Ein paar Kunden kamen mit Zusatz-Kanistern zur Tankstelle
"Man tankt ja nicht aus Lust und Laune": Die Eberbacher sind an der Zapfsäule spürbar entlastet, bleiben aber skeptisch für die Zukunft.
Von Moritz Bayer
Eberbach. Seit Mittwoch ist der von vielen Autofahrern herbeigesehnte "Tankrabatt" der Bundesregierung in Kraft. Auf Benzin entfällt nun bis Ende August 35,2 Cent weniger Steuer pro Liter, beim Diesel sind es 16,7 Cent. Wenngleich in Eberbach (noch) nicht der volle Preisnachlass an die Kunden weitergegeben wurde, zahlten die Kraftfahrer doch deutlich weniger – und mussten wider Erwarten nicht allzu lange anstehen.
"Ich muss schon zugeben, dass ich in den letzten Wochen eher nur zur Hälfte oder nach akutem Bedarf getankt habe. Heute dann endlich mal wieder voll – passend zu meinem Urlaub", freut sich ein junger Eberbacher, der lieber anonym bleiben möchte. Anfangs erstaunt angesichts des Platzes an der Zapfsäule, sieht der 25-Jährige, wie schnell sich das ändern kann, als gleich sechs Autos auf einmal auf den Asphalt vor der Jet rollen. Zeit zum Weiterfahren, der Urlaub wartet schließlich auch. Über die genauen Änderungen der Preise oder Füllstände darf der Betreiber hier keine Auskünfte geben, aber "dass ein wenig mehr los war, hat man schon gemerkt."
Die Tankstellen scheinen generell gut vorbereitet: Trotz deutlichen Mehraufkommens am Morgen hat Schichtleiterin Gosia Karolak keine Sorgen um den Vorrat ihrer Shell: "Bis auf das E10-Benzin sind unsere Tanks noch knapp halb voll. Heute morgen war viel los, aber das haben wir erwartet. Mit dem Feierabend wird es ähnlich sein, unsere Preise sind schon jetzt um etwa 20 Cent pro Liter gesunken. Ein paar Kunden kamen sogar mit Zusatz-Kanistern." "Seltsam, das so zu sagen, aber der Preis von 188,9 freut einen natürlich, ich habe heute meine Eltern hier besucht und bin aus Mannheim angereist", erklärt eine junge Frau Anfang 20. Auf dem Weg durchs Neckartal sah sie keine Schlangen vor den Tankstellen der Region, "das hat alles relativ normal gewirkt", erteilt sie Gedanken an einen "Tankstellenrun" eine Absage.
Noch etwas günstiger (186,9 Cent pro Liter) war es mittags an der Tankstelle Lenz. Dort tankt auch Dieter Kappes, obwohl er es eigentlich näher anderswo hätte: "Die Preise haben mein Fahr- und Tankverhalten deutlich geändert", weiß er zu berichten. "Ich plane mittlerweile viel häufiger, wann und wohin ich fahre. Heute zum Beispiel war ich beim Penny einkaufen, da passt es, hier aufzufüllen. Strecken optimal zu verbinden, wäre mir früher so nicht in den Sinn gekommen." Den Grund liefert der Eberbacher gleich mit: "Es ist ja nicht so, dass man aus Lust und Laune tankt, sondern weil man muss. Mein Sohn in Freiburg kann fast alles mit dem Rad fahren, ich leider nicht." Freudig blickt Herr Kappes auf die Anzeige und sagt: "Das war jetzt fast 20 Euro billiger als mein letztes Tanken!"
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Trotz der nun einsetzenden, zumindest temporären Linderung erwarten die meisten Kunden keine dauerhafte Besserung. "Das ist doch Symbolpolitik, die Konzerne stopfen sich die Taschen voll. Ein paar Wochen wird es etwas besser – und dann? Mir fehlt die Perspektive," ärgert sich der Fahrer eines dunklen BMW, bevor er das Weite sucht.
In der Tat wird es interessant zu beobachten sein, ob und inwiefern sich die Preise weiter verändern, wenn die Vorräte der Tankstellen mit dem dann günstiger eingekauften Kraftstoff aufgefüllt werden. Je nach Aufkommen kann das in Eberbach ein bis zwei Wochen dauern, aber es ist zu beachten, dass die Tankstellenbetreiber nur auf die Erfahrungswerte zurückgreifen können, welche sie die letzte Zeit gemacht haben – vor dem Tankrabatt. Gesetzlich zur vollen Weitergabe der Kosteneinsparungen verpflichtet sind die Tankstellenbetreiber und Mineralölkonzerne allerdings nicht.