Dr.-Schmeißer-Stift Eberbach

Mit Bausachverstand gegen das Aus

Kritik nach Zustimmung der Mitglieder zur Finanzierung - Sanierung sei günstiger zu machen

12.12.2017 UPDATE: 14.12.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden

Im Dr.-Schmeißer-Stift sahen sich bereits 2012 (v.l.) Andreas Diehm, Heinrich Schäfer, der inzwischen verstorbene Gustav Rumstadt und Ute Böhm auf der Suche nach Sanierungsmöglichkeiten um. Der heute geplante Abriss des Tagespflege-Trakts zugunsten von Parkplätzen ist nur ein Kritikpunkt Schäfers; er sagt, dies bedeute letztlich das Aus für das Vorhaben. Archivfoto: Christofer Menges

Von Felix Hüll

Eberbach/Angelbachtal. Er ist aus dem Verein Stiftung Altersheim Eberbach ausgetreten, nachdem die Mitgliederversammlung beschlossen hatte, wegen Parkplätzen den Pflegeanbau abzureißen. Der Unternehmer Heinrich Schäfer aus Angelbachtal hält aber nach der jüngsten Mitgliederversammlung mit weiterer Kritik nicht hinterm Berg: er behauptet, eine Sanierung sei durchaus trotz der boomenden Baukonjunktur zu weitaus günstigeren Konditionen denkbar - dazu seien aber Entscheidungsträger mit Bausachverstand und ohne eigene wirtschaftliche Interessen erforderlich.

Wie berichtet hatte die jüngste Mitgliederversammlung des Vereins der Baufinanzierung zu einem kalkulierten Betrag von 6,82 Millionen Euro zugestimmt, sofern die Banken zusätzlichen Kredit gewähren und ein externer Wirtschaftsprüfer bestätigt, dass eine Rendite über 0 Prozent zu erwarten sei.

"Das liegt am System," meint Schaefer. "Wenn Baufirmen merken, dass sie es mit Laien zu tun haben, gehen sie auf die sichere Seite." Laut Schäfer haben sich deswegen so wenige Unternehmen für die ausgelobten Gewerke interessiert gezeigt oder wenn, hohe Gebote abgegeben. Heinrich Schäfer führt eine Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "Haus und Grund" an. Darin werde von einem Neubau in Berlin berichtet, bei dem mit Grundstückskosten bei zehn Stockwerken und über 100 Wohnungen der Quadratmeterpreis bei 1500 Euro gelegen habe.

In der jüngsten Versammlung präsentierten Vereinsvorstand und Architekt Christoph Weidner als Zahlenangaben für die vermietbare Fläche 2837,67 Quadratmeter; bei Kosten von aktuell 6,82 Millionen Euro ergäbe dies einen Quadratmeterpreis von 2402,39 Euro.

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Auch jetzt hält Schäfer den Auftrag an einen Generalunternehmer für die Lösung: dieser solle für einen Festpreis das Vorhaben verwirklichen und könne als Fachmann mit Handlungsfreiheit im Kontakt mit Handwerkern und Baufirmen seinen Verdienst erwirtschaften. "Das sind ja keine Traumzahlen. Aber ich rege mich auf, dass da so abgezockt werden soll", schimpft Schäfer. "Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, würde ich das selbst machen."

Nach wie vor hält er es für einen "wesentlichen Unsicherheitsfaktor", dass die Pflegeabteilung - der eigentlich jüngste Gebäudeteil - abgerissen werden soll. "Das ist eine wirtschaftliche Fehlentscheidung." Die zusätzlichen Abrisskosten, die fehlende Tagespflege und weniger Wohnraum bedeuteten laut Schäfer das wirtschaftliche Aus des Objektes.

Schäfer erinnert an eine Kalkulation des Erbauers des Dr.-Schmeißer-Stifts, des inzwischen verstorbenen Architekten Gustav Rumstadt: Nach seinen Berechnungen wäre der Umbau mit 2,5 Millionen Euro passiert. Schäfer: "Heute kostet es fast das Dreifache und es sind die Hälfte der Wohnungen."

Architekt Weidner hält auf Anfrage entgegen, dass er nicht anders bauen könne, da er die erforderliche Qualität mit den Preisen hinterlegen müsse. Derzeit bemüht er sich um einen Vorstellungstermin im Vereinsvorstand für einen Unternehmer, der im Hochbau mehrere Gewerke übernehmen wolle, so dass Einzelgewerke bei Heizung, Lüftung, Sanitär als Einzelgewerke verbleiben. Auf das Berliner Vorbild angesprochen sagt Weidner, dass ihm dieses Projekt nicht vorliege; ziehe man aber in Betracht, das es jetzt veröffentlicht worden sei, lägen die entsprechenden Bauverträge mindestens einhalb bis zwei Jahre zurück - "und zu dem Zeitpunkt galten auf dem Markt noch völlig andere Preise."

Dass in der Baubranche eine Ausnahmesituation bestehe, bestätigt die Sprecherin der Architektenkammer von Baden-Württemberg, Carmen Mundorff: "Im Moment bekommen unsere Architekten im Land einfach keine Angebote, wenn überhaupt, nur nach vorheriger telefonischer Abfrage und dann mit deutlich erhöhten Preisen."

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