Eberbach: Der Erhalt des Dr.-Schmeißer-Stifts ist in Sicht

Architekt Weidner stellt Pläne vor: Betreutes Wohnen für 5,7 Millionen Euro möglich - Umbau könnte Ende 2018 fertig sein

18.11.2015 UPDATE: 19.11.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Der Abriss des Dr.-Schmeißer-Stifts scheint abgewendet, wenn die Mitglieder den Umbauplänen zustimmen. Abschied nehmen heißt es dann allerdings von der gewohnten Fassadenansicht und vom Pflegetrakt. Foto: Menges

Von Christofer Menges

Eberbach. Lange wurde um den Erhalt des seit mehr als fünf Jahren leer stehenden Dr.-Schmeißer-Stifts gerungen. Jetzt steht eine Lösung in Aussicht. Am Dienstagabend stellte Architekt Christoph Weidner den Mitgliedern des Stiftungsvereins die fertigen Entwürfe für für betreutes Wohnen im Stift vor. Die Kosten für den Umbau mit 34 Wohnungen lägen geschätzt bei 5,7 Millionen Euro. Das wäre für den Verein finanzierbar. Der Abriss des 1972 als Vorzeigealtersheim eingeweihten Hochhauses in der Luisenstraße wäre damit vom Tisch. Nicht erhalten werden soll der neuere, gut 30 Jahre alte Pflegeanbau: Er soll Parkplätzen und einem zweiten Treppenhaus weichen.

Im Kern bleibt es bei den im Juli vorgestellten Entwürfen. Vom zweiten bis zum fünften Stockwerk sind fünf Wohnungen pro Etage geplant: Je eine kleine mit anderthalb Zimmern und 42 Quadratmetern, vier größere mit 62 bis 88 Quadratmeter. Gestrichen wurde die ambulante WG im ersten Stock. Dort ist damit Platz für weitere zehn Wohnungen: drei kleine, sechs mittlere, eine große. Zwei kleine Wohnungen sollen noch im Erdgeschoss untergebracht werden. Das Penthouse oben auf dem Dach wird in zwei Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen à 78 und 87 Quadratmeter umgebaut.

Dazu sind im Erdgeschoss Verwaltungs-, Sanitär- und Gemeinschaftsräume wie Bibliothek, ein auch als Café nutzbarer Clubraum sowie eine Tagespflege geplant. Die Küche, die auch das Pflegeheim Lebensrad beliefert, soll erhalten werden.

Die Kaltmieten sollen bei durchschnittlich acht Euro pro Quadratmeter liegen: Für die gewerblich genutzten Flächen sind fünf bis sieben Euro kalkuliert, die einfacheren Wohnungen liegen um acht Euro, bei den beiden Penthouse-Wohnungen könnten bis zu zwölf Euro pro Quadratmeter erhoben werden. Die kleinste Eineinhalb-Zimmer-Wohnung käme so auf rund 330 Euro, eine durchschnittliche Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung auf eine Kaltmiete von 500 bis 600 Euro. Dazu kämen dann noch Nebenkosten, Heizung, Strom und zusätzlich in Anspruch genommene Betreuungsleistungen. Dem Verein bliebe bei kalkulierten Gesamtmieteinnahmen von 250 000 Euro im Jahr eine Rendite von 0,7 Prozent. Das ist laut Vorstand finanzierbar und machbar.

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Entschieden ist aber noch nichts. Im März will Architekt Weidner Pläne und Kostenschätzung fertig haben. Dann sind die Mitglieder gefragt, ob sie so bauen wollen. Wenn sie dafür sind, könnte im Mai die Genehmigungsplanung stehen. Dann liegt es an den Baurechtsbehörden. Eher vorsichtig rechnet Weidner damit, dass erst im November 2016 die Genehmigung vorliegen und mit dem Umbau begonnen werden könnte. Dann wäre bei einer Bauzeit von zwei Jahren das Stift Ende 2018 bezugsfertig.

Kritik gibt es allerdings auch: So wurde aus der Versammlung der Abriss des neueren Pflegetrakts für Parkplätze und ein zweites Treppenhaus bemängelt, das als Fluchtweg und ebenerdigen Eingang ohne Rampe vorgesehen ist. So viele Parkplätze würden bei Senioren nicht benötigt. In dem Gebäude ließen sich 15 bis 20 weitere Wohnungen unterbringen, sagte Wolfgang Court. Erneuert wurde auch die Forderung nach mehr kleinen Wohnungen, die sich Alleinstehende leisten können.

Auch von dem gewohnten Anblick werden sich die Eberbacher verabschieden müssen: Die markante Fassade mit dem Sägezahngesicht wird sich verändern, wenn die bisherigen fünf kleinen durch zwei große Balkone ersetzt werden, machte Heinrich Weihrauch klar.

Vereinsvorsitzender Peter Reichert sieht indes in dem Zuschnitt der Wohnungsgrößen einen repräsentativen Mix durch die Wünsche der Bevölkerung. Die nach einem Abriss des Pflegetrakts als Parkplatz genutzt Fläche lasse sich, wenn das Projekt läuft, für einen Erweiterungsbau nutzen. Letztlich hoffe er, dass mit der nun vorgestellten Lösung nach langem zähem Ringen um die Zukunft des Stifts, nach Gutachten, Plänen und Unterschriftenlisten, endlich ein tragbarer Kompromiss gefunden ist: "Ich will nicht nochmal bei Null anfangen", sagt er.

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