 50 Jahre lang, und nie länger als ein viertel Jahr dazwischen aufgehört.

Herr Wader, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Info: Tickets gibt es noch in der Geschäftsstelle der Rhein-Neckar-Zeitung Eberbach, Neuer Markt 8 und bei der Buchhandlung Greif. Und wer die Echo-Preisverleihung 2013 nicht live im Fernsehen gesehen hat, kann das auf YouTube nachholen; dort gibt’s auch das grandiose gemeinsame Lied "Heute hier, morgen dort" mit Wader und den Toten Hosen zu sehen.

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